Kamera, Test, Top-Story: 11.09.2008

Sony kündigt HDV-Camcorder Z5 an

Schon seit einigen Tagen kursieren Gerüchte und Infos, jetzt macht es Sony offiziell und kündigt fürs Jahresende 2008 den HDV-Camcorder HVR-Z5E an. film-tv-video.de konnte einen ersten Blick auf ein Vorseriengerät werfen.

Mit dem Z1 begründete Sony seine erfolgreiche HDV-Camcorder-Baureihe (Vergleichstest). Jetzt kündigte der Hersteller mit dem HVR-Z5 ein Gerät an, das dem Urvater der Z-Baureihe zumindest äußerlich in vielen Aspekten ähnelt. Ob es sich beim Z5 um den Nachfolger des Z1 handelt, der diesen letztlich ablösen wird, mag Sony noch nicht sagen, aber es deutet einiges darauf hin.

Im Unterschied zum Z1 ist der Z5 mit drei 1/3-Zoll-CMOS-Chips ausgerüstet, also nicht wie der Z1 mit CCD-Chips. Der Z1 ist ohnehin der einzige der HDV-Camcorder der Z-Baureihe, der mit CCD-Sensoren arbeitet, bei allen später vorgestellten Modellen setzt Sony bei den Bildwandlern auf CMOS. Laut Sony sind die drei Sensoren des Z5 identisch mit denen des Z7 (Test) und auch ein weiteres Detail ist gleich wie bei diesem bislang jüngsten Camcorder der Z-Reihe: Für das Gerät ist optional ein andockbarer CF-Karten-Recorder verfügbar. Anders als der Z7 hat aber der Z5 kein Wechselobjektiv. Er ähnelt von der Bauart insgesamt sehr viel stärker dem Z1, etwa auch was die Position des Kassettenschachtes am Gerät betrifft.

Als geplanten Netto-Listenpreis nennt Sony die Größenordnung von 4.500 Euro, das kann sich aber noch ändern, ebenso wie der fürs Jahresende 2008 geplante Auslieferungsstart.

Wichtige Eckdaten des Z1: Er ist mit einem fest eingebauten 20fach-Objektiv der »G-Serie« ausgerüstet, das Sony nach eigenen Angaben selbst entwickelt hat und dessen Ursprünge offenbar im Zusammenhang mit dem Zukauf des Fotoherstellers Minolta durch Sony liegen. Das Objektiv ist mit drei Ringen bestückt, mit denen sich Blende, Zoom und Fokus manuell bedienen lassen. Weiter ist es möglich, drei ND-Filter zuzuschalten — im Unterschied dazu musste der Z1 noch mit zwei ND-Filtern auskommen.

Der Z5 wird wie die anderen Sony-HDV-Camcorder SD- und HD-Signale aufzeichnen können. In SD steht die DV– und DVCAM-Aufzeichnung zur Verfügung, in HD wird ein HDV-Signal im 1.440×1.080-Raster aufgezeichnet. Der HDV-Modus bietet im Überblick folgenden Frame-Raten:
• klassische Sony-HDV-Aufzeichnung mit 1080 Zeilen in 50i
• Progressive-Scan-Aufzeichnung (1080 Zeilen, 50 Halbbilder von denen jeweils zwei identisch sind und aus denen dann wieder ein Vollbild errechnet wird; das ist aber etwas völlig anderes als 1080p50 und sollte damit keinesfalls gleichgesetzt oder verwechselt werden)
• Progressive Aufzeichnung mit 25 Vollbildern und 1080 Zeilen

Wie für den Z7 und den S270 soll es auch für den Z5 einen andockbaren CF-Card-Recorder geben – allerdings nur als Option. Ob es sich um das gleiche, simple Modell handeln wird oder um eine verbesserte Version, ist noch unklar. Der CF-Recorder wird sich wie beim Z7 direkt an den Camcorder andocken lassen, funktioniert also ohne Kabelverbindung und soll wie das Bandlaufwerk DV-, DVCAM- und HDV-Signale aufzeichnen können. Außerdem soll es möglich sein, Videosignale parallel auf Band und Diskrecorder aufzuzeichnen, aber auch die alleinige Aufzeichnung auf Band oder CF-Card soll möglich sein.

Handling

Der Z5 wiegt 2,4 kg, für einen Handheld-Camcorder noch in Ordnung und wesentlich weniger als etwa Sonys EX3 mit seinen 3,6 kg auf die Waage bringt. Die Anmutung ist teilweise etwas zu minimalistisch, etwa was den billig wirkenden Kassettenfachdeckel betrifft. Ganz praktisch sind die klappbaren Buchsenabdeckungen.

Einige Bedienelemente wurden gegenüber dem Z1 und anderen Z-Camcordern verändert, dennoch finden sich viele Sony-Typika und man kommt schnell mit dem Camcorder zurecht. Die Dreiring-Bedienung des Objektivs (Zoom, Fokus, Blende) ist angenehm. Das Linsensystem bietet mehr Weitwinkelwirkung als üblich, die maximale Blendenöffnung liegt bei 1.6 in maximaler Weitwinkelposition (f4,1) und bei 3.4 in maximaler Teleeinstellung (f82). Beim Vorseriengerät schmälerten chromatische Aberrationen vor allem in den Randzonen des Objektivs etwas den Bildeindruck: Nicht übermäßig auffällig, aber hier muss man bei einem testfesten Seriengerät sicher noch einmal genauer hinsehen.

Um weiteres Zubehör am Z5 befestigen zu können, hat der Hersteller im hinteren Bereich des Henkels ein zweites Gewinde vorgesehen, an dem sich bei Bedarf auch ein zweiter Blitzschuh befestigen lässt.

