Sonstiges, Test, Top-Story: 13.02.2008

EX1 – und dann?

Womit speichert und archiviert man das Material, das man zuvor bandlos mit Sonys PMW-EX1 aufgezeichnet hat? Vorschläge für Workflows.

Aufgezeichnet wird beim Sony-Camcorder PMW-EX1 (Einzeltest, Vergleichstest) auf SxS-Speicherkarten: Video als MPEG-2 Long-GOP und Audio im PCM-Mode, in einem MPEG-4-Container. Die Datenrate ist wählbar und beträgt 35 oder 25 Mbps. Auch wenn das für eine Sekunde sehr gering erscheint, summieren sich 35 Mbps bei einer Stunde Material zu fast 20 GB. Bei einer ganz normalen Produktion können also sehr schnell Hunderte von Gigabyte zusammenkommen, die irgendwann — oft noch während der Akquisitionsphase — auf andere Medien übertragen werden müssen.

Übertragung ins Postproduction-System

Handelt es sich um einen kürzeren Filmbeitrag, werden in der Akqusisitionsphase wenige SxS-Karten genügen, da selbst auf die kleinere 8-GB-Karte bei einer Datenrate von 35 Mbps immer noch eine knappe halbe Stunde Material passt. Das lässt sich dann am Abend oder am nächsten Tag einfach direkt in das Schnittsystem oder in einen damit verbundenen, zentralen Speicher übertragen und anschließend bearbeiten.

Schwieriger wird es, wenn ein längerer Film entstehen soll — und das vielleicht noch weit entfernt vom Schnittplatz und Zentralspeicher. Natürlich könnte man entsprechend viele Speicherkarten kaufen, aber das ist im Vergleich zu Kassetten doch recht teuer. Deshalb ist es praxisnäher, die Daten von der Speicherkarte auf einen preiswerteren Zwischenträger zu kopieren. Dafür kommen aus Kapazitäts- und Geschwindigkeitsgründen derzeit eigentlich nur Festplatten in Frage. Normale Platten haben aber den Nachteil, dass sie im schlimmsten Fall komplett ausfallen können und die gespeicherten Daten dann für immer verloren oder nur mit hohem Aufwand zu retten sind: So oder so eine Katastrophe im Produktionsprozess.

Also müssen zur Sicherheit immer zwei Kopien angefertigt werden. Um die Kopierzeit dabei so kurz wie möglich zu halten, sollte die Datenübertragung möglichst nicht über den langsamen USB-Anschluss der Kamera erfolgen, sondern von der Speicherkarte in einem PCIe-Slot. Außerdem empfiehlt es sich, nicht nur einzelne Standard-Festplatten zu verwenden, sondern die Daten auf ein Festplatten-RAID mit redundanter Datenhaltung zu kopieren.

Eine praktikable Lösungen für unterwegs sind externe Festplattengehäuse, die zwei im RAID-Level 1 kombinierte Laufwerke aufnehmen können. Durch die Spiegelung der Daten ist bei Ausfall einer Platte immer noch eine Kopie vorhanden, die sofort auf eine zweite neue Platte kopiert werden sollte. Das geht bei den meisten RAID-1-Systemen automatisch, und dass beide Platten gleichzeitig ausfallen, ist doch äußerst unwahrscheinlich.

Ist das Material auf Festplatten übertragen, kann es mittels Notebook und der mit dem EX1 ausgelieferten Software Clip-Browser angesehen werden. Für eine gleichmäßige Wiedergabe bei voller Auflösung sind allerdings etliche Ressourcen nötig, man braucht einen aktuellen leistungsfähigen Rechner. Wenn die Rechnerleistung nicht reicht, gibt es die Möglichkeit, beim Sichten mit halber Auflösung zu arbeiten werden. De-Interlacing fehlt aber in der Software bislang leider ganz. Dass auf der Software-Seite bessere Wiedergabe-Performance als mit Sonys Clip-Browser bei gleichzeitigem De-Interlacing möglich ist, beweist der kostenlose FLV-Player — allerdings ohne Ton.

Unterstützung durch Editing-Systeme

Nativ, also ohne Transcoding-Prozesse, lässt sich EX1-Material bislang nur mit der Apple-Software Final Cut Pro und Adobes Premiere bearbeiten. Die Schnittprogramme Edius und Vegas Pro 8 sollen in naher Zukunft folgen. Avid-Systeme können bislang nur 25-Mbps-Material verarbeiten. Die 35-Mbps-Variante will Avid erst wird erst in einigen Monaten unterstützen.

Archivierung

Bleibt noch das Problem der Archivierung. Die aufgezeichneten Daten können innerhalb der XDCAM-Familie auf Sonys Professional Disc archiviert werden — allerdings bislang nur die 25-Mbps-Variante. Wenn man mit 35 Mbps produziert hat, was wegen der deutlich sichtbar besseren Bildqualität empfehlenswert ist, bleibt derzeit nur die Möglichkeit, das Material im Datenmode auf Speichermedien wir Blu-ray Discs zu kopieren, was jedoch zeitaufwändig ist und auf Dauer auch keine elegante Lösung darstellt. Alternativ kann man das Material auf den Festplatten lassen und die ins Regal legen — so wie man es bislang mit Bändern gemacht hat. Etliche Anwender arbeiten schon länger so. bei ständig sinkenden Festplattenpreise ist das auch einigermaßen erschwinglich. Ob es aber sinnvoll ist, so zu verfahren, ist umstritten. Zumindest ist Vorsicht geboten, denn immer wieder hört man von verschiedenen Problemen mit Platten, die jahrelang nicht benutzt wurden. Um Datenverluste auszuschließen, sollte man also die Festplatten regelmäßig hochfahren und/oder das Material darauf regelmäßig Umkopieren, zur Sicherheit etwa alle zwei Jahre. Etwas sicherer ist es, das Material auf Daten-Bänder zu kopieren, doch das ist sehr zeitaufwändig.

Wirklich zufriedenstellende Lösungen gibt es derzeit für die Archivierung noch nicht. Zu hoffen bleibt, dass die Hersteller schon bald bessere und vor allem praktikablere Lösungen bieten – etwa holographische Speicher zu bezahlbaren Preisen. Bis es soweit ist, wird man sich mit den beschriebenen Methoden behelfen müssen.

Weitere Infos zu EX1-Zubehör finden Sie hier.