Editorial, Kommentar, Top-Story: 15.09.2014

Consumer-Paradigmen in der Profiwelt

Ist ihr Firmenhandy altmodischer, langsamer und unkomfortabler als ihr privates Handy? Dann kennen Sie ein Problemfeld, das in den vergangenen Jahren auch in der Broadcast-Branche immer virulenter wird.

Immer öfter passiert es, dass Unternehmen in bestimmten technischen Aspekten hinter dem herhinken, was ihre Mitarbeiter im Privatbereich nutzen und normal finden. Ein altmodisches Firmenhandy oder ein langsamer Firmen-Computer sind dabei nur zwei kleine Beispiele dafür, was auch in der Broadcast-Branche ein Thema von wachsender Bedeutung ist.

Im Privatbereich ist es eben heute dank Youtube und Facebook überhaupt kein Thema mehr, schnell mal ein Video zu kodieren und online zu stellen. Da liegt die Frage nahe: »Wieso funktioniert das in unserer Firmeninfrastruktur nicht genauso einfach?«

Dabei wird einerseits vergessen, dass eben hinter Facebook und Google ganze Heere von Entwicklern stehen und dort Rechnerleistung verfügbar ist, wie sie den meisten Medienunternehmen nicht einmal im entferntesten zur Verfügung steht. Andererseits ist es so, dass rechtliche Fragen und Sicherheitsaspekte in puncto Internet von den meisten Privatpersonen einfach ignoriert werden — was eben von Firmenseite in aller Regel nicht in Frage kommt.

Es ist also zunehmend schwierig, die Firmeninfrastrukturen von Medienunternehmen auf dem gleichen Leistungsstand zu halten, wie diejenigen im Privatsektor — vor allem dann, wenn jedes Unternehmen seine eigene, individuell maßgeschneiderte Lösung haben will. Dass das in Zukunft für die meisten kaum finanzierbar sein wird, aber gleichzeitig die Ansprüche steigen werden, ist eine kaum bestreitbare Tatsache.

Das Rennen, hier vernünftige Lösungen zu entwickeln, hat längst begonnen: Viele Anbieter positionieren sich mit durchaus ganz unterschiedlichen Ansätzen, das wird auch im Rahmen der IBC2014 deutlich. Dabei fallen dann Schlagworte wie »Playout aus der Cloud« und es geht um »Management«- und neuerdings auch um »Orchestrierungs«-Lösungen. Es sollen »Plattformen« geschaffen und mal wieder »End-to-End-Solutions« angeboten werden.

Eine offene Frage bleibt dabei, ob der Broadcast-Markt die Kraft und die Größe besitzt, diesen Themenbereich alleine, mit eigenen, auf diesen Markt spezialisierten Anbietern zu lösen. Manche bezweifeln das und gehen davon aus, dass große, branchenübergreifende IT-Unternehmen diesen Bereich angehen werden. Andere glauben, dass die Anforderungen der Branche zu speziell sind, als dass man sie lösen könnte, ohne selbst tief im Thema zu stecken. Eins scheint dabei klar: der allgemeinde Cloud- und Virtualisierungstrend hilft eher den großen Allroundern, als den kleinen Spezialisten.

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