Branche: 17.03.2006

Mit Newsbox: Wintersport-Highlights der EBU

Die EBU realisierte mit Quantels Newsbox-System Highlight-Produktionen während der olympischen Spiele.

Während der Olympischen Spiele produzierte die European Broadcasting Union (EBU) mit Newsbox-Systemen von Quantel Highlight-Beiträge der Wettbewerbe in Turin und erstellte zudem täglich zwei Zusammenfassungen von je 30 Minuten Länge. Diese wurden an die 60 EBU-Mitglieder aus Europa, Nord-Afrika und dem Mittleren Osten verteilt – mit einer Reichweite von über zehn Millionen Zuschauern.

Bereits bei den olympischen Spielen 2004 und bei der Fußball-Europameisterschaft 2004 in Portugal setzte die EBU Quantels sQ-Server-Systeme erfolgreich ein. Für die Spiele in Turin lieferte Quantel ein Produktionssystem, das auf Newsboxen basierte. Deren Grundlage ist dieselbe sQ-Server-Technologie, doch die Newsbox-Systeme sind speziell auf die Anforderungen der News- und Sportproduktion optimiert.

Anforderungen an die Technik

Fernando Pardo, Leiter der EBU Sports Operations: »Während der Spiele ist keine Zeit für Experimente, da verlassen wir uns auf das, was wir kennen und was zuverlässig funktioniert.«

Die EBU arbeitete bei ihren Produktionen im Videobereich nur mit Hartschnitten, und auch die Audiosignale wurden »clean« gehalten, damit die Broadcaster das Material noch selber bearbeiten konnten. Die Services der EBU waren zweigeteilt: Zum einen lieferte die EBU sogenannte Event-Packages, die unmittelbar nach den Veranstaltungen verfügbar waren, zum anderen 20- bis 30minütige Highlight-Schnitte.

Als größte Herausforderung benennen die Beteiligten Zeitrahmen und Umfang des Projekts: Durch die Anbindung an das Olympic International Broadcast Centre (IBC) hatte die EBU Zugriff auf das Material aller Events. Zwei Newsboxen, jede mit 110 Stunden Speicherplatz, fünf Input-Kanälen und einem Output-Kanal ausgestattet, bildeten die Basis des Systems. Eine zusätzliche dritte Newsbox mit 50 Stunden Kapazität fungierte als Backup für große Events wie Halbfinal- und Final-Wettbewerbe.

Vorbereitung

Quantel testete das komplette Equipment, das die EBU einsetzte, vor Beginn der Olympischen Spiele in Newbury – dem Hauptsitz von Quantel. Erst dann gingen die Systeme vor Ort nach Turin. Dort angekommen, hatten das EBU-Team rund 10 Tage Zeit, um sich mit den SetUps vertraut zu machen. Fernando Pardo, Leiter der EBU Sports Operations, merkt an, dass viele der Operator schon in Athen mitgearbeitet hatten, so dass nur eine kurze Einarbeitungsphase nötig gewesen sei. Zudem hätten einige der Editoren vor den Spielen Trainings bei Quantel in Newbury absolviert, so dass in diesem Bereich alles reibungslos verlaufen sei.

Workflow

Den Video- und Audiopart des Projekts mit allen SDI-Ein- und Ausgängen abzuwickeln, war nur ein Aspekt des gesamten Projekts. Ein weiterer bestand darin, zahlreiche unterschiedlichen Arbeitsplätze in das Gesamtsystem zu integrieren: beispielsweise waren über 20 PC-basierende Workstations via 1-GB-Ethernet mit den Newsboxen verbunden. So entstand für die EBU ein ganz individueller Workflow. Diese Offenheit und die Integrationsfähigkeit der Newsboxen mit IT-Equipment waren demnach auch einer der Hauptgründe der EBU, sich für die Quantel-Systeme zu entscheiden.

Das in Video und IT aufgeteilte System war für den gesamten Arbeitsablauf verantwortlich. Dass man bei dem System mit sehr vielen IT-Komponenten arbeitete, lag nicht nur daran, dass man Kosten sparen wollte, sondern auch daran, dass über diese IT-Komponenten unterschiedlichste Informationen zwischen den einzelnen Workstations und Arbeitsplätzen papierlos und effektiv ausgetauscht werden sollten. Denn bei allen Arbeitsschritten galt: Der gesamte Workflow musste extrem schnell und absolut zuverlässig ablaufen.

Auf ein Automationssystem wurde bei der Installation verzichtet. Statt dessen wurde die Steuerung mit den PC-Workstations abgewickelt. Auf diesen Workstations liefen in vielen Fällen auch Quantel-Applikationen – so waren etwa vier QRecord-PCs im Einsatz, die alle jeweils vier Newsbox-SDI-Ports steuern konnten und damit die Aufgabe der Main- und Backup-Ingest-Control übernahmen. Zwei sQ-Play-Applikationen steuerten wiederum die Haupt-Playouts.

Acht sQ-Cut-Arbeitsplätze im Parallelbetrieb kamen bei der Bearbeitung des umfangreichen Materials und der Erstellung der Highlights und Zusammenfassungen zum Einsatz. Nach bisherigen Olympia-Erfahrungen sah es die EBU als entscheidend an, nicht nur Video und Audio zu produzieren, sondern auch Informationen über das Material zu liefern. Das hatte großen Einfluss auf den erfolgreichen Workflow, da die Operator nicht nur Highlights und Zusammenfassungen erstellen sollten, sondern den Kommentatoren der EBU-Mitglieder auch Informationen zur Unterstützung bei deren Voice-Overs liefern mussten, weil diese oft schon vor einem ersten Blick auf das Material gesprochen werden mussten.

Möglich wurde dies durch die »Annotation«-Funktion, die es erlaubt, Material und Metadaten aus den Quantel-Systemen auch in anderen Applikationen zu verwenden. Solche Metadaten können etwa Anmerkungen und Kommentare über das Material beinhalten, die der Operator schon während des Editings eingibt. Sind diese Metadaten einmal in der zur Newsbox gehörenden Datenbank gespeichert, lassen sie sich auch für anderen Applikationen abrufen. So konnte die EBU schon wenige Minuten nach dem Schnitt im Intranet detaillierte Shot-Listen zur Verfügung stellen.

Als weiteres Plus wertet EBU-Mann Pardo, dass es mit den Newsboxen möglich war, mit dem Editing schon während des Ingest-Vorgangs zu beginnen – so dass der Schnitt in der Regel schon wenige Minuten nach dem Ende des Wettkampfs fertig war. An vier sQ-View-Arbeitsplätzen konnten die so entstandenen Produktionen zur Sicherheit nochmals kontrolliert und wenn nötig angepasst werden – bevor sie dann mit zwei sQ-Play-Applikationen für Replay zur Verfügung standen. Da derselbe Server für Playout und Replay verwendet wurde, mussten auch keine zusätzlichen Copy-Zeiten von Material berücksichtigt werden.

Fazit

Pardo fasst den Einsatz in Turin zusammen: »Wir sind sehr zufrieden und werden das System sicher noch weiter entwickeln – etwa für unseren nächsten Einsatz in Peking – oder anderswo rund um den Globus«.