Broadcast, Corona, Studio: 30.09.2020

»The Taste« – TV-Produktion in der Pandemie

16 Köche, ein Studio mit 360-Grad-Set, unzählige Kameras und eine Pandemie – wie bringt man das zusammen? Henning Kruse von Redseven Entertainment und Robert Kis von TV Skyline berichten von den Herausforderungen bei der Produktion von »The Taste«.

Seit September ist die aktuelle Staffel zur Primetime in SAT.1 zu sehen.

Mit »The Taste« hat SAT.1 seit Jahren einen echten Publikumsliebling im Programm: 16 Köche kämpfen um einen Geldpreis von 50.000 Euro und ein eigenes Kochbuch. Unterstützung bekommen sie dabei jeweils von einem der vier Coaches. Die fertigen Gerichte präsentieren die Kandidaten dann auf einem Probierlöffel – dem zentralen Element der Sendung.

Planen im Lockdown

»Wir hatten schon an der Vorbereitung von ›The Taste‹ gearbeitet, als die ganze Geschichte mit Corona losging«, erinnert sich Henning Kruse, Produktionsleiter bei Redseven Entertainment. »Dass die Produktion trotzdem stattfinden sollte, war für und uns den Sender schnell klar. Also haben wir Hygienekonzepte entworfen sowie hier und da an einigen Stellschrauben des Formats gedreht, um ein Corona-sicheres Set zu gewährleisten. Weder die Kandidaten noch unsere Crew sollten zu irgendeinem Zeitpunkt gefährdet sein – das hatte für uns während der gesamten Produktion absolute Priorität.«

Setumbau & Hygieneregeln vor und hinter der Kamera
Produziert wurde das Format bereits im Frühsommer.

Eine Kochshow mit Masken und Abstandsregeln – unmöglich? Die diesjährige Staffel von »The Taste« hat das Gegenteil bewiesen: »Wir haben uns das bisherige Studio-Setup sehr genau angeschaut und geprüft, wo wir Änderungen brauchten, um den Mindestabstand sowie alle gesetzlichen Auflagen und Vorgaben der Gesundheitsbehörden einzuhalten«, erläutert Kruse. »Für die Crew waren Maske und Abstand natürlich Pflicht. Für die Kandidaten mussten andere Lösungen her«, erklärt Kruse. Regelmäßiges Händewaschen und das Arbeiten mit Handschuhen waren gesetzt, hier orientierte sich die Produktion an den gültigen Gastronomie-Hygienevorschriften.

Trotz umfassender Planung im Vorfeld tauchten im täglichen Drehbetrieb immer wieder neue Herausforderungen auf.

Für die vier Kochinseln im Studio wurden zudem die Zugänge zu den dazugehörigen Speisekammern separiert. Und auch die Übergabe der Gerichte an die Jury verlief »kontaktlos«: die Coaches erhielten eine kleine Schale und probierten das Gericht dann mit ihrem eigenen Löffel. Eine weitere bauliche Veränderung des Sets, die sich auch auf das inhaltliche Konzept der Sendung auswirkte, bestand darin, dass sich die Coaches fortan auf einem Podest hinter den Kochinseln aufhalten sollten. Den jeweiligen Schützlingen spontan unter die Arme zu greifen, war also nicht mehr möglich. »Daher haben wir kurzerhand die Regeln der Show geändert«, berichtet Kruse.

Mit Corona dauert alles länger
24 Kameras waren im Einsatz.

Trotz umfassender Planung im Vorfeld tauchten im täglichen Drehbetrieb immer wieder neue Herausforderungen auf. Kruses Resümee: »Wir mussten uns schnell auf neue Gegebenheiten einstellen – und haben jeden Tag neu dazu gelernt. Eines von vielen Learnings, von denen wir nun bei künftigen Produktionen profitieren können: Mit Corona dauert alles länger. Das Einleuchten ist da nur eines von vielen Beispielen.« Zudem stellte sich heraus, dass es nicht möglich war, mit der ursprünglichen Kameraauflösung zu arbeiten und dabei gleichzeitig den Mindestabstand zu wahren. Deshalb mussten zusätzliche Kameras und Kameraleute eingesetzt werden.

Der TV-Dienstleister war mit dem Ü7 und mit seinem Flight Pack vor Ort.

