Film, Report, Top-Story: 31.08.2001

Abtauchen in Imax: »OceanMen«

Mit »OceanMen« hat die Münchener H5B5 Media AG einen aufwändigen Imax-Film produziert. Almut Saygin hatte die Idee zu diesem Doku-Drama über Freitaucher, überzeugte H5B5-Vorstand Jan Herrmann von diesem Projekt, dann konnte der bisher überwiegend als Wildlife-Unterwasser-Filmer bekannte Bob Talbot als Regisseur und Kameramann für diese Large-Format-Filmproduktion gewonnen werden.

Das grundlegende Thema von »OceanMen« ist das Freitauchen, also das Tauchen ohne Atemgerät. Es geht um den Wettkampf zweier ganz unterschiedlicher Männer, die immer neue Rekorde in dieser Variante des Tauchsports aufstellen. Die grundlegende Faszination dieses Stoffs kennen viele Kinogänger von »The big Blue – Im Rausch der Tiefe«, Luc Bessons Tauchklassiker aus dem Jahr 1988. Ist Bessons Film aber ein von der Realität inspirierter Spielfilm, so handelt es sich bei »OceanMen« um ein Doku-Drama: Umberto Pelizzari und Pipin Ferreras, die beiden Taucher und Hauptpersonen im Imax-Film, sind keine Schauspieler, sondern als Personen genauso authentisch, wie ihre Rekordjagd und ihre unterschiedliche Einstellung zum Freitauchen.

Bob Talbot brachte als Regisseur und DoP beste Voraussetzungen für »OceanMen« mit, er hat zahlreiche TV-Dokumentationen realisiert und war unter anderem für die Unterwasser-Tieraufnahmen der ersten beiden »Free Willy«-Spiefilme und die Kinoversion von »Flipper« verantwortlich. Seine Unterwasser-Imax-Fähigkeiten demonstrierte er zudem bei der oscar-nominierten Large-Format-Produktion »Dolphins«.

Die Dreharbeiten begannen im Mai 1999 auf den Bahamas, dort entstand unter anderem eine dreiminütige Sequenz des Films, die Pipin Ferreras beim Schwimmen mit Riffhaien zeigt. Weil die beiden Hauptakteure sehr stark miteinander rivalisieren, reiste Umberto Pelizzari zum Bahamas-Dreh erst an, als die Dreharbeiten mit dem gebürtigen Kubaner Ferreras abgeschlossen waren. Insgesamt dauerten die Dreharbeiten auf den Bahamas rund drei Wochen.

Spielszenen aus der Kindheit der beiden Taucher wurden an speziell für diesen Zweck gebauten, aufwändigen Sets in München gedreht. Weitere Dreharbeiten fanden auf Sardinien statt, wo Umberto Pelizzari eine Tauchschule betreibt.

Im Oktober 1999 drehte das Team bei der Aufstellung eines Weltrekords im italienischen Portofino und im Januar 2000 bei einem Rekord-Tauchgang im mexikanischen Cozumel. Es folgten dann noch kürzere Drehs auf den Bahamas, in Miami und mit verkleinerter Crew in Honduras.

Nach Abschluss der Dreharbeiten begann die Postproduktion bei H5B5, wo unter anderem 3D-Animationen erstellt wurden, die zeigen, wie sich die Organe der Taucher während eines Tauchgangs verändern, wenn sie nach einem letzten tiefen Atemzug am Ende einer längeren Vorbereitungsphase, von einem Gewichtsschlitten gezogen, in 150 m Tiefe abtauchen und mit Hilfe eines Luftsacks wieder an die Oberfläche zurückkehren.

Den nonlinearen Schnitt des Films führte Thomas Casaretto aus, für die VFX arbeitete die H5B5-Abteilung Circles & Lines mit Blanx Effects/Interactive, und den Münchener Firmen Second Unit und Arri Digital zusammen

»OceanMen« ist eine Eigenproduktion von H5B5, in die unter anderem auch Geld aus dem FilmFernsehFonds Bayern floss. Das Budget betrug rund 6 Millionen US-Dollar. Nach den Gründen für den Sprung in die Imax-Produktion gefragt, gibt der H5B5-Vorstand und »OceanMen«-Produzent Jan Herrmann unter anderem an: »Nach unserem Börsengang im Februar 2000 war der Imax-Film eine der wichtigsten Investitionen, um das Unternehmen auf dem internationalen Markt als Premium-Produzent zu positionieren. Wir bauen »OceanMen« mit einer geplanten Fernsehserie als neue Unterwasser-Marke auf und werden in Europa der führende Imax-Produzent. Wir haben mittlerweile große Aufträge für Imax-Produktionen erhalten, da wir in die Deutschland die Einzigen sind, die so etwas können.«

»OceanMen« wird ab 06. 09. 2001 im Münchener Imax-Kino laufen und zunächst exklusiv dort zu sehen sein. Weiter Imax-Kinos sollen dann nach und nach als zusätzliche Spielstätten hinzukommen: Berlin ab Spätherbst 2001, Wien ab dem Frühjahr 2002. Neben diesen Kinos, die »OceanMen« schon fest gebucht haben, steht H5B5 nach eigenen Angaben in Verhandlungen mit Imax-Kinos in Sydney, Houston und Paris.

Ein erstes, schon realisiertes Spin-Off-Produkt von »OceanMen« ist der von H5B5 parallel realisierte TV-Movie »OceanMen – Challenge in the Deep«, der mit 90 min Laufzeit annähernd doppelt so lang ist, wie der Imax-Film. Auch für diese TV-Version ging H5B5 ungewöhnliche Wege, verwendete neben Material aus dem Imax-Films auch etliches Archivmaterial und produzierte zusätzliche Teile in HD. Das Endprodukt ist eine HDTV-Produktion, was zahlreiche neue Vermarktungswege eröffnet, die wiederum bis ins »normale« Kino reichen. Die von Herrmann angesprochene, geplante TV-Serie ist als 13-Teiler im Stil der Cousteau-Filme konzipiert.

Dass H5B5 weitere Imax-Produktionen in der Pipeline hat und sich beim Thema Imax in verschiedener Richtung engagieren will, lässt sich zudem aus verschiedenen Indizien ablesen: So wird im Umfeld von H5B5 schon seit geraumer Zeit an einer neuen Imax-Kamera entwickelt und gebaut. Das Unternehmen führt außerdem derzeit Gespräche zu Übernahme oder Beteiligung am Forum der Technik, einer Einrichtung, die auf der Museumsinsel München, direkt neben dem Deutschen Museum unter anderem ein Imax-Kino betreibt (www.film-tv-video.de berichtete hierüber). Dort könnte nach Angaben von H5B5 so etwas wie ein »Welt der Wunder« Themenpark entstehen.

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