Kurznachrichten: 25.07.2019

News: Kurz und knackig – KW 30/2019

Sommer – Zeit der (Zwischen-) Bilanzen. Heftige Kritik gibt es am EU-Segen für die Kabelfusion, wodurch Vodafone 80% der Anschlüsse in Deutschland kontrolliert. Der BR geht einen weiteren Schritt zum trimedialen Sender. Captain America & Co., Rhett Butler & Scarlett O’Hara – Kassenfüller im Kino.

Unternehmen

2018 wurde ein Gewinn von 2,5 Mio. Euro nach Steuern (2017: 0,6 Mio. Euro Verlust) erzielt. Der Umsatz stieg von 45,5 auf 82,7 Mio. Euro. Die Hauptversammlung beschloss diese Bilanzdaten. Hintergrund ist die gute Auslastung durch Filme und Serien wie »Verschwörung«, »Charlie’s Angels«, die 2. Staffel »Counterpart« u.a.
Im Geschäftsjahr 2018 (bis 31.1.2019) lag der Umsatz bei 277,1 Mio. Euro, im Vorjahr bei 224,25 Mio: Euro. »Anhaltender Margendruck« führe jedoch zu einem rückläufigen Ergebnis (EBITDA von 23,4 auf 20,5 Mio. Euro).
Die Erträge 2018 wurden mit 1,07 Mrd. Euro bilanziert. Die Differenz zu 1,16 Mrd. Euro Ausgaben wurde durch höhere Werbeeinnahmen anlässlich der Fifa-WM ausgeglichen. Der Rücklage werden 17,5 statt 31 Mio. Euro entnommen, obwohl die Ausgaben für die Altersversorgung 14 Mio. Euro über Plan lagen. Die Rücklagen betragen 127 Mio. Euro.
Die Plandaten für das 2. Quartal wurden wegen geringerer Zuwächse im US-Markt und einer Preiserhöhung verfehlt. Statt 5 Mio. fanden sich nur 2,7 Mio. Neukunden; in den USA sank die Kundenzahl um 130.000. Weltweit meldet der Streamingdienst 151,6 Mio. Zahlende.
Der insolvente Traditions-Hersteller von Fernsehern ist nach gescheiterten Verhandlungen mit Investoren nicht mehr zu retten. Ein »Minimal-Sozialplan« sichert den Beschäftigten das gesetzliche Minimum von drei Monatsgehältern als Abfindung.
Die EU-Kommission hat die Übernahme von Unitymedia abgesegnet. Vodafone wird durch den 18,4 Mrd. Euro-Deal mit Liberty Global zum größten Breitband- und Mobilfunkanbieter in Europa und kontrolliert in Deutschland 80% aller Kabelanschlüsse.
Die EU-Genehmigung für Vodafone/Unitymedia etabliert in Deutschland einen Quasi-Monopolisten, der die Bedingungen für die Auffindbarkeit von PayTV und FreeTV diktieren könne, so der Verband Vaunet. Die Auflage, Einspeiseentgelte einzufrieren, sei nicht ausreichend. Der Verband und Mitglied Telekom prüfen Klagen. Der Kabelverband FRK, der kleine Unternehmen vertritt, kündigte eine Klage gegen das »Duopol aus Vodafone und Telekom« an, das mittelständische Anbieter existenziell bedrohe.
Nach dem Ausstieg eines potenziellen Investors scheint die Rettung des insolventen Seriensenders in weiter Ferne. Die SD-Signale wurden abgeschaltet. Der Sender konnte zuletzt nur die Hälfte seiner Ausgaben durch Werbung einspielen.
Während der Abwicklung macht das US-Netzwerk Style Haul Schlagzeilen: Einem Manager drohen wegen elf Fällen von Überweisungsbetrug und einem Fall von schwerem Identitätsdiebstahl bis zu 200 Jahre Haft, berichtet New Business.

