Kurznachrichten: 04.12.2025

News: Kurz und knackig – KW 49/2025

RTL: Konzentration aufs Streaming. DW: Bund kürzt. Streamer: Investments minus 7%. Australien: Investitions-Pflicht. USA: Media Offender of the week.

Unternehmen

Mit Abfindungen will RTL 600 der 7.500 Mitarbeiter zum Ausstieg motivieren. Wie Deutschland-CEO Stefan Schmitter der Belegschaft erklärte, sei das »zwingend notwendig«. Zwar steigerte man die Zahl der Streaming-Abos seit 2019 von 800.000 auf über 6,6 Mio. Jedoch brach die Werbung im LinearTV um über 20% ein. RTL müsse sich nun »konsequenter auf das Streaming-Geschäft« orientieren.
Der Bundestag kürzte das 2026er Budget des Auslandssenders der Bundesregierung von 425,5 auf 395,4 Mio. € plus einem einmaligen Investitionszuschuss von 20 Mio. €. Für Intendantin Barbara Massing, Chefin von 4.000 Mitarbeitern, ist das ein falsches Signal. »Wir dürfen die Menschen, die glaubhafte und vertrauenswürdige Informationen suchen, nicht im Stich lassen«, sagte sie EPD. Der Content wird mit derzeit 337 Mio. Nutzern pro Woche so stark wie nie nachgefragt, hieß es im RBB-Medienmagazin.
Die Zweiländeranstalt schließt 2024 mit einem Plus von 49,3 (2023: 21,7) Mio. € ab, resultierend u.a. aus Entlastungen bei der Altersversorgung. Das negative Eigenkapital sinkt damit von 63,3 auf 14 Mio. €, nachdem die Investitionen auf 10,6 Mio. € reduziert wurden. Der Wirtschaftsplan 2026 berücksichtigt die ausbleibende Beitragserhöhung, spart weitere 19,2 Mio. € und plant Erträge von 534,8 Mio. € bei Ausgaben von 530,9 Mio. €.
Nach P7S1 greift der Berlusconi-Konzern nach Portugal: Mit 32,9% stieg man bei der Impresa-Gruppe ein, die u.a. acht TV-Sender mit dem drittgrößten des Landes SIC und einen Streaming-Dienst betreibt. Impresa machte zuletzt einen Gewinn von 20 Mio. € vor Steuern; MFE zahlte 17 Mio. €.

Broadcast, Produktion

Die Freenet AG avisiert eine Preiserhöhung von 7,99 € auf 9,49 €  (18,7%) im Monat für die 1,2 Mio. Kunden ihres Pakets privater HDTV-Programme via Antenne. Laut einer Kantar-Studie für den Netzbetreiber Media Broadcast nutzen insgesamt 7,3 Mio. (18%) Haushalte DVB-T2 HD; deren Mehrheit verzichtet also auf Privatsender.
Die Senderfamilie sieht sich als »verlässliche Partnerin für die Produktionslandschaft«. Laut Produzentenbericht wurden 2024 885,8 (2023: 875,8) Mio. € für Auftrags-, Ko- und Mischproduktionen und Senderechte aufgewendet. Wie im Vorjahr gingen davon 2023 676,8 Millionen Euro; (76,4%) an unabhängig Produzierende bzw. Lizenzgeber.
2024 gingen die Investitionen der Streamer in europäischen Content wiederum zurück – um 7% (2023 minus 5%). Das Minus ist bei den ÖR-Sendern (-4%) am Geringsten. Die Privaten reduzierten um 6%, die globalen Streamer um 7%, so die europäische AV-Informationsstelle.

Künstliche Intelligenz

Magenta plant mit der Schwarz-Gruppe (Lidl) ein Großrechenzentrum. An der »AI Factory« könnte auch ein kanadischer Investor teilhaben, berichtet das »Handelsblatt«.
Jeder sechste Beschäftigte (16%; 2023: 14%) sieht KI als Bedrohung des eigenen Jobs. 29% gaben bei der Befragung für den Xing Arbeitsmarktreport 2025 an, KI mache menschliche Arbeit überflüssig.

Streaming

Ab dem Deutschland-Start am 13. Januar kann der Streamer von Warner/Discovery auf die Kataloge der deutschen Firmen Constantin Film und Leonine Studios zugreifen. Mit Leonine wurde zudem ein Exklusiv-Deal für deren deutsche und internationale Premieren-Titel vereinbart.
Die auf Google Gemini aufgesetzte KI »Joyce« soll Kunden bei der Programmauswahl helfen. Die App mit Spracheingabe läuft zunächst nur auf iOS.

