Audio, Broadcast, Remote: 10.04.2024

Dyn Media und NEP Germany: Neue Wege mit Prodigy

Herzstück des Audio-Workflows der kompletten Dyn-Infrastruktur ist eine umfassende Systemlösung von DirectOut Technologies auf Basis von Prodigy.

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Im August 2023 startete Dyn Media, ein neuer Sender, der Sportarten ausstrahlt, die üblicherweise nicht im Fokus stehen. Dyn will ihnen mehr Aufmerksamkeit und Reichweite verschaffen. Um in der Produktion innovative Wege zu gehen, holte sich Dyn Media die Expertise von NEP Germany für eine hochmoderne Remote Production Infrastruktur. Die technische Ausführung lag bei Broadcast Solutions.

©DYN Projekt, copyright Broadcast Solutions
Mehrere multifunktionale Einheiten der Prodigy-Serie gehören zum zentralen Equipment.
Herzstück DirectOut Prodigy System
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DirectOut entwickelte und adaptierte neue Funktionen und Schnittstellen.

Die zentrale Technologie der neuen Infrastruktur basiert auf einer umfangreichen Systemlösung von DirectOut Technologies, die mehrere multifunktionale Einheiten der Prodigy-Serie umfasst. Mit einer bisher unerreichten Installation von 1x Prodigy.MX, 20 Prodigy.MP und 12 Prodigy.MC für NEP Germany und Dyn Media markiert dieses Projekt einen Meilenstein für DirectOut. Die Lösung integriert zusätzlich andere Audio-Lösungen von DirectOut, darunter Andiamo und Exbox.MD. Um die komplexen und in dieser Form komplett neuartigen Anforderungen zu realisieren und die Integration mit anderen Herstellern zu ermöglichen, entwickelte und adaptierte DirectOut neue Funktionen und Schnittstellen.

Vom Hardwarehersteller zum Lösungsanbieter

DirectOut transformiert sich mit seinem Audio Solution Model (ASM) von einem reinen Hardwarehersteller zu einem umfassenden Lösungsanbieter. Das Prodigy-Toolset implementiert die ASM-Philosophie durch modulare Hardwarekomponenten, leistungsfähigen DSP und flexible Steuerungsoptionen.

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Das Audio Solution Model (ASM) von DirectOut besteht aus fünf Layern: aus modularer Hardware, auf bestimmte Anwendungen zugeschnittene Gerätefunktionen (Skins), Control Protocols, Software, GUI und AI sowie Add-Ons, bestehend aus Hard- und Software-Ergänzungen auch anderer Hersteller. Im Ergebnis bietet das Audio Solution Model ein Höchstmaß an Kompatibilität und Interkonnektivität bei der Entwicklung nahtloser Audio-Workflows über die gesamte Produktionskette hinweg.

Herausforderungen und Lösungen im Projekt
Mit dem Projekt für die NEP Germany und Dyn betrat DirectOut in diesem Umfang absolutes Neuland und konnte viele neue Erkenntnisse und Know-how in Hinblick auf Workflows, Software und die Weiterentwicklung der eigenen Lösungen sammeln; besonders herausfordernd auch durch die kurze Realisierungszeit von acht Monaten.
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Mit dem Projekt für die NEP Germany und Dyn betrat DirectOut in diesem Umfang absolutes Neuland.

Michael Lindermeir, Head of Audio bei der NEP Germany GmbH, kommentiert: »Alle beteiligten Firmen haben durch eine sehr gute Zusammenarbeit die Umsetzung überhaupt erst ermöglicht. Deren Erfahrung, gepaart mit sehr viel Enthusiasmus und einer hohen Motivation, das eigentlich Unmögliche dann doch zum Dyn Sendestart möglich zu machen, haben dieses Projekt zum Erfolg geführt. In unserem Konzeptansatz fiel die Endscheidung für die Prodigy-Serie durch die Übereinstimmung mit unseren Anforderungen: mehrere `dezentrale Tonmischpulte` mit frei konfigurierbaren DSP-Funktionen innerhalb eines ST2110 Audionetzwerkes zu integrieren; alle vorhandenen Audio-Devices über eine gemeinsame Software von mehreren Arbeitsplätzen aus zu konfigurieren und zu kontrollieren.

