Kamera, Test, Top-Story: 02.07.2011

Praxistest Canon-Camcorder XA10: Innere Werte

So klein und will schon ein Profi sein? So ganz sicher ist Canon sich da offenbar auch nicht: Mit dem XA10 verspricht Canon seinen Kunden einen kompakten Camcorder mit professionellem Anspruch, der aber nicht zur höherwertigen und teureren XF-Baureihe dieses Herstellers gehört. So liegt der XA10 eigentlich trotz XLR-Buchsen unterhalb der Profiklasse — aber er ist trotzdem nicht uninteressant, vor allem weil er Optik und Sensor aus dem Profilager geerbt hat. film-tv-video.de hat den Canon XA10 auf seine Profi-Tauglichkeit getestet.

Der XA10 basiert in wesentlichen Teilen auf dem Consumer-Camcorder Canon Legria HF G10. Schon beim Betrachten der beiden nahezu baugleichen Gehäuse wird die Verwandtschaft offensichtlich. Vergleicht man die Datenblätter, so sind die beiden Geräte auch in der Signalverarbeitung und den zur Verfügung stehenden Menü-Optionen fast identisch. Funktionen wie das Peaking zur Unterstützung beim manuellen Scharfstellen oder das Zebra zur Belichtungskontrolle bietet nämlich auch der Legria HF G10. Die wichtigsten Unterschiede zwischen Consumer-Modell und XA10 sind der Handgriff mit professionellen Audio-Optionen, ein mit 64 GB doppelt so großer interner Speicher sowie die zusätzliche Möglichkeit, Infrarot-Aufnahmen zu machen.

Neben den XLR-Anschlüssen besitzt der XA10 weitere Anleihen aus dem professionellen Canon-Lager: Objektiv und Sensor entstammen dem kürzlich von film-tv-video.de getesteten Canon XF100, dessen Bildqualität im Test durchaus überzeugte (siehe Test). Durch seine geringe Baugröße soll sich der XA10 Aufnahmesituation eignen, in denen geringes Volumen und Gewicht des Geräts entscheidend sind und dennoch ordentliche Bildqualität gefordert ist.

Der Knackpunkt, weshalb der XA10 nicht XF10 heißen darf, ist die Aufzeichnung: Während die XF-Camcorder 4:2:2-Signale mit bis zu 50 Mbps speichern, ist der XA10 auf AVCHD (also 4:2:0) mit 24 Mbps beschränkt.

Eckdaten

Canons XA10 ist ein semiprofessioneller Kompakt-Camcorder, der mit einem 1/3-Zoll-CMOS-Sensor mit 2,37 Millionen Bildpunkten bestückt ist. In der höchstmöglichen Qualitätsstufe zeichnet der Camcorder AVCHD-kodierte Videosignale im Raster 1920 x 1080 bei 50i/25p und einer Datenrate von 24 Mbps (VBR) auf. Tonsignale werden auf zwei Kanälen in das Dolby Digital AC-3-Format kodiert. Der Camcorder speichert das Material als mts-Dateien auf dem 64 GB großen, internen Speicher. Wahlweise können die Daten auch auf SD-Karten aufgezeichnet werden: dafür sind zwei Kartenslots vorgesehen.

Das 10-fach Zoomobjektiv des XA10 bietet eine Anfangsbrennweite, die dem Kleinbildäquivalent 30,4 mm entspricht. Die größtmögliche Blendenöffnung beträgt Blende 1.8 bei maximalem Weitwinkel. In voller Telestellung ist noch eine Öffnung der Blende bis zum Wert 2.8 möglich. Das Objektiv weist einen robusten und griffigen Metallring auf, der einzig und allein dem manuellen Scharfstellen dient. Fürs Einstellen von Blende oder Brennweite ist der Bedienring nicht nutzbar.

Zur Steuerung nahezu aller Camcorder-Funktionen sowie zur Bedienung des Menüs dient der berührungsempfindliche, ausklappbare Bildschirm. Dieses LCD-Display misst 3,5 Zoll (8,8 cm) in der Diagonale und weist rund 922.000 Bildpunkte auf. Wahlweise kann zur Bildkontrolle auch der kleine 0,24-Zoll-Sucher mit 260.000 Bildpunkten benutzt werden.

