Kurznachrichten: 17.07.2019

News: Kurz und knackig – KW 29/2019

Der Springer-Verlag samt Welt-Nachrichtengruppe dürfte bald in US-Investorenhand sein. Die FFA förderte 2018 mit 74 Mio. Euro. Das Arthouse-Kino gewinnt 10% in 2018. In den Katalogen der Streamer dominiert US-Ware.

Unternehmen

Die Mediengruppe RTL bringt ihren Produktionsarm NorddeichTV als RTL Studios auf Markenniveau. Unter weiterer Führung von Inga Leschek und mit 120 Mitarbeitern werde die Nähe zu den Sendern und Plattformen des Konzerns verstärkt.
Vorstand und Aufsichtsrat der Axel Springer SE befürworten die Übernahme durch KKR für 63 Euro je Aktie (rund 40% über Börsenkurs). Um ihre Jobs besorgte Mitarbeiter der Welt-Gruppe wurden auf den Vertrag verwiesen: Die Gruppe bleibe »unter der Voraussetzung einer angemessenen Steuerung der jährlichen Ergebnissituation« erhalten.
Die Luxemburger fusionieren ihre Influencer-Netzwerke United Screens (Skandinavien) und MCN (Niederlande) unter dem Dach der deutschen Divimove. Deren Chef Tobias Schiwek soll die Integration leiten und rückt in das Executive Comittee der RTL Group auf.
Der kommerzielle Arm für Werbevermarktung, Programmvertrieb und Merchandising bilanziert 2018 mit 133,5 (2017: 136,2) Mio. Umsatzeuro. Der Überschuss stieg um 1,2 auf 14,8 Mio. Euro, der Erlösbeitrag an den WDR beträgt 44,1 Mio. Euro.

Broadcast, Streaming

Die Nichtanrechnung von Streaming-Daten für das kostenlose Produkt StreamOn (und andere Inhalteanbieter) auf die Inklusivdaten (nur in Deutschland) verstößt gegen die Netzneutralität und europäische Roaming-Regeln. Das OVG Münster bestätigte dieses Urteil der Vorinstanz.
Der vom Ex-ProSiebenSat1-Chef Jürgen Hörner gegründete Seriensender ist insolvent. Während Verhandlungen mit Investoren wird in HD gesendet; SD wurde eingestellt.
Der Verband der 36 Vereine und Kapitalgesellschaften der 1. und 2. Fußball-Bundesliga hat von den Medienanstalten grünes Licht für das Spartenprogramm Sport Kanal Classic und die Online-Wiederholungssender Sport Kanal Online und Sport Kanal Flex bekommen.

Kino, Film, Festivals

Die Arthouse-Kinos hatten im 1. Halbjahr einen Besucherzuwachs voin 10% und 11,5% mehr Umsatz als im Vorjahr. Dazu haben u.a. »Green Book« und »Der Junge muss an die frische Luft« mit je mehr als 500.000 Zuschauern beigetragen. Angesichts von 430 Starts (plus 10%) und oft zu geringen Marketingbudgets werden viele Filme nur wenig beachtet. Die Filmförderung müsse sich auf Klasse statt Masse und lokale Bewerbung konzentrieren.
Der Geschäftsbericht 2018 der FFA weist 73,7 Mio. Euro für Förderungen aus, darunter 29,7 Mio. Euro für Produktionen und Drehbücher, für Kurzfilme gab es 0,6 Mio. Euro. Zwar gingen die Einnahmen aus der Filmabgabe von 53,2 auf 47,6 Mio. Euro zurück. Durch Rückzahlungen und Tilgungen stiegen die Einnahmen um 0,6 auf 74,2 Mio. Euro.

