Kurznachrichten: 04.03.2021

News: Kurz und knackig – KW 9/2021

Corona-Gewinner: Produkte mit und für den Bildschirm. Corona-Verlierer: Kinos wollen trotzdem leuchten. EU-weit: Nachholbedarf für digitale Kompetenzen. Wachablösung: Der ZDF-Chef geht 2022. Radio: DAB+ hängt UKW ab. Ausrufezeichen: CDU/CSU-Kreise wollen alle ÖR-Sender fusionieren.

Unternehmen

Der AV-Konzern setzte 2020 trotz Pandemie 4,05 (2019: 4,135) Mrd. € um. Die ProSiebenSat1 Group steigerte den Umsatz nach »einem starken vierten Quartal« um 11% auf knapp 1,5 Mrd. € und spielte Gewinne von 221 Mio. Euro ein. Nach dem Corona-Tief im Q2 erholte sich das internationale Produktionsgeschäft der Red Arrow-Gruppe, deren Außenumsatz im Q4 um 14% auf 218 Mio. € stieg.
Disney verkauft seinen Anteil an dem TV-Kanal an den 50/50-Partner RTL. Der Sender mit Kinderschwerpunkt wurde 1995 von beiden Konzernen gegründet. Der Deal steht unter Vorbehalt behördlicher Genehmigungen, auch in Österreich.
2020 überschreitet der TK-Konzern erstmals 100 Mrd. € Umsatz – ein Anstieg um 25,4% auf 101 Mrd. €. Ohne den Erwerb des US-Konkurrenten Sprint wäre der Umsatz um 3% gestiegen. Der Gewinn kletterte um 7,5% auf 4,2 Mrd. €. Corona drückte die Einnahmen aus Shops und Roaming.

Broadcast

Seit dem 3. März kommen alle elf »Lokalzeiten« auch via Astra und in HDTV. Dafür wurden zusätzliche Kapazitäten auf 19,2 Grad Ost (11523,25 MHz; horizontal; 8PSK; 22 Msymb/s; FEC: 2/3) angemietet.
Zum 1. März steigen die Preise für das Paket mit 24 privaten HDTV-und 2 UHD-Sendern via Astra von 5,75 € auf 6 € (monatlich) bzw. von 70 € auf 75 € (jährlich). Das im Mai 2020 verteuerte Terrestrik-Paket FreenetTV kostet 6,99 € monatlich.
Sky Italia kritisiert die Rechtevergabe der Serie A für drei Spielzeiten an Telecom Italia. Telecom Italia Media werde bevorzugt, leite an den Streamer DAZN weiter, für den 40% der Kosten übernommen und dem technische Unterstützung geleistet werde. Die Serie A sei über alle Plattformen zu verbreiten.
Nach sechs Jahren kommt BBC Three aus dem Web zurück ins Lineare. BBC3-Produktionen hatten auf gebrandeten Sendeflächen von BBC1 und BBC2 ein jugendliches Publikum angezogen. Die BBC müsse Jugendlichen auch linear spannende Sendungen bieten. BBCThree wird ab Januar 2022 mit CBBC partagiert senden.

Streaming

Für eine anbieterübergreifende Erfassung und Vergleichbarkeit der Nutzung von Streaming sind technische Standards und eine gesetzliche Regelung notwendig. Zudem muss die KEK-Kommission der Medienanstalten Zugang erhalten, um die  Zuschaueranteile zu ermitteln. Ansätze fasst eine aktuelle Studie des Fraunhofer Fokus-Institutes zusammen.
Mit der Zeitschrift »Spektrum der Wissenschaft« (Schwestermarke von »Scientific American«) plant der Inhalte-Aggregator ein kostenpflichtiges SVoD-Angebot für Wissenschafts-Inhalte.

Radio, Audio

2020 wurden in Deutschland über 1,8 Mio. (+15,2%) DAB+-Radios für 244 (+13%) Mio. € verkauft. Der Anteil von UKWonly-Produkten sackte auf 46% ab. Hybridradios (UKW, DAB+, IP) erreichen 7%. (Hemix-Angaben ohne Webkäufe im Ausland und Ab-Werk-Autoradios).
In der Schweiz ist DAB+ mit 41% der Nutzungszeit in allen Landesteilen und Altersgruppen meistgenutzter Radio-Empfangsweg. 73% (+24% in fünf Jahren) entfallen auf alle digitalen Wege. 39% empfangen Radio nur digital, nur UKW 12%. Seit 2000 wurden 5,4 Mio. DAB+-Radios in 3,6 Mio. Haushalte verkauft. 2 Mio. Fahrzeuge haben DAB+-Radios.