Inklusive Handgriff, Mikrofonhalterung und mitgeliefertem Akku wiegt der XA10 gut 800 Gramm. Das Gerät ist laut Canon seit April 2011 zu einem Brutto-Listenpreis von knapp 2.000 Euro erhältlich. Zum Vergleich: Das fast baugleiche Consumer-Modell Legria HF G10 ist zum Testzeitpunkt zu einem Brutto-Listenpreis von knapp 1.500 Euro zu haben, bietet aber etwa keine XLR-Buchsen.

Aufzeichnungsformat, Auflösung und Postproduction

Der XA10 zeichnet Video im AVCHD-Codec auf. Per Menü kann zwischen fünf Qualitätsstufen gewählt werden, die sich in Datenrate und Auflösung unterscheiden. Im Raster 1920 x 1080 bietet der Camcorder die Aufzeichnung im MXP-Modus mit 24 Mbps sowie im FXP-Modus mit 17 Mbps. Unterhalb dieser Qualitätsstufen wechselt der XA10 in das Raster 1440 x 1080. Hier steht ein als XP+ bezeichneter Modus bereit, der Video mit 12 Mbps kodiert. Der SP-Modus verwendet 7 Mbps und der LP-Modus 5 Mbps, alle bei einer Auflösung von 1440 x 1080. In sämtlichen Qualitätsmodi kann zwischen den Bildraten 50i und 25p gewählt werden. Die Aufzeichnung in 720p ist nicht möglich.

Bei höchster Signalqualität, dem MXP-Modus, passen auf den internen 64 GB-Speicher knapp 6 Stunden Material. In der niedrigsten Qualitätsstufe LP fasst der interne Speicher über 24 Stunden. Die genaue Aufnahmedauer hängt jedoch vom Motiv ab, da der XA10 in allen Qualitätsstufen eine AVCHD-Kodierung mit variabler Datenrate durchführt. Der XA10 nutzt — wie schon erwähnt — 4:2:0-Farb-Sampling.

Die erzeugten mts-Dateien lassen sich in einigen Schnittsystemen wie zum Beispiel Adobe Premiere direkt nativ importieren und verarbeiten. Da es sich bei AVCHD um einen sehr effektiven und hochkomplexen Codec handelt, der über viele Einzelbilder hinweg kodiert, ist für einen flüssigen Schnitt ein leistungsstarkes System notwendig.

Nutzer von Final Cut Pro müssen die Dateien aus dem XA10 zunächst in den Pro-Res-Codec wandeln, weil Apple AVCHD nicht nativ unterstützt.

Bildqualität

Der XA10 liefert für einen Kompakt-Camcorder eine recht ordentliche Bildqualität. Die Bilder wirken scharf und die Farben kräftig. Auch Szenen mit hohem Kontrast fängt der XA10 gut ein und bewahrt viele Details. Die Bilder wirken hier trotz AVCHD-Kompression noch relativ natürlich. Dies gilt zumindest für die Aufnahme in den beiden Modi mit einer Auflösung von 1920 x 1080. Reduziert man die Auflösung und Datenrate, hat dies deutlichen Einfluss auf die Bildqualität. Bei den Testaufnahmen einer Straßenszene wurde die Struktur der mit Steinen gepflasterten Wege deutlich unschärfer, Schilder waren nicht mehr gut lesbar. Auch die Schienen der Straßenbahn wurden glattgebügelt und verschwanden in der stärkeren Kompression des Codecs. Am Ende des Textes stehen native Dateien der genannten Szenen zum Download bereit — damit können Sie die beschriebenen Effekte selbst beurteilen.

Bei den Testaufnahmen unter Dämmerlicht und am späten Abend fielen die erwähnten Artefakte der qualitativ schlechteren Codecs noch mehr ins Gewicht. Erfolgte die Aufnahme im hochwertigen MXP- oder FXP-Modus, hinterließen die Bilder aber einen überzeugenden Eindruck. Selbst bei einem Verstärkungswert von +12 dB blieb das Bildrauschen vertretbar und beeinflusste den Bildeindruck nicht allzu negativ.

