Media Tasting: Branchenevent und Weinprobe
Ziel des »Media Tasting« war es, den Teilnehmern relevante Medien- und Innovationsthemen zuerst in kurzen Vortrags- und Talk-Impulsen vorzustellen.
Das »Media Tasting« fand in Stuttgart statt. Im Anschluss an ein Programm aus Vortrags- und Talk-Impulsen hatten die Gäste die Möglichkeit, aus dem Themenangebot eine individuelle Vertiefung zu wählen. Ein Tasting des internationalen Weinwettbewerbs »Mundus Vini« rundete schließlich das Event ab.
Nach zwei Jahren Online-Event kehrt das Media Tasting in diesem Jahr zurück zur Präsenzveranstaltung: Rund 200 Medienprofis trafen sich, um die Top-Themen der Branche zu diskutieren und Netzwerke zu knüpfen. Viele Speaker appellierten, Berührungsängste abzulegen und Kooperationen auch jenseits der Komfortzone suchen, egal ob es um Nachhaltigkeit, Content-Produktion oder -Distribution geht.
Als Christine Strobl das erste Mal der ARD-Intendantenrunde ihre Idee vortrug, für »Babylon Berlin« mit Sky zusammenzuarbeiten, musste sie mit Gegenwind rechnen, verriet sie in ihrer Keynote beim Media Tasting. Heute ist sie ARD-Programmdirektorin, und die Idee, neue Allianzen zu suchen, ist mittlerweile gang und gäbe. Ob für Content-Produktion oder Distribution: Vor Partnerschaften mit Netflix, Sky und Amazon, Tiktok oder Zattoo hat Christine Strobl keine Berührungsängste, um die ARD-Mediathek als neuen Mittelpunkt des öffentlich-rechtlichen Programmangebots weiter zu stärken. Auch in einer Metaverse-Welt wäre für Strobl Platz für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dann mit ganz neuen Allianzen.
Agiler werden, Allianzen kleinteiliger, kreativer und mutiger angehen – das nannten auch Alberto Horta von Warner Bros. Discovery und Frank Giersberg von Vaunet als Ziel. Zattoo-Chef Dr. Nick Brambring wünscht sich eine TV-App, die alles mit allem verbindet: »Kein User will am Ende zehn Apps nebeneinander laufen lassen.«
Mancher Teilnehmer des Media Tastings sieht im Metaverse, dem virtuellen Paralleluniversum in der digitalen Welt, »das neue Internet«. Meta-Cheflobbyistin Marie von Stauffenberg und Deloitte-Expertin Lara-Louissa Genz trafen deshalb auf ein neugieriges Publikum, das erfahren wollte, wie Unternehmen und Medien am Metaverse mitwirken können.
Die Branche scheint sich einig, dass das Metaverse »the next big thing« sei, denn kritische Nachfragen galten allenfalls dem Stromverbrauch der Meta-Server, die künftig unsere digitale Identität beherbergen werden. Kein Wunder, denn Nachhaltigkeit war eines der Top-Themen des Media Tastings: die Teilnehmer lernten in interaktiven Workshops, wie sich Filme und TV-Inhalte, aber auch Events ohne Abfallberge produzieren lassen.
Wenn Metaverse, Tiktok und Instagram heute als Schrittmacher der Medienbranche gelten, wundert es kaum, wenn Kinder heute Influencer werden wollen – dagegen mit der neutralen, kritischen Distanz des klassischen Journalismus weniger anfangen können: Auf dem Panel »Wahrheit und Verantwortung«, ausgerichtet von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), diskutierten LFK-Präsident Dr. Wolfgang Kreißig, Dr. Holger Paesler (VSZV/VPRA), Meinolf Ellers (dpa) und Amelie-Marie Weber (Funke Mediengruppe), unter anderem darüber, ob und wie aus Kindern noch »Bürger mit gesunder Skepsis« (Ellers) werden können.
Mit dem Kanal »Funke« versucht Weber, junge Menschen auf Tiktok für politische Themen und journalistisches Arbeiten zu interessieren – und damit als »Influencer für Journalismus« zu wirken. Auch Elisabeth Steib, Head of Research und Text des erfolgreichen Animationsstudios Kurzgesagt, setzt auf Social Media-Kanäle, um Themen journalistisch und gestalterisch hochwertig zu vermitteln – mit Erfolg: die Kurzgesagt-Videos über Politik, Philosophie und andere wissenschaftliche Themen genießen Kultstatus und begeistern eine wachsende Fangemeinde.
Am Abend schließlich wurden alle Influencer wieder zu Menschen und Kollegen, die nach zwei Corona-Jahren ihr Wiedersehen feierten und neue Kontakte knüpften: Der LFK-Jahresempfang und das Tasting von über 100 prämierten Mundus-Vini-Siegerweinen gaben dazu einen vergnüglichen Rahmen ab.
Veranstalter Frank Apfel: »Unabhängig von der Bedeutung digitaler Identitäten und virtueller Welten ist der menschliche Kontakt durch nichts zu ersetzen. Das war auf dem Media Tasting durchweg zu spüren. Mit rund 200 Teilnehmern veranstalten wir ganz bewusst nicht den größten Medienkongress in Deutschland – sondern einen Branchentreff, der viel Raum für den persönlichen Austausch zwischen Teilnehmern und Referenten bietet, alte Hasen mit innovativen Newcomern und Experten unterschiedlicher Themengebiete vernetzt.«