Kamera, Test, Top-Story: 01.09.1999

Nachzügler

Panasonic will mit dem AJ-D200 seine DVCPRO-Produktpalette auch Anwendern mit kleinem Budget schmackhaft machen. Ob das gelingt?

Anders als die kompakten, leichten Digital-Camcorder aus der Consumer-Liga präsentiert sich der AJ-D200 im Outfit des Profi-Boliden: Klassische Schulterkonstruktion, dunkles Gehäuse, großer Sucher, Wechselobjektiv und eine Zoomwippe, die in den seitlichen Handgriff integriert ist. Dieser Auftritt soll Robustheit und Professionalität vermitteln.

Verglichen mit dem großen Bruder AJ-D700 ist der AJ-D200 mit einem Nettopreis von rund 15.900 Mark (inklusive Objektiv) relativ günstig. Das schlägt sich natürlich auch in einer einfacheren Ausstattung nieder. So arbeitet der AJ-D200 mit kleineren, preisgünstigeren CCD-Elementen: Drei 1/3-Zoll-IT-Chips mit jeweils rund 316.000 Bildpunkten sind als Bildwandler eingebaut.

Beim Arbeiten mit dem Camcorder, der betriebsbereit rund 6,1 kg wiegt, waren die Tester im Probebetrieb mit den Werkseinstellungen nicht immer ganz zufrieden. Aber mit den Menüseiten, die im Sucher eingeblendet werden, läßt sich der Camcorder in vielen Parametern auf die eigenen Anforderungen und Vorlieben einstellen: Der Arbeitspunkt der Blendenautomatik, die Schärfeanhebung (Detail) und die Farbabstimmung (Chroma Phase und Gain) lassen sich variieren. Leider gibt der Camcorder das Menü nicht aus, man muß also beim Einstellen immer mit dem Auge am Sucher bleiben, was etwas mühsam ist.

Gespart hat Panasonic beim mitgelieferten Mikrofon: Das taugt bestenfalls für absolute Notfälle, denn abgesehen von der schlechten Position am Gehäuse kämpft es auch noch mit einer schlechten Körperschall-Isolation. Zum Glück läßt sich entweder am Fronteingang oder an den hinteren XLR-Buchsen ein anderes Mikrofon anschließen.

Die Empfindlichkeit des Camcorders reicht nach Herstellerangaben aus, um bei einer Beleuchtungsstärke von 2.000 Lux mit Blende 5.6 arbeiten zu können. Öffnet man die Blende auf den Wert 1.4 und schaltet die maximale Signalverstärkung von 18 Dezibel zu, reichen demnach 5 Lux, um noch brauchbare Bilder aufnehmen zu können. Eine spezielle Lowlight-Funktion gibt es am AJ-D200 nicht.

Der Schwarzweißsucher kann nicht in allen Details überzeugen. So ist der Dioptrienausgleich weder von der Bedienung, noch von der Wirkung optimal und auch die Verstellmöglichkeiten für die Position sind im Vergleich zu anderen Profi-Camcordern nicht gerade üppig. Schärfeleistung und Einstellmöglichkeiten (Peaking, Helligkeit, Kontrast) erlauben dagegen sauberes Arbeiten und sind praxisgerecht.

Wer oft in Innenräumen arbeitet, der sollte vielleicht anstelle des im Test verwendeten Fujinon-14fach-Objektivs ein anderes Objektiv ordern, denn etwas mehr Weitwinkelwirkung ist dann sicher wünschenswert. Panasonic bietet verschiedene Objektive für den AJ-D200 an, die Bajonetthalterung erlaubt schließlich den einfachen Wechsel des Objektivs.

Fazit: Dem Panasonic-DVCPRO-Camcorder AJ-D200 sind zwar professionelle Wurzeln anzumerken, insgesamt glänzt der Camcorder jedoch nicht gerade mit üppiger Ausstattung. Einziges Plus: Alle wichtigen professionellen Features sind vorhanden. Mit dem richtigen Mikrofon bestückt, läßt sich auch die Audio-Performance auf Profi-Niveau heben. Wirklich Sinn macht der AJ-D200 nur für Anwender, bei denen eine – wenn auch kleine – DVCPRO-Installation für die Nachbearbeitung oder Präsentation nachgeordnet ist.

Hinweis: Panasonic liefert mit dem AJ-D215 mittlerweile den Nachfolger des AJ-D200 aus. Bis auf wenige kosmetische Veränderungen gleicht er dem AJ-D200 wie ein Ei dem anderen. Einziger nennenswerter Unterschied: Der AJ-D215 verfügt über ein DVCPRO-Terminal, das es erlaubt, digitale 4:1:1-DVCPRO-Datenströme auszugeben. Wichtig: Bislang kann nur der Panasonic-Recorder AJ-D230H diese Daten aufnehmen – und das auch nur dann, wenn er mit einem entsprechenden Schnittstellen-Board bestückt ist.

Downloads zum Artikel:

T_IZTT_0899_CCPanAJD200.pdf

Autor
C. Gebhard, G. Voigt-Müller
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