Kurznachrichten: 28.10.2021

News: Kurz und knackig – KW 43/2021

Alles grün: Initiativen für nachhaltige Produktionen. UHF-Band: Für TV und Kultur erhalten. Medienstaatsvertrag: Flexibilität, Barrierefreiheit. Zeitzeugen: Holocaust-Erinnerungen volumetrisch. 5G-Auktion: Politische Einflussnahme? Trump: Eigene Plattform. Tod am Set: Scharfe Munition in »Requisiten-Waffe«.

Unternehmen

Das Venture Techalliance bündelt die Aktivitäten der Werbetochter Smartclip und der US-Firma Amobee, um ab Q1/2022 personalisierte Werbung zu vermarkten. Allein in Deutschland erwartet RTL ab 2025 500 Mio. € Umsatz aus individualisierter (»adressable«) Werbung, wovon RTL 200 Mio. € (2020: 15 Mio. €) generieren will.
Der Technikkonzern meldet den höchsten Quartalsgewinn seit 11 Jahren und profitiert von der Chip-Verknappung: Chips erwirtschafteten im Q3 Gewinne von umgerechnet 74,5 Mrd. € (+82% !). Der Konzerngewinn erreichte ca. 8,6 Mrd. € (+28%).

Broadcast

Wegen eines Wasserschadens, verursacht durch einen Defekt der Klimaanlage, sendet die Duisburger Lokalzeit b.a.W. provisorisch von einer Presenterfläche. Diese war für andere Aufgaben gedacht und muss an die Regie angebunden werden.

Nachhaltig produzieren

Ein breites Bündnis der Film-, TV- und VoD-Branche hat 21 Vorgaben als einheitlichen Mindeststandard für nachhaltige Produktion vereinbart. Das soll ab 2022 wirksam werden  (ausführlich).
Der Mitgründer von »Green Motion« fordert spezielle Förderungen für notwendige Investitionen in nachhaltige Technik – z.B. in Gas- oder Hybrid- statt Dieselgeneratoren oder mobile Stromspeicher, die Umrüstung auf LED-Licht und Fuhrparks und Ü-Wagen mit E-Mobilität.
Die Gewerkschaft begrüßt »Green Motion«. Der notwendige Mehraufwand solcher Dreharbeiten sei durch Zusatzbudgets zu finanzieren, dürfe nicht den Film-Mitarbeitenden aufgebürdet werden.
Ab 2022 sollen alle fiktionalen Eigen- und Auftragsfilme nach ökologischen Mindeststandards entstehen. Das werde bereits bei den jährlich 6 »Tatorten« praktiziert. Ein mit der MfG Filmförderung entwickeltes Tool identifiziere wesentliche CO2-Treiber.
Treibhausgase werden bis 2030 auf Null reduziert. Um die »tiefe Dekarbonisierung« im Sinne der 1,5 Grad-Linie zu erreichen, werden u.a. erneuerbare Energien und E-Autos eingesetzt; der Einsatz von Wasserstoff und batteriebetriebenen Generatoren soll nach dem Vorbild der Serienproduktion »Winterwatch« ausgebaut werden.

Produktion

Zu einem tragischen Unfall kam es am Set der US-Produktion »Rust«, als Schauspieler und Koproduzent Alec Baldwin mit einer ihm laut »Variety« von einer ihm als sicher beschriebenen, dennoch mit scharfer Munition geladenen Waffe in Richtung Kamera feuerte. Die Kamerafrau Halyna Hutchins wurde getötet, der hinter ihr stehende Regisseur Joel Souza verletzt. Ein Regieassistent sei zum 2. Mal in einen Waffen-Unfall involviert. Eine Petition fordert das Verbot scharfer Waffen am Set und eine Debatte über die »schrecklichen Arbeitsbedingungen«.
Der Aufbau eines volumetrischen Archivs zur Zeitgeschichte begann mit einer Produktion über die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer. Bei dem von der Babelsberger Filmuni »Konrad Wolf« initiierten Projekt führt Christian Zipfel Regie.
Während einer Live-Schalte vom Mannheimer Kreisparteitag bedrängte ein CDU-Funktionär das SWR-Team derart – u.a. mit dem Vorwurf, »journalistisch unseriös« zu berichten – dass die Schalte abgebrochen werden musste. Ex-Generalsekretär Ruprecht Polenz auf Twitter: »Kenne ich sonst nur von der AfD«.

Filme, Festivals, Kinos

Mit einem Filmerbe-Festival »Film Restored« und Vorträgen flankiert das Berliner Filmmuseum seine aktuelle Sonderschau »Frame by Frame« über Grundlagen der Restaurierung und Archivierung. Vom 3. bis 7.11. sind 18 Programme und ein umfangreiches Online-Angebot vorgesehen.

