Editorial, Kommentar: 13.10.2017

Babylon Berlin

Mit »Babylon Berlin« entstand eine aufwändige, teure Produktion aus Deutschland. Es wurden zunächst 16 einstündige Folgen produziert, das Budget dafür lag bei 38 Millionen Euro. »Babylon Berlin« ist damit die bis dato teuerste deutsche Serie, die jemals hergestellt wurde.

Auch in etlichen anderen Kategorien stellt die Serie Rekorde auf. Dabei geistern viele, teilweise auch recht stark voneinander abweichende Zahlen durch die Presse. Eine Auswahl: 180 bis 200 Drehtage werden genannt, 300 Drehorte, 50 Sprechrollen, 500 Komparsen, 70 Requisiteure und Ausstatter.
Und irgendwie kann man den Eindruck gewinnen, dass auf dieser Produktion auch große Hoffnungen ruhen, die weit über diese Produktion selbst hinausgehen. Ganz nach dem Motto: Damit schafft Deutschland den Anschluss an die ganz großen, erfolgreichen aufwändigen Serien. Endlich wieder Weltniveau!

Solche Hoffnungen können eine Produktion natürlich auch überfrachten und belasten. Ob das Publikum auf diesen »Tanz auf dem Vulkan« aus der Zeit zwischen den Weltkriegen anspringt, in dem ein Kommissar gegen das organisierte Verbrechen kämpft, das weiß man frühestens ab heute Abend.
Die Hoffnungen der Branche heizt die Vertriebsfirma Beta Film jedenfalls schon mal weiter an: Die Serie sei bereits in 60 Länder verkauft, unter anderem hat sich demnach Netflix die Rechte für die USA gesichert.

Das ambitionierte Projekt haben ARD, Sky, X-Filme und Beta Film koproduziert. Die Macher betrachten diese Art der Finanzierung als Modell, das auch künftig hochwertige deutschen Serienproduktionen ermöglichen könnte. Das Besondere an dem Setup: Zuerst läuft die Serie auf Sky und erst ab Herbst 2018 ist sie auch im ARD-Programm zu sehen — also mit einem Jahr Zeitversatz. Doch dafür muss die ARD eben auch deutlich geringere Kosten schultern.

Die Serie soll inhaltlich, wie auch technisch neue Maßstäbe setzen. Das war den Produzenten sowie den Regisseuren Tom Tykwer, Hendrik Handloegten und Achim von Borries offenbar auch besonders wichtig. Entsprechend aufwändig wurde die Serie ausgestattet — aber nicht einfach mit den üblichen, längst bekannten Schauspielern, sondern zu einem großen Teil mit frischen Gesichtern — und eben auch beim Set- und Licht-Design und bei den VFX.

Gedreht wurde vorwiegend mit Alexa Minis und PVintage-Objektiven von Panavision, was einen besonderen, filmischen Look ausmacht.

Wird man man das Geld und den Aufwand im positiven Sinne sehen? Bei einem Budget von rund 2,5 Millionen Euro pro Folge liegt die Messlatte hoch. Zum Vergleich: der »Tatort«, immer noch eine Vorzeige-Produktion der ARD, kostet im Schnitt etwa 1,3 Millionen Euro und holt in der Regel zwischen neun bis zehn Millionen Zuschauer vor die Schirme.

Für alle, die ein Sky-Abo haben, heißt es ab heute Abend schon, für alle anderen in einem Jahr:
 
Sie werden sehen.