Testaufnahmen, die mit dem XA10 realisiert wurden. Das Originalmaterial im AVCHD-Format wurde zunächst in Pro Res 422 gewandelt, geschnitten und dann für den Upload bei Vimeo erneut kodiert. Am Textende stehen deshalb für alle, die noch genauer sehen wollen, was der XA10 kann und wo er Schwächen hat, Originaldateien zum Download bereit.

Bedienkonzept und Handling

Am Gehäuse des XA10, finden sich kaum Tasten, Schalter oder Knöpfe. Die gesamte Bedienung des Camcorders basiert zum Großteil auf dem berührungsempfindlichen Display. Zur intuitiven Navigation im Menü und zum Einstellen grundlegender Camcorder-Optionen funktioniert dies auch sehr gut: Das Display reagiert zuverlässig auf den Druck des Zeigefingers, sogar Wischbewegungen werden erkannt und können zum zügigen »Durchblättern« von Menüpunkten genutzt werden. Negativer Nebeneffekt der Touchscreen-Bedienung: Mit der Zeit bleiben unvermeidbar Schmierspuren und etliche Fingerabdrücke auf der Bildschirmoberfläche zurück, die stören. Hier muss der Anwender öfters zum Tuch greifen und das Display reinigen. Für alle Fälle legt Canon auch einen so genannten »Stylus-Pen« bei, mit dem sich der Touchscreen bedienen lässt.

Wichtiger Bedienaspekt: Die Einstellmenüs hängen von der grundlegenden Modus-Einstellung des Geräts ab, die mit einem Schalter eingestellt wird. Hier stehen Auto, Manuell und Cinema zur Auswahl.

Die Touchscreen-Bedienung funktioniert bei der Menüeinstellung und dem grundlegenden Camcorder-Set-Up noch ganz ordentlich, erweist sich beim Dreh jedoch als unvorteilhaft, wenn man mit professionellem Anspruch an das Gerät herangeht und den Vollautomatikmodus verlässt: Die Bedienung von Aufnahmeeinstellungen über den Touchscreen ist umständlich und zeitraubend. Hat man genügend Zeit, eine Aufnahme vorzubereiten, so können auch per Touchscreen sämtliche Einstellungen sehr variabel getroffen werden — für den normalen Drehalltag und das schnelle Reagieren während der Aufnahme ist das allerdings nicht ausreichend.

Beim Handling kann der kleine Canon hingegen punkten: Für ein so kompaktes Gerät liegt der XA10 erstaunlich gut und stabil in der Hand. Der Camcorder macht einen wertigen und robusten Eindruck. Die Zoomwippe ist zwar klein, lässt aber dennoch eine feinfühlige Steuerung der Brennweite zu. Die Bildstabilisierung hinterließ einen guten Eindruck. Aufnahmen aus der Hand und ohne Stativ führten zu durchaus akzeptablen Ergebnissen, trotz des geringen Gewichts und der dadurch hohen Verwacklungsgefahr (siehe Testaufnahmen). Gerade im eher kurzen Brennweitenbereich waren sehr ruhige Aufnahmen auch unter Laufbewegungen möglich. Hält man mit der linken Hand das ausgeklappte Display, lässt sich die Aufnahme auf einfache Weise weiter stabilisieren. Verwendet man hingegen ein Stativ, muss man beachten, dass es bei größeren Stativplatten zu Einschränkungen im Handling kommen kann: Im Test wurde eine Keilplatte aus dem Vinten-Vision-System benutzt. Die angeschraubte Platte stand an der Geräterückseite über die kompakten Abmessungen des Camcorders hinaus, zudem ließ sich der Akku nur nach dem Entfernen der Stativplatte wechseln. Wird der Akku abgenommen oder gewechselt, ist außerdem viel Fingerspitzengefühl gefragt: Aufgrund der kompakten Bauform gestaltet sich der Akkutausch sehr fummelig.

Das Ausklapp-Display lässt sich gut ablesen und zeigt viele Details. Bei den nächtlichen Testaufnahmen war selbst das schwach einsetzende Rauschen in den dunklen Bildbereichen zu erkennen. In sehr heller Umgebung muss man aber trotz der großen Display-Helligkeit auf den Sucher ausweichen. Der ist etwas fummelig, muss nach hinten ausgezogen werden und bietet keine Verstellmöglichkeiten, Zudem ist er sehr klein geraten und die Auflösung erlaubt keine echte Kontrolle von Bildqualität und Schärfe: insgesamt eine etwas mickrige Notlösung.

