Top-Story: 18.04.2006

Hollywood inside: Ascent Media

Postproduction-Trends aus Hollywood — Site-Report Ascent Media: File-basierte Facility mit Daten-Workflow. (PDF-Download am Ende des Textes.)

Wer die »Media Management Services« von Ascent Media in Burbank zum ersten Mal besucht, der ist in den meisten Fällen erstmal von den Socken: Auf fast 10.000 Quadratmetern hat das Unternehmen hier High-End-Technologie mit topmoderner Ausstattung vereint und so etwas wie die Production-Facility der Zukunft gebaut: mit daten-zentriertem Workflow, Sicherheits-Schleusen in allen Bereichen und einer Ausstattung vom Feinsten.

Was ist das Besondere an den Media Management Services? Vielleicht die Tatsache, dass Ascent Media hier mehrere Unternehmensbereiche an einem komplett neuen Standort zusammenfasste und innerhalb von drei Jahren die Facility geplant, auf der grünen Wiese gebaut und zum Laufen gebracht hat. Mastermind der Facility ist Kevin Sanders, Senior Vice President Engineering und Chief Technical Officer der Media Division bei Ascent Media. Eine besondere Herausforderung war es für ihn, die Vorgabe »No Loss of Business« einzuhalten. Das war keine ganz einfache Aufgabe, denn einige der Bereiche, die in der neuen Facility in Burbank bei Los Angeles zusammengefasst wurden, waren vorher über mehrere andere Standorte in Kalifornien verteilt. In der Praxis bedeutete es, den alten Standort weiter betreiben, die neue Facility aufbauen und dann ohne Business-Einbußen den fliegenden Wechsel vollziehen. Mit minimalen Reibungsverlusten hat Kevin Sanders mit seinem Team diese Aufgabe gemeistert, mittlerweile arbeiten rund 350 Mitarbeiter in der neuen Facility Burbank – rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche was die Amerikaner gern auf die Formel 24/7 bringen.

Oberstes Ziel von Kevin Sanders war es nach seinen eigenen Angaben, die Daten-Workflows der neuen Facility zu optimieren und damit die Effektivität deutlich zu steigern. Ein Blick ins Filmlager von Ascent zeigt, dass das Band als Speichermedium auch in der hochmodernen, datenzentrierten Facility noch eine große Rolle spielt: Unzählige Videobänder mit Produktionen der Major Studios in L.A. füllen die Hochregale des »Vault«, der Schatzkammer des Unternehmens, die an das ehemalige Lager der KirchGruppe in Unterföhring erinnert – nur eben noch eine Spur größer und monumentaler. Rund 20.000 Produktionen pro Monat werden bei Ascent Media benutzt und via Barcode-System verwaltet: dabei handelt es sich ausschließlich um Master-, Archiv- und einzeln angefertigte Sende oder Sichtungskopien.

Um diese Materialmassen in unterschiedlichsten Formaten verarbeiten zu können, sind unter anderem zahllose Bandmaschinen im Einsatz, mit denen wohl so ziemlich jedes Format abgespielt werden kann, das jemals entwickelt wurde. Kevin Sanders ergänzt, dass Ascent zudem auch in der Lage sei, Material jedes erdenklichen Formats zu konvertieren.

Jenseits von Filmlager, Duplication- und MAZ-Straßen beginnt im Gebäude der Ascent Media in Burbank dann die neue datenzentrierte Welt. Ihr Herzstück bildet SGI-Hard- und Software, die Teil der eigenentwickelten ProdNet-Lösung von Ascent Media ist. Zentraler Aspekt dieser Lösung ist die Sicherheit, das resultiert laut Kevin Sanders einfach daraus, dass jeder der mit den großen Studios zusammenarbeite, allerhöchste Security-Anforderungen erfüllen müsse. Das verwundert kaum, denn für die Studios ist Software-Piraterie ein Riesenthema und verursacht jährlich Einbußen in Höhe von geschätzten 3,5 Milliarden Dollar. Studio-Dienstleister wie Ascent Media müssen daher dafür garantieren, dass während einer Produktion keinerlei Material nach außen dringt – und das geht nur mit hohen Standards und zahllosen Sicherheitsschleusen. Außerdem darf natürlich niemals eine Produktion oder auch nur ein Stück davon verloren gehen. Abschottung und eine rigide Backup-Strategie sind hier die obersten Gebote.

