Branche, Interview, Top-Story: 01.02.2005

Stefan Hennecke: HD-Jahr 2005?

50 Insider aus verschiedenen Bereichen der Film-, TV- und Videobranche haben die Fragen von www.film-tv-video.de zum Thema HD beantwortet. Eine Zusammenfassung analysiert die Stimmung in der Branche, zudem stehen auch die Antworten der einzelnen Befragungen in voller Länge zur Verfügung. In diesem Beitrag lesen Sie die Antworten von Stefan Hennecke. (Zum Download bitte auf den Dateinamen am Ende des Artikels klicken.)

B_0105_dpc_HenneckeStefan Hennecke ist Leiter Playout beim Digital Playout Center (DPC) in München. DPC ist als Dienstleister unter anderem für Premiere tätig und spielt deren Programme automatisiert aus.

**Welche Bedeutung hat HD heute in Ihrem Tätigkeitsbereich? Wie und wann wird sich das aus Ihrer Sicht ändern?

Derzeit kaum Bedeutung, es fängt gerade erst an. Im Verlauf des Jahres 2005 wird das Thema sicherlich für mich an Dynamik gewinnen. Hier stehen Entscheidungen über HD-Equipment im Bereich Playout an.

**Beim Thema HD wird in Deutschland oft von der Signalwirkung gesprochen, die von der Fußball-WM 2006 ausgehen werde. Wie beurteilen Sie dieses Thema?

Für mich ist die WM die Chance schlechthin, um HD einzuführen. Gewöhnlich wird vor solchen Ereignissen nochmals in einen Fernseher investiert, die schicken Flachen LCDs sind erschwinglich geworden, benötigen aber bessere Signale, damit es auch nach etwas aussieht. Große flache Bildschirme brauchen HD-Signale.

**Welches Hindernis hemmt derzeit die Verbreitung von HD im Markt am meisten? Wie könnte man dem begegnen? Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit HD in Deutschland alltägliche Realität wird?

Es fehlt interessanter Content, der regelmäßig zu sehen ist: Filme, Sport, Dokumentationen. Leider sind die Verbreitungskosten noch deutlich höher als bei SD, da mehr Bandbreite benötigt wird. In den nächsten ein bis zwei Jahren wird sich das aber durch den Einsatz von neuen Kompressions-Technologien wie H.264 und WM9 ändern.
HD wird aber trotz besserer Kompression in der Verbreitung immer mehr Bandbreite als SD benötigen. Außer im Abo-TV – wozu ich Premiere und wegen der Gebühren auch die Öffentlich-Rechtlichen rechne – ist mir unklar, wie die Mehrkosten gegenfinanziert werden können.
Zudem: Nicht jeder Content benötigt HD. Nachrichten zum Beispiel, Informationssendungen und Talkshows kommen auch sehr gut mit SD klar. Aus diesem Grunde wird es langfristig beide Standards parallel geben.

**Wann werden die Zuschauer in Deutschland regelmäßig bei mehreren Sendern HDTV sehen können? Spielt das für Ihren Tätigkeitsbereich eine Rolle? Was erwarten Sie beim Thema HDTV von den öffentlich-rechtlichen Anbietern, was von den privaten?

Premiere will im November 2005 mit drei Kanälen starten, das spielt für mich als Dienstleister von Premiere natürlich eine Rolle. Ich hoffe, dass auch von ProSiebenSat.1 weitere Ausstrahlungen geplant sind.

**Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht der Consumer-Markt mit Technologien wie HDV in der Aufzeichnung, mit HD-DVD und der zunehmenden Verbreitung von Plasma- und LC-Displays?

Angesichts der Erfolgsstory DVD würde ich mich nicht wundern, wenn die HD-DVD der Wegbereiter für HD in Europa ist. Erschwingliche Flachbildschirme gehören natürlich auch dazu.

**Wie sollte aus Ihrer Sicht ein europäischer HDTV-Standard aussehen? Nennen Sie uns bitte die Eckwerte und ergänzen Sie diese mit einer kurzen Begründung.

Idealerweise 1080 Zeilen bei 50 progressiven Bildern. Da dies technisch außer in der Produktion noch nicht möglich ist, muss man mit 50 Interlaced-Bildern leben.
Der heutige Standard hat 576 aktive Zeilen, ein neuer Standard mit 720 Zeilen bedeuted lediglich eine Zeilenzahl Erhöhung um 25 %. Beim Einsatz von 1080 Zeilen sprechen wir immerhin fast von einer Verdoppelung der Zeilenzahl, das erscheint mir doch wesentlich in diesem Zusammenhang.
Für 720 Zeilen spricht, dass heutige Displays dies ohne Skalierung darstellen können, was sich anhand der rasanten Entwicklung im LCD-Bereich aber von selbst erledigen wird. Das Argument, dass sich progressiv besser komprimieren lässt, ist für mich nur bedingt gültig. Tatsache ist, dass aus der SD-Welt viel Erfahrung und Know-how in der Kompression von Interlaced-Bildern vorhanden ist.

**Was wollen Sie uns noch zum Thema HD mitteilen?

HD ist für mich die interessanteste Entwicklung seit Einführung des Farbfernsehens. Die Digitalisierung hat zwar die Vielfalt erhöht, ein neues Seherlebnis wird aber erst durch HD möglich. Die Zeit ist reif dafür!

Downloads zum Artikel:

T_0105_HD_DPC_Hennecke.pdf

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