Anschlussmöglichkeiten

Das auffallendste Merkmal, das den XA10 äußerlich von den meisten anderen Geräten der Consumer-Klasse abgrenzt, ist der aufsteckbare und mittels Schrauben fixierbare Henkel mit XLR-Buchsen. Hier kann professionelles Audio-Equipment Anschluss finden. Die üblichen Schalter und Regler zur manuellen Tonkontrolle sind ebenfalls integriert. Auch der Betrieb von phantomgespeisten Mikrofonen ist möglich. Weiter findet sich auf der Oberseite des Griffs ein Start-Stopp-Knopf für die Aufnahme, eine kleine Zoomwippe für konstante Zoomfahrten sowie ein universeller Zubehörschuh, beispielsweise für ein Kopflicht. An der Front des Handgriffs ist zudem ein Tally-Lämpchen sowie eine Infrarot-Leuchte integriert.

Schön: Der Handgriff mit den XLR-Buchsen und der Audio-Einstellsektion findet kabellos über einen »Hot Shoe« Anschluss — das Gerät bleibt vergleichsweise kompakt und es hängt kein Kabel im Weg herum, das man unabsichtlich abstecken könnte.

Audioseitig besitzt das Gerät direkt am Gehäuse noch einen 3,5-mm-Klinkeneingang. Im Bereich der Handschlaufe versteckt bietet der XA10 einen Mini-HDMI-Out sowie einen USB-Anschluss zur Datenübertragung. Auch eine optionale Fernsteuerung zur Bedienung von Zoom-, Focus- und Recordfunktion lässt sich hier anschließen.

Auf der gegenüberliegenden Gehäuseseite und nur bei aufgeklapptem Display zugänglich: ein Kopfhöreranschluss, der über das Menü gepegelt und auch als analoger SD-Video- und Audio-Out genutzt werden kann. Gleich daneben liegt der analoge Komponenten-Ausgang des Geräts.

Eine Buchse für das Netzteil befindet sich unter einer Gummikappe an der Rückseite des XA10. Da sich im Lieferumfang des Camcorders kein separates Ladegerät befindet, muss der Akku direkt am Camcorder über diesen Anschluss aufgeladen werden.

Ausstattung

Neben dem bereits erwähnten Handgriff besitzt der XA10 als hardware-seitiges Ausstattungsmerkmal zwei SD-Kartenslots, was recht komfortabel ist. Sie befinden sich hinter einer Abdeckung, die nur bei aufgeklapptem Display zugänglich ist. Die beiden Slots lassen sich neben der normalen Videoaufnahme auch für die Relay-Recording-Funktion nutzen: Ist der interne Speicher voll, wird nahtlos auf Karte A, danach auf Karte B aufgezeichnet.

Außerdem beherrscht das Gerät das so genannte »Double Slot Recording«. Hier wird, um eine höhere Datensicherheit zu erreichen, das gleiche Signal in der gleichen Qualitätsstufe zeitgleich auf beide SD-Karten aufgezeichnet. Durchaus interessant ist auch die Kopier-Funktion: Material aus dem internen Speicher oder aus Slot A kann ausgewählt und auf die SD-Karte in Slot B kopiert werden. Auf der SD-Karte in Slot B wird dabei eine neue und vollwertige Verzeichnisstruktur mit den ausgewählten Clips erstellt. So können beispielsweise Aufnahmen aus dem internen Speicher mit solchen aus Slot A in einer neuen, funktionierenden Struktur kombiniert und von den gängigen Schnittsystemen als AVCHD-Dateisystem verarbeitet werden.

Wohl eher den Consumer-Wurzeln des XA10 geschuldet, ist Möglichkeit, das ausgewählte Material während des Kopiervorgangs auf Wunsch per Down-Konvertierung und in eine mpg-Datei zu wandeln, um die Clips beispielsweise direkt ins Internet laden zu können.

