Branche: 12.04.2002

NAB2002: Mehr Film in Zeiten von HD

Mit den verstärkten Aktivitäten der Hersteller im HD-Bereich, mit 24P und der immer schnelleren Verarbeitung von digitalen 2K-Filmdaten, wähnt so mancher das Ende des chemischen Films herannahen. Dennoch oder gerade deswegen ist der Filmbereich während der NAB2002 deutlich präsenter als in den vergangenen Jahren.

Aus zwei Richtungen kommt das Interesse am Film: Restaurierung oder zumindest Neuabtastung von vorhandenen Filmproduktionen in besserer Qualität einerseits, die digitale Postproduction von Spielfilmen andererseits, befeuern derzeit die Entwicklung in diesem Marktbereich.

Filmabtaster, die höhere Auflösungen erreichen, die HD-Videosignale oder Daten anstatt Videosignalen ausgeben und Filmabtaster, die schon während des Abtastvorgangs Kratzer und Fehler des Ausgangsmaterials eliminieren, das sind die Topthemen der Telecine-Hersteller. So zeigt Cintel einen neuen Abtaster mit optischen Korrekturmöglichkeiten für Filmfehler. Aber auch Sony setzt seinen Vialta-Abtaster in Szene und kann Verbesserungen vorweisen, ebenso wie Thomson und ITK an ihren jeweiligen Abtastern.

Wichtiges Thema ist auch die Integration und Verbesserung der Arbeitsabläufe zwischen Abtastern, Color-Grading-Konsolen und Postproduction-Systemen. Hier arbeiten nicht nur die schon genannten Abtaster-Hersteller mit den Color-Grading-Experten von DaVinci und Pandora zusammen, sondern es mischen intensiver als bisher auch Firmen wie 5D, Quantel und Discreet in diesem Bereich mit, zeigen neue Hard- und Software-Schnittstellen und generell eine engere Integration.

Wenn es um die Restaurierung und das Aufmöbeln schlechter Filmkopien geht, ist möglichst intelligente Automation gefragt, um die Kosten im Rahemen zu halten. Hier kommen spezialisierte Software-Systeme wie von Mathematical Technologies in Frage, aber auch Hardware-Filter und -Signalverbesserer, wie sie First Art, Snell & Wilcox oder Digital Vision (Dt. Vertrieb: Datim) sie im Programm haben. Archangel von Snell & Wilcox, Restor von DaVinci und Discreet zielen in diese Richtung.

Firmen wie die zur KirchGruppe gehörende TaurusMediaTechnik tasten manche Filme nun schon zum dritten oder vierten Mal ab: von analogem Composite- über analoges Component- zum digitalen Component-Video und jetzt zur hochauflösenden Daten oder HD-Video-Qualität. Beliebte Filmklassiker wurden in jeder dieser Stufen abgetastet und verwertet. Nun steht mit 24P und hoher Zeilenzahl ein Format zur Verfügung, das eine etwas längere Halbwertszeit haben könnte, als frühere Abtastungen, das einfacheres Handling in einer Multi-Format-Umgebung ermöglicht und das vor allem eine bislang unerreichte Videoqualität bietet.

Ob HD-Video dem Film auch in der Aufnahme den Garaus machen wird und wenn ja, wie lange es bis dahin noch dauert, kann niemand sicher sagen. Derzeit sieht es aber ganz so aus, als bringe HD auch einen Aufwärtstrend für die eher filmorientierten Hersteller mit sich – zumindest im Rahmen der NAB2002.