Kurznachrichten: 25.08.2022

News: Kurz und knackig – KW 34/2022

RBB: System unter Druck. DAB+: 3 Sendenetzer arbeiten zusammen. Studenten-Oscars: 5 Chancen für Deutschland. Tiktok: Drogen für Kinder? Handel: Fernseher im Abwind.

Unternehmen

Nach Produktionen wie »Matrix Resurrections«, »John Wick« (4), »The Last Voyage of the Demeter« und »Retribution« meldet Studio Babelsberg für 2021 einen konsolidierten Konzernabschluss von 120 (2020: 134,9) Mio. Euro. Der Traditionsbetrieb hat 103 Festangestellte und 18 Azubis. Nach der Übernahme durch die Immobilieninvestoren TPG hofft man durch deren Medienbetriebe auf »verbesserte Akquisitionsmöglichkeiten im internationalen Produktionsumfeld«. Am 30. August tagt die Hauptversammlung.

Broadcast

Die neun gebündelten Europameisterschaften brachten dem ZDF am Abschlussabend 5,12 Mio. Zuschauer und 21% Marktanteil (wie der parallele ARD-»Tatort«). Die ARD meldet im Schnitt knapp 2 Mio. Zuschauer mit einer Spitze von über 6 Mio. am Abend des 18. August. Für alle Sportarten wurden Quoten zwischen 12,7 und 19,1% gemessen.
Discovery zog sich aus dem rechtslastigen britischen Kanal GB News zurück. Auch die Anteile der Mitgründer Andrew Cole und Mark Schneider wurden von den bisherigen Partnern Legatum Ventures Ltd. und Sir Paul Marshall übernommen.
Die Europäische Fußball-Union UEFA steigerte den Erlös für der US-Rechte an der Champions-, Europa- und Conference League ab 2024/25 für sechs Jahre von 600 Mio. € auf knapp 1,5 Mrd. €. Erwerber ist wieder Paramount Global, der Mutterkonzern von CBS.

Social Media

TikTok als Drogenplattform für Kinder? Recherchen des FUNK-Formats Ctrl_F lassen das vermuten. Schon Elfjährige filmen sich im Rausch; Drogen-Videos generieren teils fünfstellige Likes. Der Tiktok-Algorithmus führe zu weiteren derartigen Videos, Empfehlungen zu Kokain oder Ecstasy. Zwar wurden einige Videos gelöscht, kritische Hashtags jedoch nicht, so FUNK.

Streaming

118 Mio. (56%) der 18- bis 44jährigen Briten nutzen Streaming-Accounts anderer Personen. Dieser Anteil liegt bei den 18- bis 24jährigen sogar bei 65%, so eine Studie der LADbible Group.

Filme, Festivals, Kinos, Förderungen

Mit »Laika & Nemo« (Kategorie Animation) und »Auf Platte« (Narrative) geht die Babelsberger Filmuni in die letzte Phase der Studenten-Oscars. Unter den anderen 6 Narrativ-Nominierten sind die HFF München mit »Almost Home« und »Rooms« und die Filmakademie Ludwigsburg mit »The Boy Who Couldn’t Feel Pain« vertreten. Aus 1.796 Einreichungen wurden im 49. Jahrgang 24 Nominierungen selektiert.

Radio, Audio

Die Landesmedienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein vergab eine DAB+-Plattform an Media Broadcast. Der Bonner Dienstleister wird – nach Vorbild der DAB+-Kooperation in NRW – das landesweite Sendenetz (hier in vier Regionalisierungen) mit den Wettbewerbern Uplink Network und Divicon Media Holding aufbauen und betreiben.

Märkte, Studien, Statistiken

Im Juli brach der Werbemarkt über alle relevanten Medienarten zweistellig ein. Laut Nielsen setzte der Gesamtmarkt 2,4 Mrd. € (-10,3% zum Juli 2021) um. Zeitungen (-12,8%) und Fernsehen (-12,7%) verloren über dem Mittel. Nur die vor einem Jahr komplett geschlossenen Kinos liefern positive Statistik-Werte.
Im 1. Halbjahr setzte die  Consumer Electronics Branche 14,2 Mrd. € um (-1,8%) um. Innerhalb der Unterhaltungselektronik (3,7 Mrd. €, -4,2%) blieben die TV-Geräte mit 2,2 Mio. Stück weit hinter 2021  (2,7 Mio.) um 16,8% zurück, obwohl der Durchschnittspreis um 8,7% auf 688 € stieg. Das ergibt der von der GfK für die Veranstalter der Funkausstellung ermittelte Handelsindex Hemix.

