Branche: 05.11.2014

Jubiläum: Fünf Jahre Bundesverband der Fernsehkameraleute

Vor fünf Jahren gründeten 28 Kameraleute, die freiberuflich fürs Fernsehen arbeiteten, den Bundesverband der Fernsehkameraleute (BVFK). Bis heute haben sie rund 550 Mitglieder um sich geschart. Fragen der Arbeitsbedingungen und des sozialen Status der Kameraleute stehen im Mittelpunkt der Verbandsarbeit. In Berlin feierte der BVFK nun fünfjähriges Jubiläum.

Am 29. Oktober feierte der BVFK in Berlin sein fünfjähriges Jubiläum — und durfte vor 110 Gästen viele Glückwünsche entgegen nehmen: unter anderem von Brian Rose vom britischen Schwesterverband GTC, von Wolfgang Treu für die im BVK organisierten Kino-Bildgestalter und von Reinhold Dienes von der Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände.

Aber es wurde nicht nur gefeiert, obwohl der BVFK in der kurzen Zeit seines Bestehens bereits schon viele Ziele erreicht hat. Viel ehrenamtliche Kraft wurde in die Wahrnehmung durch Kollegen, Fachverbände, Produzenten und Sender investiert. »Wir werden mittlerweile ernst genommen«, sagt der 1. Vorsitzende Frank Trautmann. So suchen beispielsweise Vertreter der großen öffentlich-rechtlichen Anstalten und einiger Produktionsdienstleister in Sachfragen den Kontakt zum BVFK.

Der BVFK hatte sich 2012 an der Aktion mehrerer Berufsgruppenverbände »Faires Geld für Bild und Ton« in München und an weiteren Aktivitäten beteiligt, mit denen Fragen der Honorierung, der Arbeitszeiten und des sozialen Status der Film- und Fernsehschaffenden in die Öffentlichkeit getragen wurden. Es gelang, den Versuch der ProSiebenSat1-Gruppe abzuschmettern, über eine elektronische Ausschreibung Teampreise zu drücken und weit überzogene Selbstauskünfte zu ergattern. Auch die RTL-Tochter Infonetwork hatte, berichtet Vorstand Gerald Fritzen, nicht mit der bundesweiten Solidarität gerechnet, als den TV-Bildermachern reduzierte Teampreise und eine »typische Produzentenhaftung« abverlangt werden sollte. Die Beschreibung »Konfrontation als Zwischenstadium« treffe den Stand in einigen Sachfragen, so Vorstand Wolfgang Hannemann.

Besonders konfrontiert ist die Berufsgruppe von der Abgrenzung abhängiger Beschäftigung zur Scheinselbständigkeit und den Folgen für die Rentenversicherungspflicht. Vom privaten Hochzeitsvideo über Nachrichtenbeiträge und kurze Feature-Filme bis zu langen fiktionalen und dokumentarischen Werken und Mehrkamera-Produktionen: die freiberuflichen Kameraleute bedienen ein breites Spektrum an Aufträgen und Genres. Abhängig von der konkreten Arbeit können sich aber ganz unterschiedliche Beurteilungen zur Rentenversicherungspflicht ergeben. Wichtigstes Kriterium ist die Feststellung der Weisungsgebundenheit beim jeweiligen Job. Im Grunde müsste jeder Kameramann, merkt Hannemann zur Rechtslage an, für jeden einzelnen Auftrag bei der Clearing-Stelle der Deutschen Rentenversicherung Bund klären lassen, ob es sich nicht um eine abhängige Beschäftigung oder eine Scheinselbständigkeit handelt.

Hannemann geht es dabei nicht nur um den ungeheuren bürokratischen Aufwand, der für die oft nur stundenweisen Aufträge abverlangt wird. Bedenklich sei die Erfahrung, dass vergleichbare Tätigkeiten bei der DRV Bund oft zu gegensätzlichen Einordnungen führten. Daher sieht der BVFK nicht nur eine »institutionelle Unwissenheit« bei der Clearing-Stelle. Es bestehe Regulierungsbedarf auf politischer Ebene, um die rechtlichen Vorgaben den praktischen Gegebenheiten anzugleichen.