Canon hat dem XA10 drei frei belegbare Funktionstasten spendiert. Für die Tasten 1 und 2 (neben dem Display) kann zwischen neun zuweisbaren Funktionen gewählt werden. Beispielsweise kann man Taste 1 zum Umschalten von automatischem auf manuellen Fokus nutzen, während man Taste 2 für das Umschalten zwischen 2 Weißabgleichseinstellungen verwendet. Die mit einem Wahlrad kombinierte Funktionstaste 3 (am Geräteheck) kann beispielsweise zur manuellen Belichtungseinstellung (Blende, Verschlusszeit, Verstärkung) genutzt werden.

Dass sich die drei Funktionstasten nur mit einem Bruchteil der eigentlich verfügbaren Gerätefunktionen belegen lassen, soll wohl vor allem der Übersichtlichkeit dienen. Anders ist es kaum nachzuvollziehen, warum sich wichtige Funktionen wie Peaking oder Zebra nicht auf eine dieser Funktionstasten legen lassen und stattdessen nur umständlich über den Touchscreen ein- und ausgeblendet werden können. Gerade in unvorhersehbaren Drehsituationen würde diese Möglichkeit die Arbeit enorm erleichtern. Zudem lassen sich die Funktionstasten 1 und 2 nur bei aufgeklapptem Display bedienen. Funktionstaste 3 hingegen befindet sich auf der Rückseite und ist jederzeit nutzbar.

Schaut man auf die inneren Werte, so erinnert der XA10 trotz der aus Profisicht sehr eingeschränkten Bedienfunktionalität, in der Tat an professionellere und teurere Camcorder, wenn auch hier mit einigen Einschränkungen, die der Baugröße und dem Preis geschuldet sind. So sind als Fokushilfen neben der im Consumer-Bereich üblichen Ausschnittvergrößerung, auch eine Peaking- sowie eine Waveform-Edge-Monitor-Funktion mit an Bord. Zudem wird die eingestellte Entfernung während der manuellen Fokussierung angezeigt, wahlweise in Meter oder Fuß.

Das Peaking lässt sich gleichzeitig für Display und Sucher aktivieren. Optional kann das Videosignal dabei auf schwarz/weiß-Darstellung geschaltet werden, um das farbige Peaking etwas besser zu erkennen. Dazu lässt sich die Kantenanhebung zwischen den Farben rot, blau und gelb umschalten. Weitere Anpassungen können jedoch nicht vorgenommen werden. Das ist schade, denn die Peaking-Darstellung ist etwas grob geraten und sollte ab Werk feiner abgestimmt sein, um sie wirklich sinnvoll nutzen zu können. Oft werden hier viele Bilddetails zugeschmiert. Zudem lässt sich das Peaking nur über den Focus-Menüpunkt aktivieren und und deaktivieren – und ist somit ungeeignet für Situationen, in denen es schnell ein- und ausgeschaltet werden soll.

In besonders kniffligen Situationen empfiehlt es sich, das wenig differenzierte Peaking mit der Ausschnittvergrößerung zu kombinieren und so eine höhere Sicherheit beim Fokussieren zu erzielen. Beim professionelleren Handheld-Camcorder XF100 hat Canon dieses Detail wesentlich besser gelöst: Dort gibt es zwei Peaking-Presets, die in ihrer Darstellung völlig frei konfigurierbar sind und zudem auf eine beliebige Taste gelegt werden können.

Der als weitere Fokushilfe enthaltene Edge-Monitor interpretiert scharfe Bildbereiche mit hohen Frequenzen und stellt diese in einem schmalen Balken im unteren Display-Bereich dar. Das ist zwar nicht so intuitiv nutz- und begreifbar wie die Peaking-Funktion, funktioniert nach etwas Gewöhnung und Übung aber recht gut. Allerdings gibt es auch hier eine bedeutende Einschränkung, denn die Funktion ist nur auf dem Display und nicht im Sucher verfügbar und sie kann auch nur per Touchscreen angewählt werden. Zudem bleibt sie nur solange aktiv, wie der entsprechende Focus-Menüpunkt aufgerufen wurde. Schließt man das Menü und kehrt in die für die Aufnahme standardmäßige Display-Darstellung zurück, erlischt auch der Edge-Monitor.

Eine interessante Funktion bei manuellem Fokusbetrieb ist »Focus-Preset«. Hier lässt sich per Touchscreen-Bedienung eine Entfernungseinstellung speichern, die dann auf Abruf rasch und sicher scharfgestellt wird. In statischen Drehsituationen sind so reproduzierbare und exakte Schärfeverlagerungen möglich.

