Unternehmen: 29.06.2004

MTV-Mutter Viacom will Viva Media übernehmen

Der US-amerikanische Medienkonzern Viacom, zu dem MTV gehört, will die Viva Media, Besitzer der gleichnamigen TV-Programme und des Produktionsunternehmens Brainpool, komplett übernehmen. Mit 14 Viva-Aktionären, die zusammen 75,8 % der Anteile halten, wurden entsprechende Vereinbarungen getroffen, nun gibt es ein Übernahmeangebot an alle übrigen Aktionäre.

Die Gerüchte kursieren schon sehr lange, die Vorgespräche laufen schon geraume Zeit – nun gab Viacom bekannt, dass das Unternehmen eine komplette Übernahme von Viva Media anstrebt.

Viacom hat demnach mit 14 Viva-Aktionären eine Vereinbarung zum Erwerb von deren Aktien getroffen. Das davon betroffene Volumen beläuft sich auf 75,8 % aller Viva-Aktien. Allen übrigen Aktionären unterbreitet Viacom ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot in Höhe von 12,65 Euro pro Aktie. Dieses Angebot liegt laut Viacom 21% über dem zuletzt veröffentlichten, durchschnittlichen gewichteten Aktienkurs der vergangenen drei Monate. Der Gesamtpreis den Viacom für Viva Media zu bezahlen bereit ist, beläuft sich auf rund 300 Millionen Euro.

Viacom hegt nach eigenen Angaben die Absicht, in Deutschland langfristig zu expandieren, denn Deutschland ist nach Firmenangaben international – nach den USA – führend in Hinblick auf das Volumen des TV-Werbemarktes. Das Viva-Management unterstützt laut einer Pressemitteilung »die Zusammenführung der operativen Geschäfte von MTV und Viva, um komplementäre TV-Programme zu schaffen und die Investitionen in Deutschland zu erhöhen«.

Deutschland ist nach eigenen Angaben für Viacom das Herz der eigenen Wachstumsstrategie in Europa. Der nun in Teilen schon realisierte Deal soll eine Plattform für weiteres Wachstum von Viacom in Deutschland schaffen. Geplant ist der Zusammenschluss von Viva und MTV zu einer Sender-Familie, die aus Unternehmensssicht »den deutschen Zuschauern ein noch vielfältigeres und spannenderes Programmangebot« bieten werde.

Die Befürchtungen der deutschen Musikbranche, die Übernahme werde sich negativ auf die hiesige Szene auswirken, will Viacom mit folgendem Balsam dämpfen: »Der Zusammenschluss von MTV und Viva fördert die Entwicklung und die Vermarktung deutscher Musik, deutscher Künstler sowie der deutschen Musikindustrie.«

Weitgehend unabhängig soll das Geschäft in Deutschland weiter laufen, erläuterte Tom Freston, Co-President und Co-Chief Operating Officer von Viacom, der unterhalb von Viacom-Boss Sumner M. Redstone die zweite Hierarchie-Ebene des Unternehmens repräsentiert, in seiner Präsentation: »Eckpfeiler unserer internationalen Strategie ist die Philosophie, in den einzelnen Märkten lokal zu agieren. Weltweit verantwortet jeweils das lokale Management die Finanzen, die Markenentwicklung sowie die kreative Entwicklung. Die zusammengeführten Geschäftsaktivitäten von MTV und Viva werden von einem gemeinsamen Management-Team geführt.«

Personalien oder Strukturen des zukünftigen Deutschland-Geschäfts von Viacom wurden noch nicht bekannt gegeben. Dazu hieß es »Künftige Pläne für Management und Struktur werden durch ein Integrations-Komitee entwickelt. Viva soll aber weiterhin ein deutscher Sender bleiben.« Es wird aber allgemein erwartet, dass Catherine Mühlemann und Dieter Gorny, der Vorstandsvorsitzende der Viva Media AG, die zusammengeführten Geschäftsaktivitäten gemeinsam verantworten werden.