Schlesinger-Skandal

Der RBB-Verwaltungsrat kündigte der zurückgetretenen Intendantin Patricia Schlesinger nach § 626 BGB außerordentlich und fristlos, um die Zahlung von Ruhestandsgeldern und einer Abfindung zu verhindern. Das Vertrauensverhältnis sei »durch ihr Verhalten nachhaltig zerstört«. Die 7 Räte votieren für die Einsetzung eines Interims-Intendanten. Eine Kommission der Mitarbeiter will selbst aufklären und der Belegschaft regelmässig berichten.
Zuvor trat die langjährige Vorsitzende des Rundfunkrats Friederike von Kirchbach (Evang. Kirche) zurück. Das Gremium leitet kommissarisch Dieter Pienkny (DGB) bis zum Ende der Amtszeit zum Jahreswechsel. Er verwahrte sich dagegen, dass die Gremien einen (Interims-)Intendanten »von Gnaden der Staatskanzleien einsetzen« könnten.
Die anderen ARD-Intendanten sprachen der RBB-Leitung ihr Misstrauen aus. Sie bekämen Informationen nicht von der RBB-Spitze, sondern aus den Medien. Die ARD-Anstalten sehen sich in den Medien einem Generalverdacht ausgesetzt.
Wegen massiven Vertrauensverlustes forderte der Redakteursausschuss des RBB den sofortigen Rücktritt der Geschäftsleitung. Den Sender führt jetzt Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus, weil sich der amtierende Intendant Brandstäter auf längere Zeit krank meldete.
RBB-Rechercheure und andere Medien berichten, dass ein RBB-Manager 2018 gegen Zahlung von 700.000 € in den Vorruhestand geschickt wurde. Statt seiner avancierte RBB-Justitiarin Lange, Mitunterzeichnerin des Auflösungs-Vertrages, zur Juristischen Direktorin. Gegen einen monatlichen Gehalts-Zuschlag von 2.000 € übernahm sie auch seine Chef-Funktion bei der Tochter RBB Media.

Medienkrieg Russland/Ukraine

Am Abend des ukrainischen Unabhängigkeitstags sendete das ARD-Nachrichtenflaggschiff »Tagesthemen« live aus Kiew. Caren Miosga moderierte die Sendung zum Abschluss ihrer Reportagereise mit Vassili Golod.

Angriff

Im Anschluß an eine Pressekonferenz des Gesundheitsministers Bayerns wurde ein BR-Reporter von einem Mann mit Faustschlägen auf den Kopf angegriffen. Sicherheitskräfte trennten sie, ließen die den Angreifer jedoch wohl laufen. Er wurde erst nach einer weiteren Attacke vor dem Gebäude von der Polizei gestellt. Der Mann sei dem rechten gewaltbereiten Spektrum zuzuordnen, so der BR.

Personalia

Potsdams Ex-OB Matthias Platzeck scheidet nach acht Jahren und dem Eigentümerwechsel von Studio Babelsberg aus dem Aufsichtsrat aus. Zu den verbleibenden Aufsichtsräten Michael Abel und Maria Terzini (beide vertreten den neuen Eigentümer TPG) soll Produzent Ty Warren hinzukommen; er arbeitete zuletzt fünf Jahre für Netflix und ist Mitglied im Technologie-Komitee von Arri.
Der WDR-Rundfunkrat wählte auf Vorschlag von Intendant Tom Buhrow Katrin Neukamm (SWR, Juristische Direktorin) und Caroline Volkmann (Informationsrechtlerin Hochschule Darmstadt) als Tandem an die Spitze des Sender-Justiziariats. Sie übernehmen am 1. November von Eva-Maria Michel, die nach 25 Jahren in den Ruhestand wechselt.
Richard Mortellaro folgt als Präsident und CEO des Sat-Betreibers Eutelsat America David Bair, der in den Ruhestand geht.

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