Broadcast, Olympia, Report, Top-Story: 08.08.2016

Olympia Rio 2016 — bei ARD und ZDF

2016 findet das größte Sportereignis der Welt erstmals in Südamerika statt: Damit schreiben die diesjährigen Olympischen Sommerspiele in jedem Fall schon mal Geschichte. ARD und ZDF berichten gemeinsam aus Brasilien und arbeiten dabei unter anderem mit Remote-Production-Workflows. film-tv-video.de hat mit Technik-Verantwortlichen dieser Großproduktion gesprochen.

OBS: Weltbild

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Yiannis Exarchos, CEO von OBS.

Host-Broadcaster der olympischen Spiele sind die Olympic Broadcasting Services, 2001 gegründet und seither mit der Übertragung der olympischen Spiele beauftragt. OBS produziert in Rio das Weltbild für alle Rechteinhaber, ist zudem für Aufbau und Installation des International Broadcast Centers (IBC) verantwortlich und realisiert zahlreiche weitere Services vor und während der Olympischen Spiele. Dafür beschäftigt OBS während der Spiele mehr als 7.100 Mitarbeiter aus 69 Ländern, berichtet Yiannis Exarchos, CEO von OBS.

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OBS beschäftigt während der Spiele mehr als 7.100 Mitarbeiter aus 69 Ländern.

OBS plant die Aufzeichnung von rund 7.000 Stunden Material von den Wettkämpfen, sowie von der Eröffnungs- und der Schlussfeier. Dieses Material stellt der Host-Broadcaster den Rechteinhabern, darunter auch ARD und ZDF, für deren Programmgestaltung zur Verfügung. OBS setzt in Rio auf 1080i und 5.1-Surround-Sound als Hauptformate produziert aber teilweise auch in anderen Formaten.

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Für OBS sind derzeit 52 Ü-Wagen in Rio im Einsatz, viele weitere werden von TV-Stationen aus aller Welt eingesetzt.

Für die Produktion der Spiele im Auftrag von OBS sind 52 Ü-Wagen im Einsatz, vier davon aus Brasilien und 48 weitere aus aller Welt. Zusätzlich sind 12 mobile Produktionseinheiten, sowie 31 Support-Vans in Betrieb, so dass OBS auf eine Flotte von ingesamt 83 Fahrzeugen und 19 mobilen Produktions-Kits kommt. Insgesamt fangen während der Spiele rund 1.000 Kameras die Bilder dieses Events ein.

OBS: Technische Neuheiten

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OBS übertragt auf allen Kanälen.

Wie immer bei großen Sport-Events will OBS auch in Rio wieder einige technische Neuerungen umsetzen, betont Yiannis Exarchos, CEO von OBS.

• 4K/8K-Produktion
So wird es neben 4K-Übertragungen populärer Wettkämpfe auch einige 8K-Produktionen geben, die OBS gemeinsam mit dem japanischen Broadcaster NHK realisiert.

Konkret sollen 130 Stunden 8K-Material aufgezeichnet werden. Folgende Wettkämpfe und Events stehen hier im Fokus: Eröffnungs- und Schlussfeier, Schwimmen, Judo, Leichtathletik, Basketball und Fußball. Im Rahmen der 8K-Aufzeichnung sollen auch ENG-Kamerateams unterwegs sein, die 8K-Material mit mobilen Einheiten aufzeichnen sollen.

Das 8K-Material wird einerseits im IBC gezeigt und soll zudem andererseits auch nach Japan übertragen werden, wo es an diversen Public-Viewing-Orten zu sehen ist.

Das 8K-Material soll zudem per Down-Konvertierung interessierten Rechteinhabern in 4K zur Verfügung gestellt werden.

• HDR/WCG
OBS wird nach eigenen Angaben in kleinerem Rahmen auch Teile der Spiele in HDR/WCG aufzeichnen — vor allem im Zusammenhang mit den 8K-Tests.
NBC plant ebenfalls HDR-Tests und wird diese Technologie im Zusammenspiel mit 4K-Kameras bei der Eröffnungsfeier einsetzen.

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Mitarbeiter beim Setup von Equipment.

• Olympic Video Player (OVP)
Aus der Sicht von OBS markierten die Olympischen Spiele in Sotschi einen Wendepunkt in der olympischen Berichterstattung. Laut OBS überstieg damals der Anteil der online verfügbaren Berichterstattung erstmals den Anteil des linearen Fernsehens. Deshalb habe man den Bereich der Online- und Second-Screen-Angebote für Rio deutlich ausgebaut. Man biete diese Inhalte über den Olympic Video Player (OVP) an. Über diese Plattform erhalten die Rechteinhaber Zugriff auf mehr Inhalte und mehr Daten und können diese an ihre Zuschauer weitergeben.

• Virtual Reality (VR360)
OBS will in Rio rund 50 Stunden Material in VR360 produzieren. OBS hatte die Technologie erstmals in Lillehammer bei den Winter Youth Olympic Games getestet. Damals lieferten Red-Kameras mit speziellen Objektiven die Bilder für ein 180-Grad-VR-Erlebnis.

In Rio wird OBS aber andere Equipment-Setups verwenden und plant, neben der Eröffnungs- und der Abschlussfeier auch täglich eine Sportart in 360 Grad zu präsentieren. Das Material soll live und zusätzlich auch on Demand zur Verfügung stehen.

Um die Sportarten in 360 Grad präsentieren zu können, arbeitet OBS jeweils mit drei fest installierten Einheiten und — wenn möglich — mit einer 360-Grad-Drahtloskamera.

Die Kameras seien speziell für Olympia angepasst und man werde sie so platzieren, dass sie inmitten des Geschehens stehen, kündigt Yiannis Exarchos an. Beim Turnen soll es etwa möglich sein, über die 360-Grad-Streams wahlweise die Darbietung auf der einen oder auf der anderen Matte  zu verfolgen. Beim Boxen wird OBS die Kameras in den neutralen Ecken positionieren, in der Leichtathletik auf der Innenseite der Laufbahnen.

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360-Grad-Videos stehen bei ARD und ZDF online zur Verfügung.

Die 360-Grad-Aufnahmen, die OBS zur Verfügung stellt, sollen sich mit diversen VR-Brillen betrachten lassen: Neben Samsung VR etwa auch mit Google Cardboard, Zeiss VR One/One X und mit etlichen anderen. Im Web sollen die Aufnahmen aber auch so zur Verfügung stehen, dass man sie ohne 360-Grad-Brille nutzen kann.

Die 360-Grad-Bilder der Olympischen Spiele stehen nur bestimmten Rechteinhabern zur Verfügung. ARD und ZDF gehören dazu.

OBS: Spezialkameras

OBS wird bei einigen Wettkämpfen (Leichtathletik, Schwimmen, Synchronschwimmen, Volleyball, Hockey und Bahnradfahren) erstmals CableCams einsetzen, die an vier Punkten befestigt sind.

Zweipunkt-CableCams sind hingegen unter anderem beim Beachvolleyball sowie bei Golf, Basketball, BMX und im Olympiapark im Einsatz. Dabei gibt es bis zu 2 km lange Seilsysteme, die an bis zu 80 m hohen Türmen montiert sind.

Leichte und kompakte Schienenkamerasysteme sollen beim Beachvolleyball, Taekwondo und Gewichtheben die Wettkämpfe in Szene setzen.

Mini-Slomo-Kameras werden bei ganz unterschiedlichen Sportarten im Einsatz sein.

Erstmals wird OBS auch Kameradrohnen einsetzen, unter anderem beim Rudern, bei den Kanuten und auch beim Golf.
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