Ascent Media verarbeitet in Burbank Material in HD, 2K und 4K, realisiert neben Postproduktions-Dienstleistungen auch die Satelliten-Übertragung von Programmen, produziert Digital-Cinema-Master, mastert mehrsprachige Home-Video – und DVD-Releases sowie neuerdings auch Auswertungen für mobile Endgeräte. Um all das möglichst effektiv und vor allem schnell umsetzen zu können, entschied sich Ascent für SGI-Hardware. Kevin Sanders sagt: »Der Vorteil, den wir mit diesen Systemen erzielen konnten, ist ganz klar unsere höhere Arbeitsgeschwindigkeit. Von dem Moment, in dem wir das Filmmaterial in den Scanner einlegen bis zum DVD-Release vergeht bei uns nun nur noch halb soviel Zeit wie früher. Als wir die Facility geplant hatten, waren wir uns in einem Punkt sehr schnell einig: Wir mussten die extrem unterschiedlichen Bandbreiten- und Storage-Anforderungen unserer einzelnen Departments berücksichtigen. Dabei war es wichtig, einen Partner zu haben, der die Alles-oder-Nichts-Deadlines unseres Geschäfts kennt und robuste und integrierbare Systeme liefert. Der Vorteil des von uns damit aufgebauten Systems besteht darin, dass wir unzählige Jobs gleichzeitig statt nur einem Job nach dem anderen erledigen können. Das wird durch das parallele Processing möglich, das die CXFS-basierenden SGI-Server ermöglichen. Er lässt sich je nach Bedarf dynamisch den unterschliedlichen Abteilungen zuordnen. Wir müssen daher unsere Arbeitsprozesse nicht linear aufsetzen, sondern können parallel arbeiten. Die DVD-Abteilung kann also am selben Titel arbeiten, wie die Audio- oder die Telecine-Abteilung. – alle Departments unserer Facility können zur selben Zeit auf dasselbe Asset einer Produktion zugreifen.«

Kevin Sanders hebt hervor, dass sich die Leistungsfähigkeit des eigenen Systems in ganz unterschiedlichen Bereichen zeige: So betreibt Ascent Media in Burbank unter anderem Quantels neue Pablo Suite und setzt sie als Color-Grading-System im Bereich Digital Intermediate ein. Sanders berichtet: »Mit dem Interface, das wir mit dem SGI-Storage und mit ProdNet haben, erzielen wir Geschwindigkeiten, die weder Quantel noch SGI bei einem anderen Kunden jemals gesehen haben.«

Ganz generell glaubt Kevin Sanders, dass nur ein daten-zentrierter Workflow die heutzutage notwendige Effektivität einer Facility ermöglicht. Für ihn ist klar, dass der Trend ganz klar in diese Richtung geht, auch wenn der eine oder Kunde einem Server-System noch nicht in vollem Umfang traue. Die großen Studiokunden, darunter Fox, Paramount, Sony Pictures, Disney und Warner schätzten jedoch den enormen Geschwindigkeitsvorteil der damit verbunden sei, so Sanders: »Der Consumer will heute seine DVD schneller, besser und günstiger. Und das lässt sich nur in einer digitalen Umgebung realisieren.«