Broadcast, Streaming

Auch der BR strukturiert ab Mitte 2020 um. Die Redaktionen werden den trimedialen Programmdirektionen Kultur (Leitung Reinhard Scolik) oder Information (Thomas Hinrichs) zugeordnet. Eine Intendanz-Stabsstelle Hörfunk (Walter Schmich) soll deren Vernetzung sichern. Zugleich (und mit der Pensionierung von Hörfunkdirektor Martin Wagner) entfällt eine der bisher sechs Direktionen.
Eurosport scheint mit seinen Bundesliga-Übertragungen gescheitert und hat sein für 70 Mio. Euro erworbenes Rechtepaket (40 Spiele ab 2017 für vier Jahre) für die Restlaufzeit an DAZN verkauft. Der Sport-Streamer erhöht ab 1.8. von 10 auf 12 Euro monatlich. Im Gegenzug übernimmt Eurosport2 HD Xtra die Produktionen von DAZN zur Verbreitung über HD+, Amazon und Swisscom.
Das Streaming-Portal soll im 4. Quartal in UK starten. ITV hält 90%. BBC darf von derzeit 10% bis 25% ausbauen, aber auch für Dritte ist der Einstieg offen. HD-Inhalte aus beiden Archiven sollen für 5,99 Pfund monatlich angeboten werden. In Nordamerika wird Britbox bereits vermarktet.
Netflix hat die US-Streamingrechte am European Song Contest 2019 und 2020 von der EBU erworben. Laut ESC-Chef Jona Ola Sand passe das »perfekt« zum Timing für eine 2021 geplante US-Version, berichten Fachdienste.

Kino, Film, Festivals

»Avengers: Endgame« hat mit 2,8 Mrd. Dollars (2,48 Mrd. Euro) »Avatar« (2,79 Mrd. Dollar) beim weltweiten Kinoumsatz entthront. Würden Inflation und Ticketpreise berücksichtigt, wäre der Marvel-Streifen in den USA nur auf Platz 2 hinter »Star Wars: Das Erwachen der Macht«, berechnet Variety. Nach heutigem Preisniveau wäre in Nordamerika ohnehin »Vom Winde verweht« auf Platz 1: 200 Mio. Umsatz seit 1936 bedeuten in fortgerechneten Ticketpreisen einen Umsatz von von 1,8 Mrd. Dollar.
Die Südtiroler Filmförderung IDM Film Fund & Commission informiert umfangreich über Fördermöglichkeiten und den Filmstandort Südtirol auf einer neuen Website. Förderanträge können jetzt online gestellt werden.

Hörfunk, Audio

Divicon Media, Media Broadcast und Uplink Network  bewerben sich um die Sendeplattformen eines Modellprojektes für DAB+ für Kiel, Lübeck und Sylt. Radio R.SH ist einziger Bewerber für die landesweite digitale Verbreitung über den NDR-Multiplex. Die Entscheidung fällt Ende August.
Die Begleitforschung zur ARD Audiothek enthält erste Ergebnisse zur Nutzung von Inhalten, Genres und Funktionen. Die App des meistgehörten Radiosenders führt die Nutzungen mit 40%, es folgen Spotify (31%) und AmazonPrime und Deutschlandradio (je 28%). Der Bericht steht zum Download bereit.

Studien, Statistiken

80 (2017: 76) % der Webnutzer streamen zumindest gelegentlich Videos. 65% schauen kurze Clips, Serien oder Filme auf Videoportalen oder in Mediatheken. 42% nutzen die Streaming-Anbieter, 40% verfolgen Live-TV als Stream, 20% nutzen Portale für Sportevents.
Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle legt einen Bericht zur Förderung unabhängiger AV-Produktionen in Europa vor. Das 109seitige Papier über die Produzenten, die nicht zu Major-Studios oder Sendern gehören, steht zum Download zur Verfügung.

Personalia

Der Rundfunkrat erhebt keine Bedenken mehr gegen die Berufung von »Focus«-Gründer Helmut Markwort (82) durch den Landtag für die FDP. Das Aufsichtsgremium hatte aufgrund von Markworts Beteiligungen an Privatradios und geschäftlichen Aktivitäten im Medienbereich zunächst einen Interessenkonflikt vermutet.