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Herz der Installation ist ein zentraler Hub bei NEP in München.

Auch dass mehrere der aktuell verfügbaren Steuerprotokolle in den Prodigy Devices gleich mitintegriert sind, hat dazu beigetragen, alle unsere Workflow-Ziele zu erreichen. Gleichzeitig konnten wir die eigenständige Weiterentwicklung der herstellerübergreifenden Steuerung aller Geräte in der Installation selbstständig entwickeln und programmieren.«

Zentrale Infrastruktur und nahtlose Integration

Herz der Installation ist ein zentraler Hub bei NEP in München mit einem zentralen Geräteraum, 2 Regien und dem NOC. Der andere Teil der Technik befindet sich bei Dyn in Köln, mit 4 Regien und Kommentatorenplätzen. Die nahtlose Integration der Venues erfolgt über eine MPLS-Verbindung von Riedel nach München und Köln. DYN in Köln hat dabei Zugriff auf alle Ressourcen in München und kann diese fernsteuern. Die Techniker und Redakteure können ebenfalls auf die Technik in den Venue Kits zugreifen.

Insgesamt sind 33 Prodigy-Einheiten für das Handling der Audio-Signale im Projekt integriert. In jedem der sechs Venue-Kits arbeiten je 2x Prodigy.MP und 2x PProdigy.MC. In München sind 7x Prodigy.MP sowie 1x Prodigy.MX, in Köln 1x Prodigy.MP im Einsatz. Diese Geräte agieren als Audio-Kreuzschiene für die Streams und als Gateways zwischen den Netzwerken, sie realisieren den kompletten Audio-Workflow, inklusive I/O, Processing und Audio-Mix. Die Prodigy Einheiten behandeln die Audio-Signale von und zu den Venues, die Intercom-Signale als auch das Kommentatoren-Audio.

Produktionsabläufe und Automatisierung

Die gesamte Infrastruktur basiert auf SMPTE ST2110 und nutzt intensiv die Automatisierung der Produktionsabläufe. Die Steuersoftware GlobCon und speziell für das Projekt entwickelte Hardware Controller ermöglichen eine effiziente und flexible Produktion.

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Die Steuersoftware GlobCon ermöglicht eine einfache Konfiguration der Prodigy Einheiten, während die Produktionsteams mit den HControl.16 Hardware Controllern arbeiten, die eigens für dieses Projekt entwickelt wurden. Schaltungen in den Prodigys sind auch über Stream Deck-Einheiten an den Arbeitsplätzen möglich. Der Audio-Supervisor kann so an einem Arbeitsplatz mehrere Spiele monitoren. Die fertigen PGM Audio-Signale folgen den PGM Video-Signalen. Vom Venue Kit zu den PCRs und den Audio-Arbeitsplätzen sind die Audio-Streams diskret verschaltet. Der Workflow wird vom NEP-eigenen Kontrollsystem TFC verwaltet. Jede Produktion kann von jedem Arbeitsplatz aus in Köln oder München aus gefahren werden.

Da die komplette Installation auf ST2110 basiert, werden die Audio-Signale aus den Venues vor Ort über Ravenna-Karten in den Prodigy.MPs in ST2110-30 Streams / AES 67 umgewandelt. Die Ravenna Module in allen Prodigys verfügen über genügend Buffer, um Schwankungen im WAN auszugleichen und die insgesamt 30 Audio-Signale zwischen dem Venue und München zu transportieren. Durch den Mirror Mode mit einem zweiten Prodigy ist ebenfalls eine ausreichende Redundanz sichergestellt. Ein weiteres Sicherheitstool ist der Input Manager des Prodigy.MX, der beim Empfang eines Streams ohne Audio-Content automatisch auf ein Backup-Signal umschaltet.

Abschluss und Ausblick

Das Projekt demonstriert den erfolgreichen Einsatz innovativer Technologien und Workflows in der Remote Production für Dyn Media. Es zeigt die Flexibilität und Leistungsfähigkeit der Prodigy-Einheiten und die erfolgreiche Integration mit externer Hard- und Software, was die Umsetzung einer komplexen und bisher einzigartigen Produktionsinfrastruktur ermöglichte.