Cloud, Software / IT: 15.03.2021

RBB setzt auf mobilen Ingest per Smartphone

Ein neues Redaktions-Ingest-System des RBB ermöglicht es mobilen Journalisten, vor Ort produziertes Drehmaterial per Smartphone direkt in das Produktionssystem des Senders einzuspeisen.

MoJo
Über eine web-basierte Upload-Oberfläche lassen sich die Files auf dem RBB-Smartphone selektieren, mit Metadaten versehen und ins Backend der MoJo-Plattform übertragen.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat ein neues Redaktions-Ingest-System für den mobilen Journalismus – kurz »MoJo« – eingeführt. Mit dem »MoJo-Ingest« lässt sich die Berichterstattung schneller und regional effizienter gestalten. Mobile Journalisten sind damit technisch in der Lage, Video-, Bild- und Tonmaterial direkt vom Ort der Aufnahme in das Produktionssystem des Senders hochzuladen. Für die Aufnahme selbst genügt dabei ein leistungsstarkes Smartphone. Kernstück der Lösung ist eine cloud-basierte »Platform as a service« (PaaS) für Processing und Ingest.

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Als Verbindung zwischen dem Smartphone am Produktionsort und dem Produktionssystem im Sender fungiert eine Plattform, die der Applikationsintegrator Netorium gemeinsam mit seinen Partnern Hiscale und Ministry of Code in zwei Phasen entwickelt hat. Das Projektteam seitens des RBB wurde tatkräftig durch Sommer + Spohr in der Projektdurchführung unterstützt.

Henry Schulze, Projektleiter des MoJo-Projekts, RBB
Henry Schulze, Projektleiter des MoJo-Projekts beim RBB.

»Uns war schon ziemlich früh klar, dass in leistungsfähigen Smartphones eine Riesenchance für guten und aktuellen Journalismus liegt. Was uns fehlte, war die Schnittstelle, über die das Material ohne großen Zeitverlust und schon grob aufbereitet im Sender landet und weiterverarbeitet werden kann. Der MoJo-Ingest ist genau auf unseren Bedarf und unsere Anforderungen zugeschnitten und macht die tägliche Arbeit unserer Journalisten um einiges einfacher«, sagt Henry Schulze, Projektleiter des MoJo-Projekts beim RBB.

In Phase 1 wurde zunächst die Funktionalität erstellt, mit der »smart« produziertes Videomaterial über eine spezielle Upload-Seite innerhalb der Räumlichkeiten der RBB-Standorte automatisch ins Produktionssystem gelangt.

In dieser ersten Phase wurde außerdem die responsive web-basierte Upload-Oberfläche entwickelt, mit der Files auf dem RBB Smartphone selektiert, mit den notwendigen, redaktionellen Metadaten versehen und ins Backend der MoJo Plattform übertragen werden können.

Das über die Oberfläche ins Produktionssystem des RBB übertragene, »smart« produzierte Material wird dann zunächst durch die Workflow Engine »Jobs« des Kölner Herstellers Hiscale prozessiert, mit »Flics« transkodiert und gemeinsam mit den übertragenen Metadaten aktiv in das Produktionssystem des RBB eingecheckt.

MoJo
Mit dem »MoJo-Ingest« lässt sich die Berichterstattung schneller und regional effizienter gestalten.

In Phase 2 wurde das System erweitert, sodass seitdem der Ingest auch von außerhalb des Campus via Internet möglich ist. Sicherheit gibt dabei eine vorgelagerte Private-Cloud-Instanz, die als »Landezone« für das »smart« produzierte Material fungiert. Sie schützt das Backend-System und verbessert die Lastverteilung. Die gesamte Kommunikation zwischen den Smartphones, der vorgelagerten Private-Cloud-Instanz und dem Backend verläuft verschlüsselt.

Die »Landezone« wird von Netorium im Auftrag des RBB als »Platform as a Service« (PaaS) gemeinsam mit den Partnern Hiscale und Ministry of Code betrieben.

In beiden Phasen zeichnet die Hiscale GmbH für die Implementierung der Funktionalitäten im Frontend (Upload-Oberfläche) und Backend verantwortlich. Den umfangreichen Anforderungen der Redaktionen des RBB wird durch den Einsatz der flexiblen Workflow Orchestrierung »Jobs« Rechnung getragen. Die Technologie bietet eine hohe Skalierbarkeit und ist aufgrund ihrer Kosteneffizienz bestens für den täglichen Betrieb geeignet.

Mit »Jobs« können Videoverarbeitungsaufgaben automatisiert sowie mehrere Systeme und Plattformen verbunden werden. So entsteht eine einheitliche Funktionsplattform, die für die automatische Annahme der Videodateien sorgt – samt Metadaten, Transkodierung und Weiterreichung ins hauseigene MAM-System mit allen RBB-spezifischen Parametern.

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Der RBB kann via Smartphone vorselektiertes Material jetzt leichter und schneller erhalten und rascher im News-Bereich umsetzen.

Die Private-Cloud-Infrastruktur und die DevOps-Dienstleistung im Rahmen des Projekts stammen vom Hamburger Cloud-Spezialisten Ministry of Code. Mit ihrem Cloud Framework »Clusterfish« stellt Ministry of Code eine leistungsfähige, hochverfügbare, software-definierte Cloud-Infrastruktur zur Verfügung, die eine einfache Integration und Skalierung ermöglicht. Darüber hinaus unterstützt und begleitet Ministry of Code die Inbetriebnahme ebenso wie den laufenden Betrieb mit ihrem DevOps-Team.

Mit Hiscale und Ministry of Code wählte Netorium zwei langjährige Partner, die nicht nur die funktionalen und betrieblichen Anforderungen umfassend bedienen können, sondern auch dem Anspruch des RBB in Hinblick auf Datenschutz und Nachhaltigkeit genügen.

So befinden sich alle eingesetzten Datencenter innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, alle beteiligten Projektpartner sind hier registriert und unterliegen der Datenschutzgrundverordnung und dem Bundesdatenschutzgesetz. Die gewählten Datencenter setzen beim Einsatz der bereitgestellten Hardware-Komponenten zu 100% regenerative Energien ein, so dass die vorgelagerte MoJo-PaaS-Plattform klimaneutral betrieben werden kann.

Mit der Umsetzung des Projekts zeigt Netorium die Vereinbarkeit von wirtschaftlichem Betrieb, Datenschutzkonformität und Nachhaltigkeit im Rahmen eines PaaS-Projektes.

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