Dieses Ziel will der BVFK mit Fakten einer im Januar 2014 begonnenen Mitgliederbefragung zur sozialen Situation untermauern. Erstaunt und hocherfreut ist Hannemann darüber, dass der »umfangreiche und sehr indiskrete Fragebogen« von 958 Personen — also sehr weit mehr als der BVFK Mitglieder hat — beantwortet wurde. Eine erste Auswertung ergab unter anderem, dass rund 60 Prozent ihren Status für sicher halten. Allerdings haben 54,2 Prozent dies nie klären lassen.

Vorstandsmitglied Alexander Törzs thematisierte die Definition beruflicher Standards. Jeder könne sich als Kameramann bezeichnen, kritisiert er. Auch ein Kameradiplom ist für ihn noch nicht ausreichend für das Führen der Berufsbezeichnung, denn »Kameramann ist ein Erfahrungsberuf«. Um einen Standard zu setzen, initiierte der BVFK ein Zertifizierungsprogramm. Daran haben in eineinhalb Jahren 28 Kollegen teilgenommen, berichtet Törzs. Sie mussten unter anderem mindestens drei Berufsjahre und die Teilnahme an Weiterbildungen nachweisen. Es zeige sich, dass das bei einigen Auftraggebern positiv wirke. Törzs kündigt nun die Zertifizierung von Kameraassistenten an, die sich ungleich komplizierter gestalten werde.

Aus- und Weiterbildung ist aus der Sicht des BVFK eine wichtige Sache, deshalb richtet der Verband seit dem Jahr 2011 für Mitglieder und Gäste Symposien aus. Diese halten die TV-Kameraleute »ständig auf dem neuesten Stand der Technik«, ergänzt Hannemann. Und sie zählen als Weiterbildungsaktivität bei der Zertifizierung.

Vor diesem Hintergrund nutzte der BVFK sein Jubiläum nicht nur, um sich zu präsentieren und zu feiern: In Workshops und Symposien wurden auch aktuelle technische Themen angeschnitten. So referierte Ulrich Mors über die XDCAM-Codec-Familie von Sony. Der Verleiher Tectum Raum&Zeit zeigte Stereoskopie-Equipment, darunter Spiegelrigs mit Red- und Modula-Baby-Kameras. Markus Dürr von Arri präsentierte den neuesten Stand in Sachen Amira. Markus Janning (MA) und Martin Holz (Lightpower) demonstrierten das Einleuchten einer Showbühne. Das weltweit kleinste ferngesteuerte Schienensystem von Blackcam konnte ebenfalls getestet werden. Vor Ort präsent waren zudem Red Germany, Dedo Weigert, Rosco und Medias Reiseservice.

Infos zum BVFK

Der Bundesverband der Fernsehkameraleute e.V. — kurz BVFK — ist ein unabhängiger Verband von TV-Kameraleuten. Er setzt sich für die Interessen des Berufstandes der Kameraleute, Kameraassistenten, Kranschwenker und Kamera-Remote-Operator bei Sendern, Produktionsfirmen und in der Politik ein. Der BVFK gründete sich 2009 auf Initiative von freien Kameraleuten. Der Verband sagt über seine Ziele: »Wir vertreten die sozialen und beruflichen Interessen unserer Mitglieder und fördern Kollegialität und Solidarität untereinander.«

Als Verband organisiert der BVFK regionale Treffen für Mitglieder und Interessierte: Kollegialer Erfahrungsaustausch, Symposien, Fachdiskussionen und die Förderung der Aus- und Weiterbildung spielen dabei eine wichtige Rolle. Ein weiteres Ziel des Verbandes ist die Mitarbeit bei der Gesetzgebung im Medienbereich und im Bildurheberrecht, Vertretungen in Fachgremien, Mitgestaltung von Kollektivverträgen, aber auch die kollegiale Beratung in beruflichen und rechtlichen Fragen.

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