Filme, Festivals, Kinos, Förderungen

Der Berlinale-Filmmarkt (12.-18.2.) setzt »einen klaren Fokus auf Innovation und Zusammenarbeit«. Neu sind die »Animation Days« (12.-14.2.) und »EFM Beyond« zu neuen Marktstrategien und Crossmedia.
Bis zum 14. Januar können Bildgestalter und Cutter für die sieben  Kategorien des 36. Wettbewerbs-Jahres gemeldet werden. Ihre Filme müssen in 2025 technisch abgenommen oder farbkorrigiert worden sein. Die Jury tagt vom 9. bis 13. Februar beim NDR, die Preisverleihung ist am 8. Mai beim WDR.

Radio, Audio

In BaWü ist laut Meldungen eine Regionalisierung des landesweiten Multiplexes geplant, um den Privaten eine Auseinanderschaltung für Werbung in drei Regionen zu ermöglichen. Laut Radio Dreyeckland könnte der landesweite Kanal 11B dann für die bisher nicht auf DAB+ vertretenen nichtkommerziellen Radios nur in deren Sendegebieten verwendet werden. Dies sei ab September 2026 möglich, wenn die Betreiberlizenz des Multiplexes ende.
Berlin: Der Jazzsender Ella (Radio B2-Gruppe) testet im Mux 7B vor dem offiziellen Sendestart am 5.1. BaWü: Schon an Neujahr soll Antenne1 Neckarburg im landesweiten Mux den Musiksender EgoFM ersetzen. Bayern: Aufgrund der Insolvenz von Extra Radio zog die Medienanstalt BLM eine Ausschreibung für drei Regionen zurück. Eine Neuausschreibung erfolgt für Oberbayern, Schwaben, Mittel- und Oberfranken.
Die Freien Radios Sachsens kritisieren eine Ausschreibung der Medienanstalt SLM zur Förderung von Lokaljournalismus. Aufgrund ihrer basisdemokratischen und ehrenamtlichen Strukturen und der Antwortfrist von nur acht Tagen nach Veröffentlichung werden sie ausgeschlossen. Die Nichtkommerziellen als wichtige lokale Informationsmedien bräuchten Planungssicherheit.
Julep Media übernimmt ab 2026 die Vermarktung von 500 Podcasts der RTL-Audio Alliance von der RTL-Firma Ad Alliance. Dafür arbeitet das Julep-Team direkt im Berliner RTL Audio Center und weitere bei RTL in Köln. Das Hosting übernimmt die Julep-Schwester Audiorella.

Medienpolitik

Seit dem 1.12. ist der sog. Reformstaatsvertrag in Kraft. ARD und ZDF müssen auf Sender verzichten, enger zusammenarbeiten und unterliegen Restriktionen bei Online-Texten. Der Rundfunkbeitrag ist nicht betroffen. Zeitgleich  wird ein Staatsvertrag zum Jugendmedienschutz auch beim privaten Rundfunk wirksam.

Märkte, Studien, Statistiken

Die EU-Medienforscher veröffentlichten einen neuen Bericht zum Kampf gegen ausländische Informationsmanipulation und Einmischung in Europa. Grundlage der Arbeit ist das Konzept FIMI des Europäischen Auswärtigen Dienstes der EU.

Internationales

Das Weiße Haus stellt auf eigener Website unliebsame Journalisten und kritische Medien an den Pranger. »Media Offender of the Week« setze das Versprechen um, »die Medien zur Rechenschaft zu ziehen«.
Per Gesetz sind Streamer ab 1 Mio. australischer Abos verpflichtet, mindestens 10% ihrer nationalen Programmausgaben oder 7,5% ihres Umsatzes in förderfähige Inhalte investieren. Dazu zählen alle Genres außer Realityshows. Wird nicht gemeldet drohen Strafen bis zum 10fachen der australischen Einnahmen.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verurteilte die Vergabe von DVB-T Frequenzen in Italien als Bruch der Meinungsfreiheit. Eine Ausschreibung von 2011 für neue Unternehmen und kleine Anbieter wurde durch Minister-Dekret gestoppt und 2012 durch Gesetz annuliert. Später wurden die Frequenzen verkauft. Italien muss dem klagenden Bewerber 161.000 € zahlen. Revision ist möglich.
Seit dem 1.12. sendet der erste luxemburgische DAB+-Multiplex im Regelbetrieb im Kanal 7D. Netzbetreiber Broadcasting Center Europe (BCE), Teil der RTL Group, verbreitet 12 Programme.

Personalia

Der Verwaltungsrat berief Ursula Weyrich (derzeit kaufmännische Vorständin des Deutschen Krebsforschungszentrums) auf Vorschlag von Intendant Himmler ab 2026 zur Verwaltungsdirektorin und Abwesenheitsvertreterin des Intendanten. Vorgängerin Karien Brieden geht Mitte 2026 in den Ruhestand.
Der Computerkonzern verstärkt sich bei Google: Neuer Vizepräsident für KI ist Amar Subramanya, der an Googles Gemini-KI mitarbeitete. Sein Vorgänger John Giannandrea kam 2018 ebenfalls von Google und geht im Frühjahr 2026 in den Ruhestand.

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