Kameratest: Canon C70
Die Canon-Kamera C70 wandert zwischen den Welten: Eine Videokamera der C-Serie im Gewand einer DSLM — Praxistest und Video.
Der aktuelle Netto-Listenpreis der C70 von Canon liegt bei rund 4.500 Euro: Sie ist die kompakteste und preisgünstigste 4K-Kamera der C-Serie dieses Herstellers. Schafft sie den Spagat zwischen DSLM-ähnlichem Body und der Funktionalität einer C-Serie-Videokamera? Zumal ja Canon seine Produktlinien bisher stets streng getrennt hielt?
Eckdaten
Die C70 misst nur 160 x 130 x 116 mm und erinnert an eine DSLM. Drehfertig wiegt sie — wenn man keine extremen Objektive verwendet — rund 1,5 kg.
Eine ganz grundlegende Sache ist schon mal klar: Die C70 hat den gleichen Dual-Gain-Sensor wie die C300 Mark III (Test). Der S35-CMOS-Sensor misst 26,2 x 13,8 mm und schafft 4K-Auflösung mit bis zu 120 fps. Der Cropfaktor zu Vollformat beträgt 1,46 in 4K und 1,54 in UHD. Die Kamera bietet zusätzlich auch noch einen S16-Modus.
Der Dual-Gain-Sensor (von Canon als DGO, Dual Gain Output bezeichnet) nimmt mit zwei ISO-Stufen auf, dies aber nicht wahlweise, wie bei Dual-ISO-Kameras, sondern gleichzeitig. Dadurch steht ein höherer Dynamikbereich zur Verfügung, zusammengerechnet werden die unterschiedlichen ISO-Stufen direkt auf dem Sensor, nicht etwa erst im Bildprozessor (Digic 7).
Allerdings sollte man keine allzu großen Wunder erwarten, der DGO kommt eher den dunkleren Bildteilen und HDR zugute. Er funktioniert außerdem bei 4K nur bis 60p und lässt sich auch nicht manuell ein- oder ausschalten. Aber weil der Bildprozessor mit dem DGO-Prozess nichts zu tun hat, kann man zumindest die Hoffnung haben, dass Thermoprobleme bei der C70 kein Thema sind und dass viel weitere Funktionalität zur Verfügung steht.
Der maximale Dynamikumfang wird bei ISO 800 mit C-Log2 erreicht. 16 Blenden Dynamikumfang stehen dabei auf dem Papier zur Verfügung, aber in der Realität wird man etwas weniger erreichen können — dennoch ein Spitzenwert.
Aufgezeichnet wird entweder in MP4 mit bis zu 225 Mbps oder im höherwertigen XF-AVC-Codec, der mit bis zu 410 Mbps wahlweise ebenfalls in All-I oder Long-GOP aufzeichnet.
Beide Container bieten hierbei 4:2:2 bei 10 Bit. Raw kann die C70 — zumindest derzeit — nicht intern aufzeichnen, und sie gibt derzeit auch keine Raw-Daten an externe Recorder aus.
Die 120 fps sind ausschließlich in Long-GOP möglich. Ein nettes Extra ist hierbei die Möglichkeit der zusätzlichen simultanen Sound-Aufnahme als WAV-File.
Erstmals in der C-Serie nutzt die C70 ein RF-Objektiv-Bajonett, ein Adapter auf EF ist erhältlich. Das Praktische am RF-Bajonett ist, dass der RF-Flansch relativ flach ist. Dadurch lässt sich eine Vielzahl an Fremdobjektiven adaptieren. Genaueres zum Adaptieren findet sich auch in einem früheren Artikel von film-tv-video.de zum Thema Vintage-Objektive.
Des Weiteren lassen sich über den Canon-Adapter EF-EOS R 0.71x auch Vollformatobjektive adaptieren. Auch dies ist dem RF-Mount geschuldet — bei der C500 und C300 etwa funktioniert der Adapter nicht und übrigens auch nicht bei RF-DSLRs wie der R5 (Test).
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