Kommentar, Top-Story: 02.05.2002

Warten auf HD

Wer ist denn nun die treibende Kraft hinter HD? Die Hersteller, für die das Thema HD wirtschaftlich interessant ist, weil es speicherhungrig und mit umfangreichen Equipment-Investitionen von der Kamera bis zum Monitor verbunden ist? Die US-Behörde FCC, die von den Broadcastern in den USA verlangt, dass sie auch HDTV anbieten müssen? Die Anwender, die höhere Bildqualität für TV-Produktionen und preisgünstigere oder einfach andere Arbeitsweisen beim Produzieren von Kinofilmen wollen? Die Verwerter, die mit einem Universal-HD-Master kosten sparen, die Qualität der Endprodukte verbessern und längere Verwertungszeiträume realisieren können?

Natürlich kennen Sie die Antwort: Letztlich sind alle genannten und auch viele weitere Gruppen mit ganz unterschiedlichen Motivationen daran interessiert, HD voran zu bringen. Wie aber soll aus der züngelnden HD-Fackel ein Feuer werden, das die ganze Branche neu entflammt?

Eine Basis ist gelegt: 5.800 HDCAM-Geräte hat Sony nach eigenen Angaben schon ausgeliefert. Nun gilt es, darauf aufzubauen, die Glut weiter anzuheizen. Dabei machen viele Firmen mit, befeuern das Thema mit ganz frischen Ideen.

Wichtiger Indikator für Marktverankerung aktueller Entwicklungen ist immer der Zubehörmarkt und hier natürlich besonders der Premium-Bereich, so etwa die Objektivhersteller. Hier musste man zur NAB2002 nicht lange suchen, um fündig zu werden: Zeiss stellte seine ersten HD-Objektive vor. Fujinon hat schon länger HD-Festbrennweiten und HD-Zoom-Objektive im Programm, die zur NAB2002 verbessert wurden, setzt nun aber noch eins oben drauf, um auch die höchsten Ansprüche im Spielfilmbereich befriedigen zu können: Super-Primes mit noch besseren Werten für Kunden mit allerhöchsten Ansprüchen, also für den Spielfilmmarkt. Auch Canon präsentierte eine ganze Reihe neuer HD-Objektive.

Dass Sony, Panasonic und Thomson mit neuen Geräten das Thema HD stark anheizen, berichtete www.film-tv-video.de schon während der NAB, weiteres finden Sie im aktuellen Trendbericht, der ab sofort zum Download bereit steht. Besonders interessant sind aber neben den neuen Geräten auch Initiativen, mit deren Hilfe sich die eher zögerlichen Kunden langsam für den Umstieg auf HD erwärmen sollen: So bieten Panasonic und Thomson in den USA preisgünstige Kameras an, die zwar mit HD-Chips bestückt sind, aber zunächst nur SD-Videosignale abgeben. Später, wenn der Kunde auch in HD produzieren will, lässt er die Kamera freischalten oder rüstet sie auf. Frei nach dem Motto: »Buy now, HD later«, teilen sich Kunde und Hersteller so das Risiko und erreichen höhere Investitionssicherheit. Im europäischen Markt hofft zudem so mancher darauf, dass der neue Panasonic-HD-Camcorder mit variabler Framerate auch ganz neue Anwender mobilisieren könnte, für die HD bislang eher ein unerschwingliches Randthema war.

Avid geht das Thema von einer anderen Seite an: Symphony- und Composer-Nutzern soll mit einer neuen, »composer-friendly« gestalteten Benutzeroberfläche die Finishing-Software DS-HD schmackhaft gemacht werden. Auch finanziell hat Avid den Umstieg auf HD Editor recht verlockend gestaltet. So werden die Kunden für den langsamen Wechsel auf die hauseigene HD-Plattform vorbereitet.

Aus vielen Richtungen mehren sich also die Rauchzeichen, die signalisieren, dass HD Stück für Stück Realität wird und das »Warten auf HD« bald ein Ende haben könnte. Sie werden sehen.