Ebenfalls vorhanden: eine Touch-AF-Funktion mit der man auf den Bereich scharfstellen kann, den man auf dem Display antippt. Dies funktionierte grundsätzlich recht gut. Ein versierter Anwender wird den Touch-Autofokus aber wohl eher als Spielerei sehen und zum gezielten Scharfstellen auf den Fokusring am Objektiv in Kombination mit der Peaking-Darstellung zurückgreifen.

Als Hilfe zur Belichtungseinstellung bietet der Canon zwei Zebra-Presets: einmal werden Bildbereiche mit einem Signalpegel von 70% markiert, das andere Mal Pegel mit 100 % oder mehr. Die Zebra-Presets lassen sich leider nicht weiter anpassen, und es ist auch nicht möglich, das Zebra auf eine der Funktionstasten zu legen — wieder eine vertane Chance, das Gerät besser für professionelle Anwender zu optimieren.

Zur Kontrolle des Signalpegels kann neben dem Zebra, auch eine Waveform-Anzeige genutzt werden. Aber wie schon beim oben erwähnten Edge-Monitor, muss auch für das Nutzen dieser Funktion das entsprechende Untermenü geöffnet bleiben. Ein Einblenden per Funktionstaste während des normalen Betriebes oder gar während der Aufnahme ist nicht möglich.

Neben der Vollautomatik zur Belichtungseinstellung und der manuellen Belichtung gibt es auch noch die bekannten Belichtungsprogramme der Zeitautomatik (Av) sowie der Blendenautomatik (Tv). Außerdem sind spezielle Programme für Spotlght-Situationen, Feuerwerke, Sonnenuntergänge vorhanden.

Aus professioneller Sicht erwähnenswert ist noch die integrierte 3-Sekunden-Cache-Recording-Funktion des XA10, sowie die Möglichkeit, die Farbtemperatur manuell in 100-Kelvin-Schritten anzupassen. Auch eine Fotofunktion steht zur Verfügung. Die Standbilder werden mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixel gespeichert. Zeitlupe und -raffer sowie Intervallaufnahmen sind nicht möglich.

Fazit

Bei den inneren Werten erfüllt Canon mit dem XA10 die Erwartungen: Bildqualität und Funktionsumfang stimmen für einen Camcorder dieser Größe und Preisklasse. Die für ein Gerät mit professionellem Anspruch notwendigen, manuellen Verstellmöglichkeiten sowie die XLR-Tonanschlüsse sind vorhanden. In Kombination mit der extremen Kompaktheit und dem geringen Gewicht des Camcorders entsteht so ein Paket, das auch für Profi-Anwender interessant sein kann.

Wie schon beim größeren Canon XF100 ist auch beim XA10 der Sucher keine große Hilfe. Angesichts des günstigeren Anschaffungspreises sowie der Herkunft aus dem Consumer-Lager muss man diesen Mangel aber verschmerzen.

Als größten Nachteil des XA10 sehen die Tester die fast durchgängige Touchscreen-Bedienung, die speziell in spontanen Aufnahmesituationen hinderlich ist. Viele im Grunde hilfreiche Funktionen, die der XA10 mitbringt, verstecken sich in den Tiefen des Menüs. Mehr Freiheit in der Belegung der drei verfügbaren Funktionstasten wäre da sehr wünschenswert, hilfreich und praxisnah. Kennt man jedoch die Einschränkungen und Verzögerungen, die sich durch das aus der Consumer-Welt stammende Bedienkonzept ergeben können, lässt es sich mit dem ultrakompakten Canon durchaus arbeiten und man kann Ergebnisse erzielen, die für ein Gerät der Preisklasse und Baugröße des XA10 qualitativ durchaus überzeugen.

Tests konkurrierender Geräte finden Sie unter den unten eingefügten Links.

Downloads zum Artikel:

01_25p_MXP.MTS
02_25p_FXP.MTS
03_25p_XP_.MTS
04_25p_SP.MTS
05_25p_LP.MTS
01_50i_MXP.MTS
02_50i_FXP.MTS
03_50i_XP_.MTS
04_50i_SP.MTS
05_50i_LP.MTS

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