Streaming

4 Mio. Radio- und TV-Sendungen des Archivs der schweizerischen Sendeanstalt seit den 1930er Jahren werden gemeinsam mit dem Verein Memoriav bis 2022 für alle Interessenten auf dem Portal memobase.ch online recherchierbar gemacht.

Radio, Audio

Der Leipziger Sendenetzer nahm am 27. Oktober einen DAB+-Multiplex für Thüringen in Betrieb. Zunächst werden 5 private Programme von Senderstandorten in Erfurt und Weimar verbreitet.
Die Vierländeranstalt firmiert ihr digital-exklusives Musikradio NDR Plus in NDR Schlager um. Ab dem 1. November bekenne man sich »offensiv« zum Genre und integriere täglich auch plattdeutsche Angebote.
Die neue Dachmarke des Radio-Veranstalters startet mit dem neuen DAB+-Sender Antenne NRW am Wochenende. Dort und in anderen Bundesländern soll später auch der neue Formatkanal Oldie Antenne senden. Zuvor wurden die DAB+-Kennungen von Rock Antenne gesplittet, um zwischen bayern- und bundesweitem Kanal zu trennen.

Netze

Die neue Allianz für Rundfunk- und Kulturfrequenzen warnt vor der Umnutzung des vom Produktionsfunk und DVB-T2 HD genutzten UHF-Restbandes (470 – 694 MHz) mit Auswirkungen auf die TV-Zuschauer und die gesamte Kultur- und Veranstaltungswirtschaft. Eine hybride Auftaktveranstaltung am 1. Dezember zielt darauf, das in die deutsche Position zur Weltfunkkonferenz 2023 einzubringen.
NDR und Media Broadcast betreiben an den Hamburger Senderstandorten Moorfleet und Hertz-Turm ein 5G Broadcast-Sendenetz im UHF-Kanal 34 (578 MHz). Bis Ende 2023 soll der neue Standard seine Leistungsfähigkeit beweisen.
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt verlängerte die Verbreitung ihres Zeitzeichens um weitere 10 Jahre bis Ende 2031. Seit 1959 dient es im Umkreis von etwa 2.000 km um den Sender DCF77 in Mainflingen (LW 75,5 kHz) als Taktgeber für Funkuhren und für Wetterdaten.

Medienrecht

Das Bundesverwaltungsgericht verwies eine Klage des Netzbetreibers Ewe Tel an das Verwaltungsgericht Köln zurück. Es gebe Anhaltspunkte, dass das Digitalministerium von Andreas Scheuer (CSU) anlässlich der 5G-Auktion 2019 »in erheblichem Umfang versucht hat, insbesondere auf die Festlegung von Versorgungspflichten Einfluss zu nehmen«.
Präsident Andreas Mundt will durch neue Beschränkungen die Dominanz internationaler Internet-Giganten brechen. Um das zu erreichen, müsse der »einzigartige Schulterschluss« der europäischen Kartellbehörden erhalten werden.
Das russische Staats-TV RT wurde in zweiter Instanz zu 200.000 Pfund (240.000 €) Strafe verurteilt. Im Zusammenhang mit dem Giftanschlag auf S. Skripal und Syrien habe RT parteiisch berichtet und widersprüchliche Meinungen »sarkastisch oder lächerlich« dargestellt, so der Richter.

Rundfunkpolitik

Unter dem Schlagwort »mehr Flexibilität« wollen die Bundesländer die Verantwortung für die TV-Spartenkanäle abgeben. Die Sendeanstalten sollen über die lineare Ausstrahlung entscheiden. Eine Anhörung im November bereitet eine Novelle des Medienstaatsvertrages (MStV) vor, der im Dezember 2023 den 16 Länderparlamenten vorgelegt wird.
Die Ministerpräsidenten der Bundesländer wollen den Begriff »Barrierefreies Angebot« in der Novelle des MStV gesetzlich verankern. Botschaften zu Naturkatastrophen sind laut Entwurf zwingend barrierefrei zu gestalten.
Noch vor dem Start von Expräsident Trumps Online-Plattform »Truth Social« drangen Hacker dort ein und mokierten sich u.a. über den schlechten Schutz. Laut Golem basiere der Code auf der freien Software Mastodon. Das Netzwerk bezeichne den Code jedoch als proprietär.

Personalia

Programmdirektor Kultur Reinhard Scolik (63) scheidet Ende 2021 »im gegenseitigen Einvernehmen« aus. Sein Vertrag hätte Ende September 2024 regulär geendet. Er war 2016 vom ORF gekommen.
Rodolphe Belmer, seit März 2016 CEO, verlässt den Sat-Betreiber. B.a.W. teilen sich Pierre Barnabé und Adrian Grgory dessen Aufgaben. Belmer soll ab dem 20. Januar als CEO mit Sitz im Verwaltungsrat das Cybersicherheitsunternehmen Atos führen.
Thomas Fuchs, seit 2008 Direktor der Medienanstalt, wechselte am 1. November zur Hansestadt Hamburg als deren Chef-Datenschützer.

 

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