The Future of Colour in Motion Picture
Wie wird maschinelles Lernen die Zukunft der Bildbearbeitung verändern? Antworten von Daniele Siragusano, Filmlight.

Die Evolution des Bildes
Wir bei FilmLight haben immer verstanden, dass das, was eine Kamera aufnimmt, nicht das fertige Bild ist, das Sie auf dem Bildschirm sehen. Die Kamera nimmt ein »latentes Bild« auf. Ob klassischer Film oder digitaler Sensor, beide zeichnen eine Fülle von Informationen über Licht und Farbe auf, die präzise entwickelt und geformt werden müssen, um eine bestimmte Geschichte zu erzählen. Diese unverarbeiteten Daten sind zwar unglaublich informationsreich, erfordern jedoch eine ausgeklügelte Bearbeitung, um zu der fesselnden, ansprechenden Darstellung zu werden, die wir als Film bezeichnen. Die Zeiten, in denen Digitaltechnik in ästhetischer Hinsicht dem Film unterlegen war, sind weitgehend vorbei. Moderne Digitalkameras können bei richtiger Handhabung ein unvergleichliches Maß an Abstraktion und Immersion erreichen. Unsere Mission ist es, die Werkzeuge bereitzustellen, mit denen dieses Potenzial ausgeschöpft werden kann.
Neue Grenzen
Jahrelang waren Werkzeuge zur Farbmanipulation deterministisch – man passte eine Einstellung an und das Bild veränderte sich vorhersehbar. Bei FilmLight haben wir uns einen Namen damit gemacht, Coloristen eine präzise Kontrolle über diese Werkzeuge zu geben, damit sie jede Nuance eines Bildes herausarbeiten können.

Dank der Fortschritte im Bereich des maschinellen Lernens stehen wir vor einer neuen Ära der Bildbearbeitung. Neue Funktionen werden verfügbar sein, die ganze Bilder oder sogar Bildsequenzen analysieren und auf abstrakte Weise tiefgreifend verstehen können. Das eröffnet neue Möglichkeiten:
Unsere Systeme werden in der Lage sein, noch mehr aus Kameradaten zu rekonstruieren und wertvolle zusätzliche Informationen wie Depth Maps, Objektsegmentierung oder präzise Shading Daten zu liefern. Das erhöht die kreative Freiheit und beschleunigt die Umsetzung der Visionen des Regisseurs. Wir sind bestrebt, diese umfangreichen Daten in unseren Tools zugänglich und nutzbar zu machen. Der Großteil unserer aktuellen Entwicklungsarbeit konzentriert sich auf die Bereitstellung einer robusten Infrastruktur, um diese neuen zusätzlichen Informationskanäle zu ermöglichen.

Wir werden völlig neue Möglichkeiten zur Bearbeitung von Bildern und Filmen entdecken, indem wir diese zugrunde liegenden abstrakten Darstellungen manipulieren. Auch wenn einige dieser neuen Funktionen zunächst »chaotisch« erscheinen mögen – eine kleine Änderung der Eingabe kann zu einer erheblichen Änderung des Ergebnisses führen –, ist es unser Ansatz bei FilmLight, diese Leistungsfähigkeit verantwortungsbewusst zu nutzen. Wir stellen uns vor, dass diese KI-gesteuerten Funktionen in unsere vertrauten, hochgradig vorhersehbaren Farbmanipulationstools einfließen und es einem menschlichen Coloristen ermöglichen, die Ergebnisse zu verfeinern und zu steuern. So bleibt die Kunst immer in den Händen des Künstlers.
Intelligente Automatisierung
Diese maschinellen Lernfunktionen ermöglichen die Automatisierung vieler zeitaufwändiger, nicht kreativer Aufgaben, wie beispielsweise das mühsame Rotoskopieren, das Ausbalancieren von Aufnahmen oder das präzise Abgleichen von Prozessen. Wir erwarten keine 100-prozentige Perfektion von diesen Funktionen des maschinellen Lernens, da der menschliche Colorist in unserer intuitiven Umgebung die Ergebnisse jederzeit verfeinern kann.
Es geht nicht darum, die menschliche Kreativität zu ersetzen, sondern sie zu fördern. Durch die Rationalisierung dieser technischen Aufgaben können Coloristen ihre wertvolle Zeit und ihr Talent auf die wirklich kreative Arbeit konzentrieren, die einem Projekt einen unvergleichlichen Mehrwert verleiht. Diese neue Technologie kann Vorschläge liefern und so einen effizienteren und kreativeren Arbeitsablauf ermöglichen.

Technologie im Dienste der Kunst
Bei FilmLight wird unsere Arbeit von zwei Grundprinzipien geleitet, die unsere gesamte Entwicklungsphilosophie bestimmen:
- Bietet eine neue Technologie eine höhere oder andere Form des kreativen Ausdrucks?
- Steigert eine neue Technologie die Effizienz, ohne den kreativen Ausdruck zu beeinträchtigen?
Wenn eine Technologie beide Kriterien erfüllt, wird sie zu einem integralen Bestandteil des Filmemachens. Die digitale Farbkorrektur, die wir entwickelt und verfeinert haben, ist ein Paradebeispiel für diesen Erfolg. Wir glauben, dass diese neuen Berechnungsmethoden, insbesondere solche, die maschinelles Lernen nutzen, die Zukunft der Farbe in den nächsten zehn Jahren tiefgreifend und positiv prägen werden.
Wir sind bestrebt, diese Fortschritte so in unsere Baselight-Systeme zu integrieren, dass die Kunst der Farbkorrektur gewahrt bleibt, die kreative Kontrolle verbessert und die Effizienz des Arbeitsablaufs drastisch gesteigert wird. Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Technologie sich weiterentwickelt und dabei stets ihrem eigentlichen Zweck dient: Filmemachern dabei zu helfen, beeindruckende Geschichten zu erzählen.