Messe: 26.04.2012

NAB2012: Autodesk im Wandel?

Die neue Mac-Version von Smoke war das NAB2012-Highlight bei Autodesk, ein Blick auf das Umfeld und die Hintergründe eröffnet aber eine neue Perspektive auf den Postproduction-Markt — und auch auf eine neue Konkurrenzsituation zwischen Adobe und Autodesk.

Wie der Rest der Branche, hat sich auch der Postproduction-Markt in den vergangenen Jahren zunehmend rasch verändert — und dementsprechend hat auch Autodesk verschiedentlich darauf reagiert, seine Preise und seine Produktpalette entsprechend verändert. Der jüngste Schritt bei Smoke markiert nun einen weiteren deutlichen Einschnitt — und zwar keineswegs nur bei diesem konkreten Produkt, sondern darin, wie Autodesk offenbar den Markt bewertet und einschätzt.

Die erste Version von Smoke on Mac (Test) war im Markt nicht erfolgreich: zu teuer und von der Bedienphilosophie zu ungewohnt für die eigentlich erwünschte, breitere Zielgruppe der mac-basierten, kleineren Postproduktionsbetriebe, die im Autodesk-Jargon als »Post-Boutiques« bezeichnet werden. Das gibt Autodesk mittlerweile auch erstaunlich offen zu und deshalb hat man mit der neuen Smoke-Version (Infos) entsprechend reagiert. Damit konkurriert aber Smoke mittlerweile zwar einerseits mit Media Composer und Final Cut, aber auch mit Adobe-Produkten. Es ist ganz offensichtlich, dass Autodesk seinen Hut nun auch in einen Ring wirft, den bisher Adobe dominiert — mit den einzelnen Programmen der Creative Suite (Infos) von denen bisher schon After Effects am ehesten mit Autodesk-Lösungen konkurrierte und nun von Adobe-Seite mit Speedgrade ein weiteres Tool hinzukommt, das Autodesk potenziell schmerzen kann.

Vielleicht nicht ganz von ungefähr heißt ein neues Paket von Autodesk aus dem Animationsbereich Ultimate Suite: Dieses Paket kombiniert 3dsMax und Maya in den neuesten Versionen, die einen deutlich verbesserten Workflow zwischen diesen beiden Programmen bieten. Aber dazu gibt es doch bei Adobe eigentlich gar keine Konkurrenz? Stimmt schon, aber der Suite-Gedanke ist eben übertragbar und es gibt noch eine andere Parallele: Im 3D-Animationsbereich hat sich vor rund zehn Jahren genau das abgespielt, was derzeit im Postproduction-Bereich passiert.

Immer billigere, immer leistungsfähigere Software im Verbund mit bezahlbaren, schnelleren CPUs und GPUs machen dem High-End das Leben schwer und erlauben es kleinen Firmen und Einzelkämpfern, professionelle Ergebnisse zu erzielen — vielleicht weniger schnell und weniger komfortabel, aber es geht. Was heute mit einem schnellen Laptop möglich ist, dafür brauchte man vor nicht allzu langer Zeit noch sündhaft teure Software und spezielle Rechner. die am Rande des machbaren operierten.

Die Technik erlaubt aber mittlerweile nicht nur neue, preisgünstigere Workflows und Bearbeitungssysteme. Auch die Akquisition von Bildern in hoher Qualität wurde in den vergangenen Jahren immer billiger — Red-Kameras und ganz aktuell die Blackmagic-Kamera lassen grüßen. Darauf muss jeder einzelne Postproduction-Betrieb und die Post-Branche insgesamt reagieren. Grading und Editing dieses Materials mussten und müssen auf dem gleichen Preisniveau möglich sein, wie die Akqusisition, was die kleinen Postproduction-Betriebe mit billigen Softwares weiter stärkte. Auch die Software-Hersteller müssen hierauf reagieren, weil sie sonst Lücken offen lassen, die ihnen mittelfristig gefährlich werden können. Nicht zuletzt das war wohl einer der Gründe, weshalb Adobe Iridas gekauft hat.

Dass es dennoch weiterhin einen kleinen High-End-Markt geben wird, davon sind viele in der Branche überzeugt: nur wird er eben noch kleiner werden als er es ohnehin schon ist und daher für die großen Konzerne immer uninteressanter werden. Denn die wollen in die Breite gehen — auch weil ihre Marketing- und Vertriebsstrukturen darauf abgestimmt sind. Hat man das im Hinterkopf, dürfte klar sein, was bei Autodesk derzeit zwar vorsichtig angedeutet, aber nicht offen ausgesprochen wird: Smoke wird ein Massenprodukt und es wird in Zukunft wohl keinen Platz mehr für die teurere Linux-Version von Smoke geben — auch wenn Autodesk derzeit noch beteuert es werde die Linux-Version weiter geben. Für das High-End läuft aber letztlich alles auf so etwas wie ein Super-Flame hinaus, das alle Funktionen bisheriger High-End-Sofwares wie Lustre und auch Smoke-Linux in sich vereinen wird — vielleicht schon in der nächsten Version von Flame Premium.

Was aber wird passieren, wenn es vielleicht künftig sehr viel mehr Smoke-Anwender geben wird, darunter die jungen, hungrigen, aufstrebenden Anwender? Wäre es dann nicht konsequent, wenn man denjenigen darunter, die den Schritt zu Flame gehen können und wollen, diesen Schritt leichter macht — etwa, indem man auch die Bedienoberfläche von Flame für breitere Anwenderschichten anpasst?

Der offizielle Launch der neuen Mac-Version von Smoke im September könnte also ein größerer Schritt sein, als nur die Vorstellung einer neuen Software-Version von Autodesk.

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