Kurznachrichten: 19.06.2019

News: Kurz und knackig – KW 25/2019

5G-Auktion erlöste 6,55 Mrd. Euro; Baut KKR nach Kauf von vier Film/TV-Firmen neuen Medienkonzern? OTT-Umsätze sollen sich bis 2023 verdoppeln; Crossmedialer Umbau beim WDR.

Branche

Die Auktion des 2- und 3,6-GHz-Bereichs ging nach 52 Tagen und 497 Gebotsrunden am 12. Juni 2019 zu Ende. Drillisch, Telefónica, Telekom und Vodafone ließen sich die 41 5G-Frequenzpakete rund 6,55 Mrd. Euro kosten. Kritik an Auflagen zum Netzausbau und zu erwartenden Lücken in der Versorgung führte zum Ruf nach dem Staat, der nun mit einer eigenen Firma die Funklöcher stopfen soll,  die Konzerne zu teuer finden.
Der Weltfußballverband verwahrt sich gegen die illegale Verbreitung von Spielen der Frauen-WM. Diese würden »vornehmlich in Saudi-Arabien über den unter dem Namen BeoutQ bekannten Piratensender verfügbar gemacht«, den der saudische Anbieter Arabsat verbreite. BeOutQ-Boxen werden laut Fifa offen in Saudi-Arabien verkauft. Die Lizenz hält jedoch die katarische Firma BeIn.

Unternehmen

Vorstandschef Max Conze will den binnen 12 Monaten von 25 auf 15 Euro gestürzten Aktienkurs und die Werbeerlöse von ProsiebenSat1 wieder erhöhen. Dazu sollen mehr eigene Filme und Live-Shows produziert werden. Der mit Discovery gestartete Streaming-Dienst Joyn biete 50 Programme, beteiligt sind auch ARD und ZDF.
Laut Medienberichten hat Apple für die Modemsparte des Münchner Prozessorentwicklers Infineon geboten. Nachdem die Intel-Tochter ihren Hauptkunden Apple an Qualcomm verlor, kündigte Intel den Ausstieg aus 5G-Modems für Smartphones an. Infineon sammelte über die Ausgabe neuer Aktien 1,55 Mrd. Euro ein, um den US-Konkurrenten Cypress Semiconductor zu übernehmen.
Der Bertelsmann-Bereich trennt sich von der 2011 in den USA gegründeten Influencer-Plattform StyleHaule. RTL hatte sich 2013 eingekauft und seither für alle Anteile mehr als 100 Mio. Euro ausgegeben.
Nach ihrem Großeinkauf in der Film-/TV-Branche bieten die US-Investoren Kohlberg Kravis Roberts (KKR) 63,00 Euro je Aktie für die Mehrheit des Verlagshauses Springer. Friede Springer (42,6%) und Mathias Döpfner (2,8%) wurde zugesichert, dass keine Entscheidung ohne Zustimmung der Witwe von Gründer Axel Springer falle.

Broadcast, Streaming

Im Zuge des crossmedialen Umbaus ist die neue Programmdirektion NRW, Wissen und Kultur (Leitung: Valerie Weber, bisher Hörfunkdirektorin) u. a. für die elf Landesstudios verantwortlich. Unter Leitung von Jörg Schönenborn (bisher Fernsehdirektor) bündelt die Programmdirektion Information, Fiktion und Unterhaltung u. a. den Newsroom und die Bereiche Zeitgeschehen, Sport, Auslandsstudios und Internet. Mit dem Start am 1. Juli bzw. 1. Januar 2020 sind umfangreiche Personalmaßnahmen verbunden.
Der Ereigniskanal von ARD und ZDF wird stärker als Politik-Portal profiliert. U. a. werden die Mediatheken eigene Phoenix-Bereiche erhalten. 2018 wurde u. a. die Berichterstattung aus dem Bundestag auf 445 Stunden mehr als verdoppelt.
Die schweizerische öffentlich-rechtliche Senderfamilie stellt nach urheberrechtlicher Prüfung anderen Medien Inhalte bereit, die mindestens ein Jahr alt sind. Der Download angeforderter Ausschnitte, Beiträge oder Sendungen ist von den internen Ressourcen abhängig.
Mit »Yesflix« will ein spendenfinanzierter, christlicher Sender »lebensbejahende Inhalte« Online und später per App für monatlich 7,99 Euro auf eigener OTT-Plattform vermarkten.
AnixeTV sendet ab dem 21. Juli via Sat, Kabel (außer Vodafone) und Web in »HD-Ready-Bildqualität« statt in SD und als »Anixe+«. Neben der HbbTV-Mediathek wurde »eine neue innovative Programmplanungssoftware mit Linear-to-VOD-Funktion« implementiert.
Der erst am 29. Mai gestartete VoD-Anbieter BumerangTV heißt ab sofort »buntoTV«. Grund ist laut Meldungen eine »offizielle Namensänderung«. Der Berliner Betreiber bietet hauptsächlich Serien einer türkischen Produktion in Originalfassung. Unter den synchronisierten Serien ist »Das Osmanische Imperium« (»Muhtesem Yüzyil«).
Nach internationalen Serienerfolgen wie »Tschernobyl«, »Das Boot« oder »Gomorrha« soll Sky Studios die Investitionen in Originalstoffe für alle Vertriebswege der Konzernmutter Comcast verdoppeln. Als erstes Projekt wird die HBO-Koproduktion »The Third Day« mit Jude Law genannt.
Die OTT-Plattform UEFA.TV startete mit Originalmaterial aus 60 Jahren europäischer Fußballgeschichte. Später sollen u. a. Jugend-, Frauen- und Futsal-Spiele  — auch Live — hinzukommen. Die Bundesliga hat ab der Saison 2019/2020 auch einen eigenen Kanal, wurde mit dem Ligaverband DFL vereinbart.

