Branche: 02.04.2009

Kein verspäteter Aprilscherz: IBC2009 ohne Sony

Sony, in den vergangenen Jahren stets mit großen Ständen bei der Broadcast-Messe IBC vertreten, wird 2009 nicht als Aussteller zur Messe nach Amsterdam gehen und somit keinen eigenen Stand dort haben.

Statt bei der IBC auszustellen, will Sony nach Firmenangaben lieber eine Reihe eigener, lokaler Kundenveranstaltungen durchführen — ganz so wie es alle anderen Firmen ankündigen, die sich von den großen Broadcast-Messen verabschieden.

Sony hatte in den vergangenen Jahren stets einen der größten Stände während der alljährlich im Herbst stattfindenden IBC gebucht. Da Panasonic schon seit zwei Jahren seine Messepräsenz in Amsterdam massiv reduziert hat und keine Geräte mehr ausstellt, fehlen der Messe somit nunmehr die Einnahmen von zwei großen Broadcast-Anbietern. Apple geht ebenfalls nicht mehr zu den Broadcast-Messen. Bei der NAB sind Sony und Panasonic noch vertreten, Apple fehlt dort aber ebenfalls, genauso wie Red, Quantel und Filmlight.

Sony will statt der IBC-Teilnahme eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel »The Star Programme« durchführen und erklärt, der Entschluss, nicht zur IBC zu gehen, sei im Licht des großen Erfolgs der eigenen Veranstaltungen in der jüngeren Zeit gereift. Das »Star Programm« soll im kommenden Jahr insgesamt 250 Events umfassen, darunter Tutorials und Workshops, die von Kunden gehalten werden. Ein solches Konzept hatte Sony vor kurzem auch in Deutschland umgesetzt (Report).

David Bush, Marketingdirektor des Profibereichs von Sony in Europa sagt dazu: »Im momentanen Wirtschaftsklima halten wir es für besser, das Geld direkt für unsere Kunden auszugeben und unsere Neuigkeiten und Lösungen zu den Kunden zu bringen, als uns darauf zu verlassen, dass die Kunden zu uns kommen.«

Schwerer Schlag für die IBC

Für die IBC dürfte das Wegbleiben von Sony ein harter Schlag sein, denn ohne die großen Publikumsmagnete kommen ganz sicher weniger Besucher zur Messe und es ist zu erwarten, dass im Windschatten von Sony etliche weitere Aussteller fernbleiben werden, die diesen Schritt vielleicht schon länger erwogen hatten, sich seither aber nicht trauten. Sich die IBC zu sparen, das hatten verschiedene Unternehmen immer wieder getan, etwa auch Snell & Wilcox und Avid — aber wenn Sony wegbleibt, hat das eine noch größere Signalwirkung.

Bisher gaben laut einer Umfrage des Hersteller-Branchenverbandes IABM, allein dessen Mitglieder gut 250 Millionen US-Dollar jährlich für die beiden großen Broadcast-Messen NAB und IBC aus — im Durchschnitt mehr als die Hälfte ihres Marketinggeldes (Report). Gleichzeitig äußerten sich die meisten Hersteller in der Umfrage unzufrieden über die Messen: 71% der befragten Marketingverantwortlichen fanden demnach, dass die Messen zu teuer und zu ineffektiv seien.

Nun ist mit den Umsatzeinbußen bei den Broadcast-Herstellern offenbar der Zeitpunkt gekommen, die heiligen Kühe zu schlachten.