Die Technik hierfür lieferte TV Skyline. Der TV-Dienstleister war mit dem Ü7 und mit seinem Flight Pack vor Ort und brachte 24 Kameras mit, davon acht Drahtlos-Kameras. Henning Kruse erklärt: »An den Kochblöcken arbeiteten wir mit drahtlosen Kameras; aber auf bestimmte Einstellungen, wie man sie aus älteren Staffeln kennt – etwa dem Blick über die Schulter des Kochs in den Topf – mussten wir wegen der Abstandsregeln verzichten«. Um etwa die Reaktionen der Coaches einzufangen, waren zusätzliche Kameras auf Pumpstativen im Einsatz, die jeweils mit Teleobjektiv bestückt wurden.

Mehr Kameras, anderes Licht
‚Durch die zusätzlichen Kameras auch neue Anforderungen ans Licht.

»Wenn man die Kameraauflösung so einer Show verändert, zieht das viele andere Dinge nach sich«, sagt Kruse. So musste kurzfristig umgeleuchtet werden, weil es durch die zusätzlichen Kameras auch neue Anforderungen ans Licht gab. »Plötzlich passt der Winkel nicht mehr, das Licht stimmt nicht mehr, und dann muss man viel mehr am Set ändern, als man zunächst gedachte hat«, so Kruse.

Robert Kis, TV Skyline.

Robert Kis, Geschäftsführer von TV Skyline, resümiert: » Obwohl wir bereits zum fünften Mal in Folge als technischer Dienstleister bei ›The Taste‹ dabei sein durften, war dieses Jahr doch vieles anders. Die Produktion der kompletten Staffel von Deutschlands größter Kochsendung war nur deshalb möglich, weil im Vorfeld und während der vierwöchigen Aufzeichnung alle Beteiligten Überragendes geleistet haben.«

Veränderte Regie-Situation

Größere Veränderungen gab es zudem in der Technik hinter den Kulissen. Schon seit einigen Staffeln realisiert TV Skyline die Produktion mit einer Flightcase-Regie, die in den Räumen direkt neben dem Studio auf dem Gelände der Bavaria Film untergebracht wird – angrenzend an Tonregie und serverbasierte Aufzeichnung.

Einige Veränderungen gab es aufgrund der Abstandsregeln in der Regiesituation.

Das war aber in dieser Form bei der aktuellen Staffel nicht möglich, weil zu viele Leute in einem einzigen, zu kleinen Raum gesessen hätten. TV-Dienstleister TV Skyline reagierte angesichts dieses Problems schnell und pragmatisch und stellte zusätzlich zur Flightcase-Regie den Ü7 zur Verfügung.

»Wir haben im Ü7 das gesamte technische Personal untergebracht, während in der Flightcase-Regie jene Mitarbeiter untergebracht waren, die inhaltlich arbeiteten«, berichtet Robert Kis und ergänzt: »Alle Kamerasignale haben wir mit unser Master Recording Unit MRU für die Postproduktion digitalisiert.«

Was es in der Pandemie braucht

Seit der Covid-19-Pandemie arbeitet jede Produktion unter erschwerten Bedingungen. »Deshalb muss man im Vorfeld anders denken, noch exakter planen und dabei gleichzeitig flexibel bleiben«, sagt Henning Kruse. »Außerdem braucht man im Hintergrund eine medizinische Beratung, damit man im Verdachtsfall sehr schnell agieren und testen kann. Zudem haben wir bei jeder Produktion einen zusätzlichen Kollegen am Set, der in der Rolle des ›Corona-Beauftragten‹ für die Einhaltung aller Regeln am Set sorgt.«

Fazit
»The Taste« läuft immer mittwochs 20:15 Uhr in SAT.1.

Produktionen in Zeiten von Corona sind aufwendiger – aber machbar. Henning Kruse bilanziert: »Alle Gewerke – egal ob vor oder hinter der Kamera – haben sich vorbildlich an die Vorgaben am Set gehalten und wie gewohnt einen großartigen Job gemacht, bei dem ein tolles Endprodukt entstanden ist.« Robert Kis ergänzt: »Eine derart komplexe Kochsendung in dieser Größe und über so einen langen Zeitraum in der jetzigen Zeit unter Berücksichtigung aller Auflagen mit größter Disziplin zu realisieren, ist eine Mammutaufgabe, auf die alle Beteiligten stolz sein können.«

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