Kinos, Filme, Festivals, Förderung

In den EU-Ländern brach der Kinobesuch 2020 wegen Covid19 um 70,7% auf 294,7 Mio. verkaufte Tickets  (-712,3 Mio.) ein. Auf Bestwerte kamen Dänemark (-45,5%), Estland (-51,2%) und Finnland (-53,9%). Mit -75,7% traf es Portugal am schlimmsten. Der Mangel an US-Blockbustern pushte den Inlands-Anteil in Italien auf 55,6%, in Dänemark auf 50,0%.
Zum Beginn der Berlinale und vor Bund/Länder-Beratungen zu Corona rückten sich 400 Kinos am 28.2. mit einer besonderen Beleuchtung ins Blickfeld. Die Kinos erwarteten »eine transparente, evidenzbasierte und verlässliche Wiedereröffnungsperspektive«, so AG Kino-Vorstand Christian Bräuer für die Verbände.

Forschung, Entwicklung

Der Softwarekonzern will seine cloudbasierte Plattform Mesh für 3D-Videokonferenzen entwickeln. Mittels eigener »Hololens«- oder Facebooks »Oculus«-Brille könnten sich Gesprächspartner in virtuellen Räumen oder adaptierten realen Umgebungen »treffen«.

Statistiken, Studien

2019 fehlten bei 44% der 16- bis 74jährigen und rund einem Drittel der Arbeitenden bzw. Arbeitssuchenden digitale Basis-Kompetenzen oder sie waren in den drei Monaten nicht online. Betroffen sind laut EU-Rechnungshof 75 Mio. Europäer (EU 28). Niederlande und Finnland stehen mit 15% am Besten da, in Deutschland sind es 24%.
Der »Digital-Index« (Zugang, Nutzungsverhalten, digitale Kompetenz und Offenheit gegenüber Digitalthemen) liegt in Deutschland bei 60 von 100 (+2) Punkten. Die Nutzung digitaler Anwendungen und Dienste stieg 2020 beruflich wie privat wg. Corona deutlich.
Corona beförderte 2020 laut dem Marktindex Hemix Verkaufszuwächse bei TV-Geräten (7,2 Mio. Stück, +11,2%; s. Grafik). 4,2 Mio. Monitore setzten 948 Mio. (+64%!) € um. 22,5 Mio. Smartphones spülten 11,2 Mrd. (+3,3%) € in die Kassen. Die Umsätze von Tablets und Notebooks stiegen um je 26,8% auf 3,6 bzw. 1,7 Mrd. €.

Medienpolitik

Die CDU/CSU Mittelstandsvereinigung stellt die grundgesetzliche Entwicklungsgarantie für ARD, ZDF und Deutschland-Radio infrage. Sie sollen zu einer Anstalt fusionieren. Unterhaltung, Sport etc. bekommen die Privatsender. Die Anstalten würden mit staatlich vorgegebenen Themen aus Bildung und Information in eine Nische verbannt.
Die Landesmedienanstalten, die ÖR-Sender, die Deutsche Welle, RTL und ProSiebenSat1 wollen mit dem Bündnis »Medien für Vielfalt« den öffentlichen Diskurs über Diversität fördern.

Recht

Für Feste und Freie der kleinen ARD-Anstalt wurde – auch als Dank für den Einsatz in der Corona-Krise – der Tarifvertrag um 3 Monate bis 31.7.2022 verlängert. Dadurch sind die vereinbarten Gehalts- und Honorarerhöhungen ab 1. Mai gewährleistet. Ein »Zukunftspakt« der Leitung und Gewerkschaften umfasst nicht genannte Themen zu Bestand und Entwicklung des SR.

Personalia

Nach 10 Amtsjahren gibt Thomas Bellut (65) 2020 die Intendanz ab. Nachdem er führend an der Weichenstellung ins Digitale mitwirkte, steht er der Senderfamilie mit 3.500 Festangestellten für eine dritte Fünfjahres-Amtszeit nicht zur Verfügung.
Um die Nachfolge von Siegfried Schneider, Präsident der bayerischen Landesmedienanstalt BLM und früherer CSU-Medienpolitiker, stellt sich Thorsten Schmiege am 25. März zur Wahl. Er wechselte im September 2019 aus der Staatskanzlei des Freistaats als Geschäftsführer zur BLM.
Fernsehen und Streaming werden strukturell verzahnt. Seit 1. März führt Henning Tewes, Chef von TVnow und COO Programme Affairs und Multichannel, zusätzlich den Hauptsender RTL. Dessen Chef Jörg Graf wechselt als Ko-Geschäftsführer von Inga Leschek zu den RTL Studios.
Stephanie Pieper übernimmt am 1. April die Programmleitung Inforadio und Multimediale Information. Vorgänger David Biesinger fungiert dann als Chefredakteur. Georg Heil folgt am 1. Mai Matthias Deiß (wechselt als Vizechef ins ARD-Hauptstadtstudio) als Leiter des TV-Politmagazins »Kontraste«.
Zum 1. März wechselte Britta Schnebel vom HR als Chefin der crossmedialen Sportredaktion an die Waterkant.
Carsten Osius entwickelt die IT-Strategie eines erweiterten Geschäftsmodells auf der neuen CTO-Position. Digitalchef Frank Bachér verlässt den Audiovermarkter.