Branche: 10.08.2007

Dreharbeiten zu »Der Baader Meinhof Komplex« gestartet

Am Dienstag fiel die erste Klappe zu »Der Baader Meinhof Komplex«, einer Produktion auf Basis des gleichnamigen Buchs von Stefan Aust, die ähnlich wie »Der Untergang« parallel in einer Kinofassung und als Fernseh-Mehrteiler produziert wird. Anmerkungen von Volker Schlöndorff zu dieser Produktions- und Verwertungsmethode hatten im Vorfeld für Aufregung gesorgt, obwohl Schlöndorff mit diesem Film gar nichts zu tun hat.

Gedreht wird »Der Baader Meinhof Komplex« von der Constantin Film noch bis Ende November in Berlin, München und Marokko. Der deutsche Kinostart ist für Herbst 2008 vorgesehen, im Verleih der Constantin Film.

Produzent und Drehbuchautor Bernd Eichinger (»Das Parfum«, »Der Untergang«) hat sich zum Ziel gesetzt, Stefan Austs Standardwerk über den RAF-Terrorismus auf die Kinoleinwand und als Mehrteiler ins Fernsehen zu bringen. Regisseur Uli Edel (»Letzte Ausfahrt Brooklyn«, »Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo«) inszeniert die dramatischen Ereignisse, die von 1967 bis zum »Deutschen Herbst« 1977 die demokratischen Grundpfeiler der Bundesrepublik Deutschland ins Wanken brachten.

Bernd Eichinger und Uli Edel konnten für die Besetzung ein Staraufgebot deutscher Schauspieler gewinnen: Neben den bereits früher bekannt gegebenen Hauptdarstellern Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu und Johanna Wokalek sowie Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Nadja Uhl und Hannah Herzsprung ergänzen Namen wie Jasmin Tabatabai, Jan Josef Liefers, Heino Ferch, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Hans-Werner Meyer, Stipe Erceg, Niels Bruno Schmidt, Sebastian Blomberg, Michael Gwisdek und Thomas Thieme die Darstellerliste.

Der Film wird gefördert vom FilmFernsehFonds Bayern, dem Bayerischen Bankenfonds, der Filmförderungsanstalt, dem deutschen Filmförderfonds und dem Medienboard Berlin-Brandenburg. Als Sender ist die ARD-Tochter Degeto an dem Projekt maßgeblich beteiligt.

Diskussion um die Produktionsmethode

Die aktuelle Constantin-Produktion war auch Gegenstand einer aufgeregten Diskussion um die Produktionsmethode, gleichzeitig einen TV-Mehrteiler und einen Kinofilm herzustellen. Vorläufiger Höhepunkt dieser Diskussion: Constantin Film feuerte den Regisseur Volker Schlöndorff, der sich als Kritiker dieser Produktionsmethode profiliert hatte, gleichzeitig aber das Projekt »Die Päpstin« mit Constantin Film realisieren wollte — das aber ohnehin als reiner Kinofilm geplant ist. Große Egos stießen in dieser eigentlich überflüssigen Konfrontation aufeinander. Aus Sicht von Constantin sah man sich mit dem Vorwurf konfrontiert, man bringe einfach nur TV-Programme ins Kino: Man fühlte sich offenbar massiv auf den Schlips getreten. Constantin Film sah sich gar zu einer Stellungnahme bemüßigt, die im Folgenden teilweise wiedergegeben ist:

Oliver Hirschbiegel, den Regisseur von »Der Untergang«, zitiert Constantin so: »Ich habe den »Untergang« auschließlich und kompromisslos als Kinofilm und nicht als TV gedreht. Die TV-Fassung ist quasi mein „Directors Cut“ und die Tatsache, dass ich „mehr Material“ drehen konnte als mit einem kleineren Budget, ist zweifellos dem ARD-Deal zu verdanken. Ergo: Der hat mir als Regisseur mehr Freiheit beim Drehen meines Films garantiert.«

Weiter merkt Costantin Film an: »Im Fall des Kinofilmes »Der Untergang« hat der Film in Deutschland in Filmtheatern sensationelle 4,5 Millionen Zuschauer erreicht und weltweit knapp 100 Millionen US-Dollar eingespielt und erhielt eine Oscar-Nominierung. Auch in den nachgelagerten Verwertungsstufen, auf Video (siehe Meldung) und im Fensehen, — dort lief der Film in einer zweiteiligen Fassung — war der Film ein außergewöhnlicher, herausragender Erfolg.«

Bernd Eichinger: »Zunächst: Es würde den Film »Der Untergang« ohne die hohe finanzielle Beteiligung der ARD und der Degeto überhaupt nicht geben. Das von mir geschriebene Drehbuch wäre auf Grund seines Volumens und des erforderlichen Produktionsaufwandes als deutschsprachiger Film mit deutscher Besetzung schlichtweg nicht zu finanzieren gewesen. Die epische Erzählweise, die ich für den Stoff gewählt hatte, ließ sich auch nicht beliebig kürzen, ohne dabei Gefahr zu laufen, das Drehbuch auf ein Kammerspiel zu reduzieren. (…) Diese Vorgehensweise hat uns viel künstlerische Freiheit gegeben, die wir nun bei unserem neuen Vorhaben »Der Baader Meinhof Komplex« dessen Handlung immerhin einen Zeitraum von zehn Jahren abdeckt, erst recht wieder brauchen.«