Broadcast, Olympia, Report, Top-Story: 08.08.2016

Olympia Rio 2016 — bei ARD und ZDF

2016 findet das größte Sportereignis der Welt erstmals in Südamerika statt: Damit schreiben die diesjährigen Olympischen Sommerspiele in jedem Fall schon mal Geschichte. ARD und ZDF berichten gemeinsam aus Brasilien und arbeiten dabei unter anderem mit Remote-Production-Workflows. film-tv-video.de hat mit Technik-Verantwortlichen dieser Großproduktion gesprochen.

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Gold für Bolt? Erwartet wird das bei den Spielen in Rio durchaus.

 

Olympia Rio 2016, das heißt: 10.500 Athleten aus mehr als 200 Ländern, die sich in Wettkämpfen zu messen. 306 Goldmedaillen warten auf die Sieger. In 39 Wettkampfsportarten kämpfen die Sportler in Rio und Umgebung vom 6. bis zum 21. August 2016 um das begehrte Edelmetall.

Die aktuellen Sommerspiele in Rio werden auch kritisch gesehen — vielleicht noch stärker als jemals zuvor.

Auch andere, weniger rühmliche Aspekte als der Kampf um sportliche Höchstleistungen und Medaillen, stehen aber in Rio auf der Agenda: auf der politischen, juristischen, medizinischen und pharmazeutischen Seite.

An Herausforderungen mangelt es beim Thema Olympische Spiele in Rio de Janeiro also wirklich nicht — und auch für ARD und ZDF bergen die Olympischen Spiele aufgrund der Bedingungen vor Ort einige Engstellen, die es zu bewältigen gilt. Dennoch planen die beiden Sender, ihr Sendevolumen mit rund 280 Stunden aus Rio gegenüber den vorangegangenen Sommerspielen in London noch einmal deutlich zu erhöhen. Das soll unter anderem durch eine noch engere Zusammenarbeit zwischen den Sendern möglich werden. Produziert wird in HD und Stereo.

87 Tonnen Technik mussten ARD und ZDF direkt von der Fußball-WM in Frankreich per Luftfracht nach Brasilien  transportieren, dort installieren und in Betrieb nehmen. Andere Lösungen wären sehr viel teurer gekommen. Zusätzliches Material war vorab schon verschifft worden.

Die Technische Leitung beim NDR hat Dieter Thiessen inne (rechts). Er arbeitet eng mit Gunnar Darge zusammen, dem zuständigen Technischen Leiter des ZDF.

Die Federführung bei der TV-Produktion der Olympischen Spiele obliegt für die ARD bereits zum fünften Mal dem NDR. Die Technische Leitung beim NDR hat Dieter Thiessen, der eng zusammenarbeitet mit Gunnar Darge, dem zuständigen Technischen Leiter des ZDF. Beide können — einzeln und gemeinsam — auf viele Jahre Produktionserfahrung zurückblicken, sie planten und realisierten gemeinsam schon die technische Infrastruktur für die Berichterstattung von mehreren Olympischen Spielen für ARD und ZDF.

Olympia Rio 2016: Allgemeine Lage

Brasilien ist ein Land, das aktuell wirtschaftliche und politische Probleme durchleidet und nun die Kraft aufbringen muss, die Olympischen Spiele wie geplant auszurichten. Die Sicherheitslage gilt als sehr angespannt, das mussten auch ARD und ZDF schon erfahren: Zwei Container mit Equipment im Wert von rund 400.000 Euro für die Olympia-Berichterstattung von ARD und ZDF aus Rio wurden ein paar Wochen vor Beginn der Spiele auf dem Weg vom Hafen zu einem Zwischenlager entführt, sie konnten aber glücklicherweise wenig später wieder sichergestellt werden.

Die Umweltverschmutzung war im Vorfeld ebenfalls ein Thema: Die Segler etwa wurden bei ihren Trainingseinheiten durch im Wasser schwimmenden Müll behindert und waren durch erhöhte Infektionsgefahr im Training eingeschränkt.

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Rio 2016: Die Spiele laufen — aber auch in gehobener Stimmung?

Ein weiteres kritisches Thema ist der in Brasilien grassierende Zika-Virus, der durch Stechmücken und auch durch Sexualkontakt zwischen Menschen übertragen wird. Er sorgt für grippeähnliche Beschwerden und kann nach aktuellem Informationsstand Ungeborene dauerhaft schädigen.

Zusätzlich zu diesen regional bedingten Problemen auf der Ausrichterseite gilt: Terrorgefahr ist seit München 1972 bei allen olympischen Spielen ein Thema — also auch in Rio.

Zu all den bisher angerissenen Problemfeldern, kommt auch noch eine Trübung der Glaubwürdigkeit hinzu. So dräut auf der Veranstalterseite aufgrund von Doping-, Korruptions- und Betrugsvorwürfen weitere Unbill auf juristischer und sportpolitischer Ebene. Das belastet letztlich die Spiele insgesamt, sowie deren Bedeutung und Ansehen.

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So malerisch wie hier präsentiert sich Rio nicht überall.

Ein Beispiel von vielen: Kurz vor den Spielen in Rio wurde bekannt, dass durch nachträgliche Tests konservierter Proben neue Doping-Fälle bei vorangegangenen Spielen aufgedeckt wurden: 30 in Peking und 15 bei den Spielen in London. Unter den 30 neuen Fällen der Peking-Spiele befinden sich laut IOC 23 Medaillengewinner.

Die Medaillen, werden also heutzutage sozusagen nur noch »auf Bewährung« verliehen — und jeder nachträglich aufgedeckte Doping-Fall zeigt auch einen Betrug am Zuschauer und an den nachrückenden Athleten auf: Die einen jubelten einem Betrüger zu, die anderen wurden während der Spiele selbst betrogen und um die verdiente Siegerehrung gebracht. Welche Bedeutung hat das Ganze dann noch?

Mindestens 60 Menschen und zusätzlich auch noch etliche Pferde, waren bei den Spielen in Peking also gedopt. Die meisten davon wurden erst lange nach den Spielen erwischt. Möglicherweise gab es aber in Wahrheit noch sehr viel mehr Dopingfälle: Es fehlen nämlich aus Peking 300 Dopingproben und das Ergebnis weiterer 140 sei geschönt, hatte eine offiziell beauftragte Beobachtergruppe schon während der Spiele in China angemahnt und auch festgestellt, dass 102 Nationale Olympiakomitees ihrer Meldepflicht an das IOC nicht nachgekommen waren. Das alles blieb aber folgenlos.

Bei dieser Gesamtlage war das Bangen im Vorfeld darum, ob bestimmte Sportstätten und Sportlerunterkünfte doch noch rechtzeitig fertig werden, das man ja auch schon von vielen früheren Olympischen Spielen an anderen Austragungsorten kennt, eher ein Nebenschauplatz.

Aktuelle Bild-Impressionen aus Rio

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