Ascent Media: Unternehmens-Infos

Ascent Media ist ein Medienunternehmen, das an 70 Standorten in Kalifornien, New York, London und Singapur kreative und technische Mediendienstleistungen anbietet. Zu diesen Dienstleistungen zählen alle Bereiche der Medienproduktion- und des Medienmanagements: Creative Services, Creative Sound Services, Media Management Services, Network Services, Systems Integration und Solution Suites. Das Dienstleistungsangebot dieser verschiedenen Abteilungen von Ascent reicht von Produktionsdienstleistungen über Filmabtastung und Postproduction bis zum Bau von Studios und Sende-Einrichtungen. Kunden von Ascent Media sind die großen Filmproduktions-Studios, unabhängige Produzenten, TV-Sender, Kabelkanäle, Werbe-Agenturen und zahllose weitere Firmen, die Content produzieren und auf unterschiedlichsten Kanälen anbieten.

Ascent Media: Hard- und Software

Ascent Media entwickelte gemeinsam mit SGI das bei Ascent eingesetzte »ProdNet« – ein file-basierendes System, das auf Hardware-Grundlage von SGI-Servern die parallele Bearbeitung von HD-, 2K- und 4K-Material erlaubt. Das InfiniteStorage CXFS Shared File-System, das SGI installierte, ist eine der zentralen Komponenten von ProdNet – gemeinsam mit den SGI-Server-Lösungen, die jedes einzelne Frame des Materials als individuelles File handhaben und nicht als Teil eines größeren Files. So kommen pro Sekunde Film 24 einzelne Files zusammen mit Auflösungen von bis zu 2 und 4K.

Insgesamt setzt Ascent Media 20 SGI-Origin-350-Server ein. Drei fungieren als SGI-Metadaten-Server für das Speichersystem Infinite Storage TP9500. Ein weiteres TP9500-System sowie ein TP9300-System werden derzeit installiert, so dass Ascent Media dann auf eine gesamte Speicherkapazität von 100 Terabyte kommt, die zu den 80 Terabyte an lokalem Speicher hinzukommen: alles für die aktuelle Bearbeitung von Projekten.

Innerhalb des Systems sorgt das CFXS-Shared-File-System dafür, dass Ascent Media das Material in seiner nativen Auflösung und in Fibre-Channel-Geschwindigkeiten zwischen Workstations unterschiedlichster Betriebssysteme austauschen kann. Die Origin350-Metadaten-Server kommen dabei als CFXS-SAN-Storage für die High-End-Systeme zum Einsatz, aber via Samba- und NFS-Anbindung stehen sie auch für andere Systeme zur Verfügung. Alle drei SGI-Infinite-Storage-Systeme sind mit Brocade Fibre Channel-Switches ausgestattet. Als Steuer- und Kontrollsystem fürs Netzwerk fungiert Flow von Foundry Networks. Insgesamt ist das System voll redundant ausgelegt, so dass es an keiner Stelle zu Ausfällen kommen kann.

Die hohen Sicherheitsanforderungen sind im ProdNet-System ebenfalls berücksichtigt: Zum einen überwacht ein file-basierendes Videosystem die Facility in Burbank rund um die Uhr. Die Assets wiederum werden beim ersten Eingang in der Facility erfasst, mit einem Barcode versehen und dann kontinuierlich überwacht. Zwar sind die einzelnen Abteilungen für den reibungslosen, schnellen Datenaustausch untereinander vernetzt, es gibt jedoch keinerlei Verbindung nach außen: So kann etwa keine Abteilung direkt auf das Internet zugreifen, alle Bearbeitungsschritte werden in Log-Files erfasst und kontinuierlich überwacht. Bei Ascent Media sind alle Workstations so modifiziert, dass die Mitarbeiter nicht einmal einen USB-Stick an ihrem Arbeitsplatz mounten können.

Wenn Sie auf den unten stehenden PDF-Dateinamen klicken, können Sie ein PDF herunterladen, das alle vier Teile des Hollywood-Postproduction-Specials enthält.

Downloads zum Artikel:

T_0406_PostHollywood.pdf