Branche: 20.07.2002

Erfolgreiche Sommer-Fach-Events von Avid und Pinnacle

Avid und Pinnacle präsentierten bei unterschiedlichen Veranstaltungen in Berlin und München Einblicke in aktuelle Produkt-Portfolios und -Workflows.

Schon Ende Mai hatte Avid im Umspannwerk Berlin einen erfolgreichen Auftakt der Europatour Experience Avid Naked verzeichnet. Über 400 Besucher folgten der Einladung nach Berlin und besuchten technische Seminare, Live-Demos Workshops und Podiumsdiskussionen. Weitere Stationen der Tour sind im Herbst für Köln und München geplant.

Bei einer weiteren Veranstaltung im Rahmen des Filmfests München informierte Avid über den aktuellen Stand von HD-Produktion mit Avid-Equipment. Dabei kamen von der Anwenderseite Christoph Redl, der Regisseur von »OceanMen – Challenge in the Deep«, der Editor Thomas Casaretto und Nautilus-Geschäftsführer Christian Roth zu Wort.

Christoph Redl führte Regie bei »OceanMen – Challenge in the Deep«, einer parallel zum Imax-Film »OceanMen« produzierten, längeren HD-Variante dieses Taucherfilms (siehe auch Bericht zum Imax-Film). Neben dem Einsatz im TV-Bereich war für seine Bearbeitung des Themas auch ein Einsatz im Kino geplant, vor allem in den Ländern, in denen es keine Imax-Kinos gibt, wo es aber ein größeres Interesse am Thema gibt, etwa Italien und Mexiko.
So entschied man sich für HDCAM als Produktionsstandard, musste aber gleichzeitig in der Lage sein, eine ganze Palette anderer Formate vom Imax-Material bis zur VHS-Kopie in NTSC zu verarbeiten.
Das führte zu einer Arbeitsweise, die Editor Thomas Casaretto erläuterte: Sämtliches Material, darunter 77 HDCAM-Kassetten, wurde zunächst auf 625 Zeilen und 50 Halbbilder umgewandelt und auf Digital Betacam kopiert. Dann wurde das Material in ein Media-Composer-Schnittsystem eingespielt und offline geschnitten. Das ging mit Unterbrechungen ungefähr über ein Jahr, da immer wieder neues Material gedreht oder beschafft wurde.
Als die vorläufige Endversion dann fertig war, sollten 20 Minuten, die besonders effektlastig waren, an einem DS-HD-System in der Software-Version 4.0 in HD-Qualität nonlinear nachgeschnitten werden, der Rest sollte an einem linearen Schnittplatz nachbearbeitet werden. Das fand beim Avid-Händler Dimedia in München statt, wo Jürgen Pertack als technischer Berater mitarbeitete. Laut Thomas Casaretto lief das Einspielen des Originalmaterials, das Umformatieren, das Entzerren des teilweise anamorphotischen Materials so gut, dass man sich entschied, das gesamte Projekt im DS-HD fertig zu stellen. Innerhalb von fünf Tagen entstand so — während der Bearbeitung aufgrund des limitierten Speicherplatzes in drei Teile mit jeweils rund 30 Minuten Länge aufgesplittet — die erste HD-Version des Films. Thomas Casaretto: »Das war riskant, denn ein solches Projekt wurde bis dahin noch nie mit einem DS-System realisiert, aber es hat geklappt, war trotz aller Wandlungen synchron und wäre so mit einem linearen System weder in diesem Zeitrahmen, noch in dieser Qualität möglich gewesen.«

Dass sich seit der Postproduktion von »OceanMen – Challenge in the Deep« einiges getan hat, was den Workflow betrifft, zeigte Casaretto dann zusammen mit Christian Roth, dem Geschäftsführer der Tier- und Naturfilmproduktion Nautilus auf. Nautilus hat sich entschlossen, künftig mit eigenem HD-Equipment zu arbeiten, um »international konkurrenzfähige Naturfilme machen zu können«, so Christian Roth.
Vom ersten HD-Projekt des Unternehmens, einer Produktion für die NDR-Abteilung Naturfilm über Andalusien, zeigte das Unternehmen einen Trailer, bei dem Thomas Casaretto einen neuen Arbeitsablauf in der Postproduction ausprobierte: Gedreht wurde auf HDCAM, dann wurde das Material downkonvertiert und in ein Laptop-Editing-System eingespielt (Xpress DV). Damit schnitt Casaretto den Trailer und hob hervor, dass das mobile System ihm neue Freiheit und Flexibilität erlaubte und er als Editor beim Arbeiten auch einmal die Sonne genießen könne.
Das fertige Projekt spielte Casaretto dann als AAF-File aus, brannte es auf CD und in der Nacht vor der Präsentation wurde das Material dann bei Avid automatisiert an einem DS-HD-System in HD geladen (per Batch-Processing). Obwohl sich dabei ein kleiner, leicht behebbarer Fehler eingeschlichen hatte, zeigte sich Casaretto begeistert davon, dass mit dem AAF-File so viel Information zwischen Offline- und Online-Schnittplatz transportiert wird, dass im DS-HD das gesamte Projekt in der Timeline zur Verfügung steht, dass Schriften, Schatten, Effekte, Blenden und Farben übernommen werden.

Pinnacle gab in einer gut besuchten Veranstaltung auf der Praterinsel in München einen Überblick der aktuellen Produktpalette.
Rund 250 Kunden und Interessenten nutzten die Gelegenheit, um sich Version 4 der Liquid-Silver-Software anzusehen (ehemals Fast Studio). Etliche bisher als Option verfügbare Funktionen sind nun von Haus aus in die Software integriert, etwa erweiterte Editing-Funktionen mit InTime-Support (InTime ist ein von PInnacle angebotenes Beschleuniger-Board), DVD-Export und die Verarbeitung von unkomprimiertem Video. Zudem bietet die Software in der neuen Version viele Schnittstellen zu anderen Pinnacle-Produkten, und der Title-Deko-Schriftgenerator, die Compositing-Software Commotion Pro und das DVD-Authoring-Programm Impression sind nun im Lieferumfang enthalten.
Weiter zeigte der Demo-Artist mit einem eindrucksvollen Beispiel das Farbkorrektur-Modul, das für Liquid Silver nun verfügbar ist. Es ermöglicht primäre wie auch sekundäre Farbkorrektur.
In einem weiteren Vortrag präsentierte Pinnacle die Apple-Software Final Cut Pro in Kombination mit dem Pinnacle-HD-Board Cinewave. Cinewave ist in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich und kann in der maximalen Ausbaustufe auch HD-Material verarbeiten.

Neben den Vorträgen bot Pinnacle den Besuchern an diversen Setups die Gelegenheit, direkt mit dem Equipment zu arbeiten oder in weiterführenden Demos noch mehr über die Systeme zu erfahren – was die Kunden ausgiebig nutzten. Dazu Petra Stroh von Pinnacle Systems: »Wir sind sehr zufrieden mit dem Feedback und freuen uns, dass die Veranstaltung so gut besucht ist.«