Branche: 05.07.2003

HD-Zentrum München?

Die Schwerpunkte des Filmfests München liegen klar in anderen Bereichen, aber es wird im Rahmen dieses Festivals und seiner zahlreichen Parallelveranstaltungen auch über Produktionsweisen und Technik diskutiert. So informierte etwa Avid über seine neuesten Systeme und als Gemeinschaftsveranstaltung einiger Hersteller, Verleiher, Händler und Dienstleister fand eine Veranstaltung mit dem Thema »Digitale Cinematographie« statt.

Das Filmfest München ist, zumindest von außen betrachtet, ein Filmfestival wie viele andere: Es hat eine Funktion für die regionale, in diesem Fall also bayerische Filmwirtschaft, man zeigt und trifft sich. Dabei sieht man sich Filme aus heimischer und internationaler Produktion an und diskutiert über deren inhaltliche und gestalterische Qualitäten und Defizite. Ein paar, meist ausländische Stars sollen für Glanz und Glamour sorgen. Diesen Gästen und einigen Filmschaffenden verleiht man dann noch den einen oder anderen Preis.

Lauter Themen also, mit denen sich www.film-tv-video.de üblicherweise nicht beschäftigt. Aber am Rand des üblichen Festival-Ballyhoo finden beim Filmfest München auch Veranstaltungen statt, bei denen es um die Produktion geht, um Technik und deren Anwendung. So lud etwa Avid am Dienstag in die Blackbox des Veranstaltungszentrums Gasteig ein und informierte dort über seine neuesten Systeme. Ins »Amazeum«, das frühere »Forum der Technik« am Deutschen Museum, luden verschiedene Hersteller, Verleiher, Händler und Dienstleister ein, um dort über das Thema »Digitale Cinematographie« zu informieren.

In Vorträgen und an kleinen Ständen im Foyer legten die beteiligten Unternehmen dar, dass »München ein HD-Zentrum in Deutschland« sei, wie etwa Gerhard Baier von Band Pro formulierte, einer der Initiatoren der Veranstaltung. Er hatte zusammen mit Martin Kreitl von MKMedia und Martin Ludwig vom Kameraverleih Ludwig die Initiative ergriffen, dem Thema HD und digitale Cinematographie während des Filmfests ein Forum zu geben.

Baier eröffnete mit seinem zusammenfassenden Beitrag zur heute verfügbaren HD-Technik im Akquisitionsbereich eine von Claudia Meglin moderierte Reihe von Vorträgen im Apollo-Kino des Amazeums. Baiers Fazit: Es ist alles da, das Versuchsstadium ist überwunden, allein mit dem Equipment, dem Know-how und den Dienstleistern, die im Münchener Raum vorhanden sind, kann weltweit absolut konkurrenzfähig produziert werden.

Martin Kreitl, früher Leiter des High-Def-Centers bei TaurusMediaTechnik, nun mit eigenem Unternehmen selbstständig, beschrieb die Workflows und zeigte Ausschnitte schon realisierter HD-Produktionen aus Deutschland, an deren Umsetzung er beteiligt war: die Dokumentation »Stalingrad«, die Sitcom »Die dreisten Drei«, den Spielfilm »Komm wir träumen« und das Kinofilm-Restaurierungsprojekt »Lola Montez« (siehe Beitrag darüber in der Info-Zone) Bei jedem dieser Projekte wurde mit einem anderen Arbeitsablauf gearbeitet, Kreitl erläuterte die Besonderheiten, Rahmenbedingungen und die Vorteile der jeweiligen Workflows.

Ruedi Schick von Swiss Effects erläuterte, wie der Weg vom digitalen Master wieder zur 35-mm-Kopie und ins Kino führt. Am Nachmittag berichtete Minh-Khai Phan-Thi über die Dreharbeiten ihrer HD-Dokumentation »Vietnam – Land und kein Krieg«, die fürs ZDF produziert wird, und zeigte erste Ausschnitte daraus.

Die Resonanz auf die Veranstaltung war gut, das Kino stets zu mindestens Dreivierteln gefüllt und auch im Foyer an den kleinen Ständen von Avid, Videocation, Director“s Friend, Thomson Grass Valley, DVC, Ludwig Kameraverleih und Band Pro, war immer etwas los.

Unter dem ausgestellten Equipment gab es echte Highlights zu sehen, etwa den CineRAM von DVC, einen RAM-Recorder für den mobilen Einsatz im Digital-Cinematography-Bereich und das bisher nur sehr selten öffentlich gezeigte DigiPrime-Objektiv 70 CF von Zeiss. CF steht bei diesem Objektiv für Close Focus, was als Schlagwort für die minimale Objektdistanz steht, die bei diesem Objektiv nur wenige Zentimeter beträgt. Selbst Objekte, die so nah vor der Frontlinse positioniert werden, dass sie schon in die Mattebox ragen, lassen sich damit noch scharf abbilden.