Kommt das Führungsduo Mühlemann/Gorny zustande, werden die beiden an Brent Hansen berichten, den CEO und President von MTV Networks Europe. Der sagt zu den Führungspersonalaussichten: »Mit zwei von Deutschlands erfolgreichsten Fernsehmachern in einem Management-Team wird sich das zusammengeführte Unternehmen in einer guten Ausgangslage befinden und eine gewichtigere Rolle in der deutschen Fernsehlandschaft spielen. Dieter Gorny ist ein viel geachteter Pionier der Branche, Catherine Mühlemann ist weithin anerkannt als kreative, visionäre Führungspersönlichkeit im Jugendfernsehen. Kontinuierliche Investition in die deutschen Programminhalte für alle unserer Marken ist ein Kernelement unserer langfristigen Wachstumsstrategie, wir werden Vivas starke nationale und kulturelle Identität weiterhin fördern.«

So kündigte Catherine Mühlemann, als Managing Director MTV Central & Emerging Markets, die Chefin von MTV in Deutschland, in ihrer Präsentation an: »Das Programmangebot wird ausgebaut: Jeder der vier Kanäle wird komplementär und unverwechselbar positioniert.« Ein breiteres Programmspektrum soll demnach zusätzliche Werbeeinnahmen generieren, ein breiteres Musikspektrum Vorteile für die Labels schaffen.

WEITERE DETAILS DER ÜBERNAHME
Die Vereinbarung umfasst die zwei größten Aktionäre von Viva Media, Time Warner (30,6%) und Universal Music (15,3%). In einer separaten Transaktion hat Viacom vereinbart, die Time-Warner-Beteiligung an Viva Plus, einem Joint-Venture der Viva Fernsehen GmbH (51%) und Time Warner (49%), zu erwerben.

Die in Deutschland basierten operativen Geschäfte von MTV, MTV2 Pop, Viva, Viva Plus und Brainpool sollen zusammengeführt werden. MTV Networks Europe, ein Teil von Viacoms MTV Networks International, soll die fusionierten Geschäftsaktivitäten leiten. Ebenfalls dazu gehören werden die weiteren europäischen TV-Sender der Viva Media AG, Viva Polen, Viva Schweiz, Viva Ungarn und The Box in den Niederlanden.

MTV Networks Europe plant, die Geschäftsbetriebe in Berlin (Zentrale von MTV in Deutschland) und Köln (Zentrale Viva Media) zu erhalten. In Deutschland sollen die insgesamt vier MTV- und Viva-Kanäle erhalten bleiben und »komplementär und unverwechselbar« positioniert werden.

WER IST VIACOM?
Viacom ist ein weltweite operierendes Medienunternehmen. Viacoms bekannte Medienmarken umfassen: CBS, MTV, Nickelodeon, VH1, BET, Paramount Pictures, Infinity, Viacom Outdoor, UPN, Spike, Country Music Television, Comedy Central, Showtime und den Verlag Simon & Schuster. Derzeit gehört auch noch die Videokette Blockbuster zu Viacom, dieser Unternehmensteils soll jedoch abgespalten und verselbständigt werden.

WER IST VIVA MEDIA?
Die Viva Media AG, gegründet 1993 mit Sitz in Köln, ist ein Medienunternehmen dessen Schwerpunkt bei Unterhaltungsangeboten für jugendliche Zielgruppen liegt. Das Unternehmen besteht aus den zwei Geschäftsbereichen Fernsehen (Viva/Viva Plus, Viva Polen, Viva Schweiz, Viva Ungarn und The Box in den Niederlanden) und TV Produktion (Brainpool). Brainpool produziert auch Sendungen für die ProSiebenSat.1-Gruppe, etwa die Shows mit Stefan Raab und Anke Engeleke. Viva Media hat insgesamt rund 540 Mitarbeiter.