Broadcast, HDR, IP, Site-Report, Technology, Top-Story, Video, Workflow, Ü-Wagen: 21.02.2019

UHD1: Mit Full-IP in die Zukunft

tpc hat mit dem UHD1 einen komplett IP-basierten Ü-Wagen in Betrieb genommen. Der UHD1 bietet durchgängig unkomprimierte UHD-Signalverarbeitung im IP-Standard ST2110. film-tv-video.de war vor Ort.





Multivendor-Strategie

Andreas Lattmann, CTO von tpc, berichtet über die aktuellen IP-Projekte UHD1 und Metechno.

»Wir wollten im UHD1 die besten Produkte unter einem Dach vereinen«, erläutert Andreas Lattmann. Das funktioniere allerdings nur, wenn sich die Hersteller auch an die Standards hielten, so dass die unterschiedlichen Produkte problemlos eingebunden werden können. »Um das wiederum zu prüfen, braucht man die passenden Messgeräte und natürlich auch die Fähigkeit, die Messwerte einordnen zu können« erklärt er. Aus diesem Grund hat sich tpc intensiv mit dieser Thematik beschäftigt und umfassendes IP-Know-how angeeignet. »Nur dann ist es möglich, mit den Herstellern auf Augenhöhe zu sprechen und zu prüfen, ob die Produkte halten, was sie versprechen.«

Bild- und Tonregie
UHD1
Die Bildregie im UHD1.

Sony lieferte mit den Bildmischern XVS-8000 und XVS-6000 zentrale Systemkomponenten für den UHD1 zu. Adrian Hilber erläutert: »Beim XVS-8000 haben wir in HD 160 Eingänge, in UHD 40 Eingänge.«

Je nach Anforderung nutzt tpc die Mischer, um parallel in unterschiedlichen Formaten zu produzieren oder aber setzt den größeren Mischer als Haupt- und den kleineren als Subregie ein.

TPC, © Nonkonform, UHD1
tpc entschied sich für das Audiopult Stage Tec Avatus.

Im Audiobereich hat sich TPC für das IP-Mischpult Avatus von Stage Tec entschieden. Avatus bietet eine IP-basierte Anbindung an die Audioverarbeitung und bedient speziell die Anforderungen einer IP-Umgebung. Im UHD1 ist das große Avatus-Pult untergebracht. Außerdem ist im Rüstwagen des Fahrzeugs noch eine kleinere Audio-Subregie eingebaut. Beide Pulte arbeiten auf demselben DSP Core, können also alle Quellen und Senken des Audionetzwerks nutzen. Avatus spielt im Ü-Wagen mit dem Nexus-Audiosystem zusammen. Für die Aggregierung der 28 Audio-1GB-Ports des Fahrzeugs ist ein zusätzlicher Arista-Switch im Einsatz, der wiederum am großen Arista 7504 Switch angebunden ist.

Das Audiosystem ist vollkommen netzwerkbasiert abgesetzt, denn »es war uns wichtig, dass wir mehrere Konsolen betreiben konnten und im UHD1 keine Geräte mit Lüfter untergebracht werden mussten«, so Adrian Hilber. Was ebenfalls für das Pult sprach: Es lässt sich problemlos von zwei Personen bedienen. Diese Anforderung gibt es bei manchen Produktionen, etwa beim Skirennen am Lauberhorn, wo zwei Tonmeister am Pult arbeiten.

Monitore, Multiviewer
UHD1
Fürs Regie-Monitoring sind SonoVTS-Displays im Einsatz.

Mit Sonys X300 hat tpc im Ü-Wagen einen Referenzmonitor der neuesten Generation eingebaut. Neben einer hohen Bildqualität bietet der BVM-X300 eine optimierte Schnittstelle und Funktionen für HDR-Live-Produktionen.

Fürs Regie-Monitoring sind SonoVTS-Displays in unterschiedlichen Größen eingebaut, die alle UHD-fähig sind. Sie sind in HD und ST2110 angeschlossen. Jene Monitore, die UHD anzeigen, sind aktuell noch per Quadlink und via Gateway angebunden. Per Software-Update sollen aber auch sie zu einem späteren Zeitpunkt per IP in UHD angebunden werden.

Als Multiviewer-Lösung ist Epic MV von Imagine Communications an Bord. Dahinter verbirgt sich ein hochskalierbarer UHD-fähiger Multiviewer, der auf der Zenium-Plattform von Imagine Communications basiert. Im UHD1 arbeitet Epic IP-basierend. »Die größte Herausforderung, die wir hier bewältigen mussten, war die Kumulation der Latenzzeiten«, berichtet Andreas Lattmann, »denn sowohl Multiviewer wie auch Monitore wiesen Videolatenzen auf, die sich nur reduzieren ließen, indem wir in der gesamten Signalkette an allen möglichen Stellen optimierten – teilweise auch auf Kosten von Funktionalität.

Kameras
TPC, © Nonkonform, UHD1
Arbeitsplätze für die Kamerakontrolle.

tpc hat den UHD1 für 24 Kameras ausgelegt und arbeitet im Regelfall mit Sony HDC-4300-Kameras. Diese 2/3-Zoll-4K-Kameras können bei Bedarf auch 8-fach-Slomo in HD liefern und sind bei tpc auf breiter Basis im Einsatz. Im UHD1 arbeiten sie in Kombination mit Canon-Objektiven. 12 Kameras sind fest auf dem Wagen, der Rest wird abhängig vom jeweiligen Projekt aus dem Gerätepool bestückt.

Server
TPC, © Nonkonform, UHD1
Dank der eingebauten IP-Komponenten konnte tpc den Rackspace um 30% reduzieren.

Bei den Servern hat sich tpc für EVS XT-Via Server entschieden, also die neue, auch UHD- und HDR-taugliche Plattform aus dem Hause EVS. Diese Server können auch die Multifunktionalität des Fahrzeugs bewältigen, denn Produktionen sind in 1080i25 SDR, 1080p50 SDR/HDR und 2160p50 SDR/HDR (mit S-log3) möglich.

Für die Grafik ist im UHD1 ein Vizrt-System im Einsatz.

Klimatechnik

Dank der eingebauten IP-Komponenten konnte tpc den Rackspace um 30% reduzieren. Allerdings geben die Geräte sehr viel Wärme ab, sie sind oft laut und benötigen teilweise auch viel Strom. »In einem Datacenter spielen solche Faktoren keine entscheidende Rolle, aber im Ü-Wagen ist es essenziell, die Abwärme zu bewältigen und den Lärm im Fahrzeug zu reduzieren«, verdeutlicht Andreas Lattmann und ergänzt, dass der UHD1 deshalb mit umfangreicher Klimatechnik ausgestattet werden musste.

 

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