Weitere Unterschiede Z5 zum Z1 und Z7

Die Tasten, die beim Z1 noch auf der Rückseite platziert waren, sind beim Z5 an die linke Seite gerückt. Das betrifft das komplette Audiobedienfeld, aber auch weitere Tasten. Der Z5 gewinnt dank dieser Änderung in puncto Bedienung, denn so sind die Tasten während des Drehs einfach besser im Zugriff.

Die Anschlüsse des Z5 hat Sony ebenfalls verändert: Saßen die beiden XLR-Buchsen beim Z1 noch weit unten, auf Objektivhöhe, sind sie beim Z5 nun weiter oben, näher am Mikrofon platziert. Am Mikrofon/XLR-Block befinden sich auch die zugehörigen Line/Mic-Umschalter.

Auf analoge I/Os haben die Entwickler beim Z5 weitgehend verzichtet. Statt dessen ist der Camcorder mit einer digitalen HDMI-Buchse und einer Buchse für analoge Komponentensignale ausgerüstet. Zusätzlich gibt es natürlich auch einen IEEE-1394I/O. Weitere I/Os für Bild und Ton sind allerdings nicht vorhanden: Es gibt etwa keinen FBAS- oder Y/C-Ausgang — Sony geht offenbar davon aus, dass der Z5 weit überwiegend im HD-Modus eingesetzt wird.

Wie der Z7 verfügt auch der Z5 über ein ausklappbares 16:9-Display, das eine Auflösung von 1.920 x 480 Pixel und eine Bildschirmdiagonale von 3,2 Zoll bietet. Damit ist es zwar immer noch schwierig, aber im Vergleich zu manch anderem HDV-Camcorder doch ganz passabel möglich, die Schärfe des Motivs auch in HD ordentlich zu treffen.

Indirekt schon erwähnt, aber nicht unwichtig: Anders als der Z1 bietet der Z5 auch progressive Aufzeichnungsmöglichkeiten.

Besondere Funktionen

Im Menü des Z5 finden sich einige ganz nützliche und auch weit ins Detail reichende Funktionen, wie etwa die Möglichkeit, »Minus AGC« zu setzen.

Eine schöne Funktion des Z5 ist »Smooth Slow Recording«, damit lassen sich vergleichsweise gute Zeitlupen realisieren. Dazu muss man zunächst die Funktion aktivieren und einstellen, ob man nun drei, sechs oder 12 Sekunden lang im Smooth Slow Recording-Modus aufzeichnen möchte. Dann schreibt der Camcorder auf Knopfdruck eine Sequenz dieser Länge zunächst in einen internen Speicher und schreibt sie anschließend aufs Band. In der Wiedergabe sind diese Sequenzen dann ums Vierfache länger, was eine ganz ordentliche Zeitlupenfunktion ist. Ein einfaches, schnell realisiertes Beispielvideo steht am Ende dieser Seite zum Download bereit (Quicktime mit H.264-Codierung, Dateigröße rund 25 MB). Das Material sieht recht gut aus, sehr viel besser als die stark reduzierte Slomo-Qualität älterer Kompakt-Camcorder.

Audiobereich

Der Z5 wird mit einem eingebauten Stereomikrofon und einem externen Monomikrofon ausgeliefert. Er bietet zwei XLR-Buchsen und die üblichen Umschalt- und Verteilmöglichkeiten für zwei Audiokanäle.

Bildqualität

Das Vorseriengerät, das film-tv-video.de für einige Stunden zum Test zur Verfügung stand, lässt laut Hersteller noch keine endgültigen Bildbeurteilung zu, zeigte aber auf, wohin die Reise beim Z5 in puncto Qualität geht. Generell wirkt das Bild des Vorseriengeräts im Automatikbetrieb noch einen Tick zu hell, aber das dürfte sich bis zur Serie sicher noch ändern — durch Eingriffe im Menü ließ sich das auch beim Vorseriengerät schon problemlos korrigieren. Überraschend ist die Bildruhe des Z5, die aber ganz einer starken Rauschunterdrückung geschuldet ist: Fast schon steril und etwas flächig wirkten rauschgefährdete Bildteile im Testbetrieb, was zu einem etwas unnatürlichen Bildeindruck führte. Vielleicht reduzieren die Ingenieure hier bis zur Serienfertigung noch ein wenig und lassen lieber einen Tick mehr Rauschen zu.

Mit deutlichen Rauschanteilen im Bild kämpfte der Z5 im Lowlight-Bereich, er ist aber insgesamt recht lichtstark.

In Mischlichtsituationen musste sich der Z5 im kurzen Vortest noch etwas abmühen, um den richtigen Weißwert, die passende Blendeneinstellung und die Schärfe zu finden, aber auch das könnte sich bis zur Serie noch ändern.

Sehr helle Objekte im Bild neigten beim Vorserien-Z5 etwas zum Aufblühen, wiesen einen »Heiligenschein« oder Halo-Effekt auf. Auch hier bringt aber die Serie eventuell noch Verbesserungen.

Bei schnellen Bewegungen des Camcorders oder bei schnellen Objekten im Bild zeigt der Z5 das von HDV gewohnte Bild, das durch den Codec vorgegeben ist. Eine Verbesserung zu anderen Sony-HDV-Camcordern konnten die Tester unter diesem Aspekt nicht feststellen.

Für ein Vorseriengerät hinterließ der Z5 bei den Testern einen durchaus positiven Eindruck: Mit etwas Fein-Tuning bis zur Serienfertigung kann das durchaus in den oberen HDV-Bereich reichen.

Downloads zum Artikel:

M_0908_Sony_Slomo.mov

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