Hörfunk, Podcasts, Audio

Bis Ende 2018 wurden in Europa und der Region Asia Pazifik 75 Mio. DAB+-Radios verkauft, das sind 10 Mio. mehr als im Vorjahr. In UK haben 67 Prozent der Haushalte ein DAB-Radio. Den Bestand in deutschen Haushalten gibt der Lobbyverband WorldDAB mit 11,8 Mio. Stück an.
Noch in 2019 soll eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes in Kraft treten. §48 übernimmt die EU-Vorgabe für analog-digitale Tuner in Radios von Neuwagen. Auch Heim- und portable Radios müssen ab Ende 2021 hybriden Empfang ermöglichen, wenn sie den Sendernamen anzeigen. Das ist bereits Marktalltag.

Kino, Film, Festivals

Das im September geplante Kinofest á la »Fête du cinéma« wird auf 2020 verschoben. Weil die Anträge für Kinoförderungen mit 5,9 Mio. Euro weit über dem verfügbaren Betrag lagen, wurden gemäß FFA-Regeln zuerst Modernisierungen bedient. Die für das Fest beantragten Fördergelder in Höhe von 500.000 Euro konnten daher nicht vergeben werden.

Studien, Statistiken

Die weltweiten OTT-Umsätze sollen sich bis 2023 von 38,2 auf 72,8 Mrd. US-Dollar annähernd verdoppeln und dadurch um jährlich 13,8 Prozent steigen. Die globalen Gesamtumsätze der Medien- und Unterhaltungsindustrie steigen ab 2019 von etwa 2,1 Bio. auf rund 2,6 Bio. US-Dollar, erreichen aber das OTT-Wachstum nicht. PwC-Analyst Ballhaus: »Wer überleben will, braucht nicht nur gute Inhalte — sondern muss verstehen, wie diese konsumiert werden.«

Personalia

Laut Medienberichten wird sich Intendant Lutz Marmor (65) für eine dritte Amtszeit über Januar 2020 hinaus nicht bewerben. Der Verwaltungsrat schlug seinen Stellvertreter Joachim Knuth (60), seit 2008 Hörfunkdirektor der Vierländeranstalt, für die Nachfolge vor.
Ulrike Deike folgt der in den Ruhestand gehenden Angela Böckler als Verwaltungsdirektorin. Anja Reschke leitet ab 1. August den Programmbereich Kultur und Dokumentation; sie moderiert weiter »Panorama« und »Wissen vor 8« im Ersten. Vorgängerin Katja Wildermuth wechselt als Programmdirektorin zum MDR.
In die Film- und TV-Firmengruppe, die Fred Kogel für die US-Investoren aufbaut, ist Stephan Katzmann als Geschäftsführer Projekte im Bereich Finanzen, zuständig für Produktionen und eine Lizenzdatenbank, eingestiegen. Zuvor war er Geschäftsführer von Sport1.
Stefan Kaltenbrunner verlässt die Rechercheplattform Addendum und ist ab dem 1. Juli als Chefredakteur Digital bei Puls4 tätig, einem Sender von ProSiebenSat1 Österreich.
Gary Davis, Geschäftsführer Content bei Sky UK, übernimmt konzernintern als CEO die Führung des Produktionsarmes Sky Studios, der für alle Comcast-Unternehmen tätig ist.