Hörfunk, Audio

Anders als in Niedersachsen setzt sich die SPD-Fraktion im NRW-Landtag für eine Förderung von Privatradios beim DAB+-Einstieg ein. Ein entsprechender Antrag (DrS.17/4119) wurde von der Koalitionsmehrheit (CDU, FDP) im Ausschuss für Kultur und Medien abgelehnt und damit aus der parlamentarischen Behandlung genommen.
Der Verband mit 260 Radios stellt unter www.zukunft-privatfunk.de eine Diskussion-Plattform bereit und lädt Fachleute ein. Erste Beiträge kommen von Tabea Rößner (MdB, Die Grünen) und Florian Drücke (BVMI).
Der Anfang Juli gestartete »Voralpen«-Multiplex im Südosten Bayerns ist das letzte von zwölf regionalen DAB+-Sendenetzen für Privatradios. Sobald Ende 2020 der Ausbau beendet ist, sind alle lokalen und regionalen UKW-Radios des Landes parallel auf DAB+ vertreten.
Die Schweizer Radiobranche diskutiert eine von 2024 auf Mitte 2022 (SRG) bzw. Anfang 2023 (Privatradios) vorgezogene UKW-Abschaltung. Es wäre nach Norwegen das zweite Land mit diesem Schritt. Laut Meldungen haben deutsche Radios einige dann im grenznahen Bereich freiwerdende UKW-Frequenzen bereits im Visier.
Die ARD-Anstalten (außer SR) und Deutschlandradio haben den Konditionsrahmenvertrag von 2017 für die Verbreitung von Audiocontent bis 2021 verlängert. Über die AddRadio-Plattform werden monatlich über 11 Mrd. Hörminuten für mehr als 176 Sender ausgeliefert. Damit sei man die marktführende Audio-over-IP Plattform in Deutschland.
Das 2014 in Schweden gegründete Podcast-Netzwerk gründete seine zehnte Auslandsrepräsentanz in Deutschland. Sie wird von Stefan Zilch geleitet, der zuvor Country Manager von Spotify war.

5G

Der Bundesverband Breitbandkommunikation fordert die Bundesnetzagentur angesichts des Entwurfs zu Vergaberichtlinie auf, die 5G-Frequenzen für lokale Nutzungen »zeitnah« zu beginnen. Die Ressourcen bei 3,7 bis 3,8 und 26 GHz wurden nicht auktioniert, sondern werden verkauft.

Studien, Statistiken

72% der Deutschen  nutzen VoD, so eine Studie des Industrieverbandes gfu, das tun über dem Schnitt Frauen (77%) und 16- bis 39jährige (84%). Umgekehrt stellen beim Catch-Up TV (56%, Platz 2 ) die über 59jährigen 69% der Nutzer. Mit 84 bzw. 82% ist der Fernseher bevorzugtes Frontend. Bei VoD führt Amazon (72%) vor Netflix (63%), Google Play (25%) und Sky Deutschland (23%). Mehr als 53% wenden mehr als 10 (2017: 43%) Euro monatlich auf (Grafik klickbar).
2019 besitzen laut gfu 51 (2017: 42) % der deutschen Haushalte ein »smartes« TV-Gerät. 67 (56) % von diesen (also rund 34% von allen) nutzen nach eigenen Angaben die Online-Funktionen (Grafik klickbar).
Filme mit EU-Ursprung stellen bei Pay per View-Anbietern 29%, beim Abo-VoD 21% der Titel. Aus den USA kommen 50 bzw. 51%. Für eine neue 150seitigen Studie ließ die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle Kataloge von 77 Abruf- und 45 Abo-Diensten sichten, die in den EU-Ländern verfügbar sind.
Im 1. Halbjahr 2019 wurden 783,2 Mio. Euro mit Musikstreams (+27,7%) , CDs (-11,7%), Downloads (-16,3%) und Vinyl (+7,4%) umgesetzt. Im Zeitraum 2018 lag der Umsatz bei 725,9 Mio. Euro. Digitalgeschäft trägt nun 66% (Gesamtjahr 2018: 56,7%) der Umsätze, darunter Streaming 56,4%. Es folgt die CD mit 28,2%.

Personalia

Paul Rehrig soll als neuer Geschäftsführer der Discovery-Tochter Eurosport Digital die Vermarktung des Senders über Apps, Player und Internet entwickeln.
In die Sektion Film- und Medienkunst wählten die Mitglieder die Regisseure Claudia von Alemann und Paul Plamper, den Kameramann Sławomir Idziak und die Fotografin Gundula Schulze Eldowy. 10 der 17 »Neuen« aller Sektionen sind Frauen; die Akademie hat nun 428 Mitglieder.
Dritte Kraft in der Film Commission Bayern ist Kathrin Winter an der Seite von Leiterin Anja Metzger und Lars Nitschke.
Der zurück getretene Fußball-Funktionär Reinhard Grindel, zuvor für die CDU im Bundestag und bis 2002 für das ZDF tätig, kehrt nicht zum Sender zurück. Darüber einigte er sich mit dem ZDF außergerichtlich.
Zum Abteilungsleiter Frequenzregulierung wurde Elmar Zilles ernannt, bisher Leiter Informationstechnik und Sicherheit. Er folgt dem zum 1. Juli in den Ruhestand versetzten Rüdiger Hahn.