Live, Podcast, Remote, Report, Top-Story: 28.01.2021

It’s Showtime – aber remote

Wie produziert man ein Show-Event, wenn die Produktionsmitarbeiter über die ganze Welt verteilt sind? RRN, Riedel, TV SKYLINE, The Black Project und weitere Partner haben mit einem Remote Showcase gezeigt, wie das geht.






©Thomas Holz Showphotography; Remote Showcase
iPads spielten bei der Produktion eine wichtige Rolle.
Problem und Lösung

Ein Aspekt sorgte unmittelbar vor der Produktion kurzfristig noch für Adrenalin-Ausschüttungen: Das Team ging davon aus, am Veranstaltungsort eine Leitungsanbindung von 2 x 50 Mbit/s Upload zu haben. Tatsächlich aber standen lediglich 2 x 10 Mbit/s für den Upload zur Verfügung, und darauf wollte sich das Team nicht verlassen müssen. »Mit einem neuen Router und zusätzlich neun LTE-Karten konnten wir diesen Engpass abfedern«, erzählt Peter Brandt. Mit einer besseren Leitungsanbindung wäre es leichter gewesen und hätte Stress erspart, aber am Ende war es eine gute Botschaft, dass es auch unter diesen Bedingungen funktionierte: »Jetzt wissen wir, dass eine Remote-Produktion sogar mit so einem Setup machbar ist«, resümiert Brandt.

©Thomas Holz Showphotography; Remote Showcase
Die iPads waren im Zuschauerraum und auch in unmittelbarer Nähe der Künstler platziert.

Denn trotz relativ schwacher Internet-Verbindung war es gelungen, Audio, Video, Licht und die komplette Steuerung zu übertragen — plus insgesamt 40 Bildverbindungen per iPad.

Die iPads waren im Zuschauerraum und auch in unmittelbarer Nähe der Künstler platziert. Sie repräsentierten sozusagen die Zuschauer: Die Künstler sahen auf den iPads die zugeschalteten Zuschauer, und diese wiederum konnten via iPad ihren eigenen Blickwinkel sehen. Zuschauer, die remote am Showcase teilnahmen, waren dadurch in das Event eingebunden — und einige davon den Künstlern so nah, wie sie es bei einem »normalen« Event niemals sein könnten. Solche »Prime Seats« könnte es in Zukunft buchbar geben — sowohl bei Remote-Produktionen, aber auch wenn Events wie Wacken wieder mit Zuschauern stattfinden können, meint Peter Brandt.


Die Rolle von iPads im Remote Showcase – Video von RRN.
Welche Produktionen eignen sich für remote?

Aus der Sicht von Peter Brandt lassen sich mit dem Remote-Konzept künftig Produktionen nahezu jeglicher Größenordnung realisieren — ohne, aber durchaus auch mit Publikum.

©Thomas Holz Showphotography; Remote Showcase
Übers iPad konnten die Zuschauer den Künstler beim Remote Showcase so nahe wie sonst nie sein.

Die Vorteile des Remote-Konzepts liegen auf der Hand: geringere Produktionskosten, weniger Reisetätigkeit, mehr Nachhaltigkeit. All das spricht dafür, auch nach der Pandemie zunehmend remote zu arbeiten.

Auch die Künstler konnten dem besonderen Setup durchaus Positives abgewinnen, weil sie sich vollkommen auf ihre Performance konzentrieren konnten und nicht vom Produktionsteam abgelenkt wurden, erläutert Brandt: »Durch das intime Setup am Veranstaltungsort hatten wir während der Produktion eine unheimliche Intensität und Spannung im Raum. Davon profitierte die Kreativität der Künstler definitiv.«

Business Case für Remote Produktionen
©Thomas Holz Showphotography; Remote Showcase
Diese neue Form der Remote Produktion soll künftig im Paket gebucht werden können.

»Wir haben den Showcase natürlich nicht zum Selbstzweck realisiert«, sagt Peter Brandt, »sondern auf dieser Basis einen Business Case entwickelt, der es ermöglichen soll, Remote-Produktionen unterschiedlicher Ausbaustufen anzubieten.« Er betont, dass es dabei nicht nur um High-End-Produktionen gehe. Vielmehr sieht er mehrere Pakete, um eine Veranstaltung remote umzusetzen – von S bis XL.

»Wir werden sicher keine Wohnzimmerkonzerte machen, dafür ist unser Angebot zu teuer. Das Einsteigerpaket sehen wir eher bei einer Produktion, etwa einer Lesung, bei der etwa 100 Leute bereit sind, 30 Euro dafür zu bezahlen, dem Event beizuwohnen. Nach oben hin ist das Angebot skalierbar und kann auch bis zum Stadionkonzert reichen.«

Resümee

»Die Idee für diese neue Art der Produktion ist letztlich schon vor fünf Jahren entstanden, aus dem Wissen heraus, dass sich die Branche und die Produktion massiv verändern werden. Corona hat das Ganze bloß beschleunigt, aber die grundlegenden Veränderungen im Business konnten wir schon vorher spüren«, sagt Peter Brandt. Wolfgang Reeh von TV SKYLINE bestätigt das, wenn er sagt: »Irgendwann werden wir die Pandemie überwunden haben, aber dann werden wir sicher nicht alle Jobs wieder genau so erledigen wie zuvor — sondern wir werden unsere Erkenntnisse aus der Pandemiezeit übernehmen und weiterführen, was sich als sinnvoll erwiesen hat.«

©Thomas Holz Showphotography; Remote Showcase

Angesichts dieser Entwicklung lautet Brandts Resümee: »Diese revolutionäre Form der Remote-Produktion ermöglicht ein gänzlich neues Konzert-, Event, oder Theatererlebnis. Die Remote-Produktion ist wesentlich nachhaltiger, schont die Budgets und schafft dadurch Arbeitsplätze sowie finanzielle und kreative Spielräume.«

Die Showcase Teilnehmer

Peter Brandt / Remote Recording Network, Riedel Communications, TV SKYLINE, Solotech und The Black Project brachten das Projekt ins Rollen.

Weitere Partner waren: DirectOut, Fabrikx, Imagion, Just 24/7 , Neumann.Berlin, One2One Studio, Sennheiser, SPL, Studio Boecker, TDA-Rental, Tonstudio Krauthausen, Lumen Solution, MA, Lightpower, Valhalla Studios New York, 360 x Media, Sphereo Berlin

 

10:57: Neue kreative Möglichkeiten für Künstler, iPads bringen Zuschauer in den Raum

 

Seite 1: Dezentral produzieren – die Idee
Seite 2: Riedel an Bord
Seite 3: Remote Showcase
Seite 4: TV SKYLINE Remote Center
Seite 5: Riedel ROC
Seite 6: Business Case und Resümee

Anzeigen: Remote Produktion – Dienstleister und Hersteller

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Autor
Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller

Bildrechte
Thomas Holz Showphotography (12), JOERG.GRZENIA@GMAIL.COM (1), Marc Brunkhardt | The Black Project (2), TV SKYLINE (3), Riedel (6), Archiv (1)

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