Recording, Test, Top-Story: 31.07.2003

Hochkant-Brüder

Immer öfter arbeiten Videorecorder nur noch als PC-Peripherie: Für die weitgehend baugleichen DV-Recorder BR-DV3000 von JVC und AG-DV2500 von Panasonic ist das aber kein Problem, sondern klare Bestimmung.

Mal silber, mal schwarz: Den AG-DV2500 von Panasonic und den BR-DV3000 von JVC unterscheidet aber etwas mehr als nur die Gehäusefarbe und die Beschriftung: Die Geräte sind bauähnlich, aber nicht identisch. Im Test der beiden Geräte erfahren Sie welche Stärken, Schwächen und Unterschiede die beiden zu bieten haben.

Zwar lassen sie sich auch ohne PC benutzen, aber der Standalone-Betrieb stand bei der Konzeption der Geräte ganz sicher nicht im Vordergrund. Die kleinen Recorder sind als Partner für die Rechnerwelt konzipiert: zum Ein- und Ausspielen von Material bei Editing- und Bearbeitungs-PCs, als Feeder bei Analyse-Systemen. Damit die Desktop-Recorder an ihrem Bestimmungsort weniger Platz weg nehmen, legen JVC und Panasonic einen Standfuß bei, mit dessen Hilfe die Recorder auch hochkant sicher stehen.

Weil beide Recorder recht ähnlich sind, ist im Folgenden nur noch vom JVC-Gerät BR-DV3000 die Rede, aber die Angaben gelten in allen wesentlichen Aspekten auch für den AG-DV2500 von Panasonic.

Die kompakte Baugröße (17,4 x 6,8 x 26 cm) lässt auf der Gerätefront nur wenig Raum für die wichtigsten Tasten. Kaum Knöpfe am Gerät, das deutet oft auf umfangreiche Fernbedienfunktionalität hin, und so ist es auch beim DV3000. Per IR-Fernbedienung lässt er sich kommod kommandieren, über die DV-In/Out-Buchse kann er vom PC oder anderen DV-Geräten aus ebenfalls gesteuert werden. Wer eher an eine Studioumgebung oder an ein Analysesystem als Einsatzzweck für den DV-Recorder denkt, der freut sich über die 9-Pin-RS-422-Buchse. Einen mit »Serial« beschrifteten Miniklinkenanschluss gibt es ebenfalls. Dort lässt sich die relativ simple, von JVC separat erhältliche Kabelfernbedienung RM-G30 anschließen.

In puncto AV-Buchsen herrscht beim BR-DV3000 kein Überfluss: Gerade mal zehn Anschlüsse stehen hier für den Signalaustausch bereit. Digitale Audio- und Videosignale liefert und akzeptiert der PC-Recorder über die DV-Buchse (IEEE-1394). Der Rest ist analog: als Eingang 2 x Audio (Cinch), 1 x FBAS (Cinch), 1 x Y/C (Hosiden/4-Pol-Mini-DIN) und dasselbe noch einmal als Ausgang. Auf der Vorderseite des Recorders gibt es eine Mikrofonbuchse (Miniklinke, Mono).

Der Fokus auf den Computer-Einsatz und der Blick auf die Kosten bewogen die Konstrukteure des BR-DV3000 wohl, auch bei den Anzeigen knausrig zu agieren: kein LC-Display, keine Timecode-Anzeige, nur ein paar LEDs kennzeichnen die nötigsten Statusangaben direkt am Gerät. Wer mehr wissen will, der muss die entsprechenden Daten per Menü ins Bild einblenden. Alles akzeptabel: Besonders wenn der Recorder vom PC aus gesteuert wird, kann man mit diesen Beschränkungen gut leben.

Im Audio-Bereich ging die Sparwut für den Geschmack der Tester allerdings zu weit: Gerade mal drei LEDs für Kanal 1/3 und 2/4 spendierte JVC dem kleinen DV-Maschinchen als Pegelanzeige. Das ist zu wenig, um wirklich damit aussteuern zu können, der Nutzen bleibt rudimentär: Zappeln die LEDs, dann gibt es wohl ein Tonsignal – für diese Information hätte auch ein einziges Lämpchen gereicht. Einen Pegelregler für die Tonaussteuerung hat der DV3000 aber ohnehin nicht. Auch beim DV3000 bleibt der Ton damit ein Stiefkind, eine weit verbreitete Unsitte im gesamten Videobereich.

Neben DV spielt der kleine Hochkant-Recorder auch DVCVAM-Kassetten ab. Bei DVCPRO und auch bei Longplay-DV verweigert er dagegen den Dienst. Aufgenommen wird immer in DV. Als Testsignal kann der kleine Schwarze einen Farbbalken abgeben.

In einem Bereich bietet der DV3000 überraschend viel Funktionalität: Der Standbildmodus lässt sich mehrfach variieren. Per Menü ist etwa einstellbar, ob pro Tastendruck auf »F.Adv« oder »F.Rev« um ein Halbbild oder ein Vollbild weiter geschaltet werden soll. Auch die Field-Präferenz kann der Anwender selbst bestimmen: Soll im Frame-Advance-Modus das erste oder das zweite Halbbild bevorzugt werden?

Andererseits fehlt im Paket des BR-DV3000 jegliche PC-Software, was beim Zielmarkt dieses Recorders schon als Manko gelten kann. Zwar ließ sich der DV3000 im Test problemlos via IEEE-1394 in den üblichen Laufwerkfunktionen steuern, aber schließlich bietet er ja auch noch eine RS-422-Schnittstelle, über die prinzipiell noch viel mehr Funktionen zur Verfügung stehen. Da wäre es doch ein schöner Zug, wenn JVC auf einer CD eine kleine Applikation hierfür mitliefern würde.

Trotz dieser Kritikpunkte ist der BR-DV3000 ein flottes Maschinchen: in jedem Wortsinn. Er ist klein, praktisch als PC-Ergänzung und spult viel schneller, als ein Camcorder das kann.

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T_0703_Test_DV3000_DV2500_L.pdf