Olympia Rio 2016 — bei ARD und ZDF
2016 findet das größte Sportereignis der Welt erstmals in Südamerika statt: Damit schreiben die diesjährigen Olympischen Sommerspiele in jedem Fall schon mal Geschichte. ARD und ZDF berichten gemeinsam aus Brasilien und arbeiten dabei unter anderem mit Remote-Production-Workflows. film-tv-video.de hat mit Technik-Verantwortlichen dieser Großproduktion gesprochen.
Ton
Im Tonbereich bleibt es auch in diesem Jahr bei ARD und ZDF im Rahmen der Olympiaberichterstattung bei Stereoübertragung. Der Host-Broadcaster bietet zwar auch Surround-Ton an, aber die Entscheidung der deutschen Sender fiel für Stereo.
Grafik
Im Grafikbereich unterscheiden sich die Workflows von ARD und ZDF etwas stärker, als in den sonstigen Abläufen. Während das ZDF die Grafik in Mainz umsetzt und per Filetransfer nach Rio schickt, produziert die ARD die Grafikelemente vor Ort. In Rio selbst ist Vizrt-Equipment im Einsatz.
Audiodeskription aller Olympia-Sendungen
Die Olympia-Berichterstattung von ARD und ZDF wird barrierefrei umgesetzt: Die Live-Audiodeskription aller Olympia-Sendungen wird zentral für ARD und ZDF beim NDR in Hamburg abgewickelt.
Untertitelungen für gehörlose und schwerhörige Zuschauer werden ebenso bereitgestellt.
Online, Livestreams, ARD/ZDF-Text und HbbTV
Während sich das Hauptprogramm der Sender auf populäre Sportarten und Highlights konzentriert, gibt es auch zahlreiche Wettkämpfe und Spiele, die zwar im Fernsehen nicht zu sehen sind, die aber in voller Länge als Livestream zur Verfügung stehen. Zusätzlich zum Live-TV-Programm werden ARD und ZDF an jedem Wettkampftag bis zu sechs parallele Livestreams aus Rio anbieten, die meisten davon mit deutschem Kommentar. An ARD-Tagen kommentieren ZDF-Mitarbeiter diese Livestreams und umgekehrt.
Das Ziel lautet: Jede Entscheidung und jeder deutsche Teilnehmer sollen live und auf Abruf auf jedem Endgerät angeboten werden. Um dieses Ziel zu erreichen, soll der Output in diesem Aspekt der Olympia-Produktion gegenüber den mehr als 1.000 Stunden Livestream-Übertragungen von London 2012 noch einmal spürbar ausgeweitet werden.
Die zusätzlichen Livestreams sind im Internet verfügbar, aber auch via HbbTV, über den Red-Button auf der Fernbedienung. Voraussetzung für dessen Nutzung ist ein entsprechend ausgestatteter Smart-TV mit Internet-Verbindung.
Neben den Livestreams werden die Sender natürlich auch andere Aspekte der Online-Berichterstattung bedienen: Die Onlinereporter in Rio werden Berichte, Bildgalerien und Reportagen auf den jeweils eigenen Plattformen anbieten — und natürlich sind beide Sender auch bei Facebook und Twitter aktiv.
Wegen der Zeitverschiebung kommt dem Videoabruf eine besondere Bedeutung zu: So werden Zusammenfassungen der Wettkämpfe in der deutschen Nacht einen breiten Raum einnehmen. Rund um die Uhr sollen die User bei ARD und ZDF die Möglichkeit haben, sich jederzeit im Bewegtbild die Wettkampf-Highlights online anzusehen oder in Radiobeiträgen anzuhören.
Trotz sozialer Medien und modernen Internet-Technologien an allen Ecken und Enden, wird auch der Videotext immer noch rege genutzt. Deshalb bieten sowohl ARD, wie auch das ZDF, auch über diese Plattform nach wie vor Live-Informationen, Ergebnisse, Statistiken und Medaillenspiegel an.
4K und VR360
Eigene Initiativen in den Bereichen 4K oder VR360 ergreifen ARD und ZDF während der Olympischen Spiele 2016 nicht. Der Host-Broadcaster OBS ist aber in beiden Bereichen aktiv, diese Angebote sollen übernommen werden.
Mit der App »Olympia in 360 Grad mit dem ZDF« wird es beispielsweise möglich sein, neben der Eröffnungs- und Schlussfeier jeden Tag ausgewählte Wettkämpfe live in 360 Grad zu sehen (siehe auch Abschnitt »OBS: Produktion und Technologien). Darüber hinaus wird es weitere Videos in 360 Grad geben: vom Blick hinter die Kulissen im Sendezentrum, über den Stadtrundgang, bis hin zur Copacabana.
Ausblick
Wie schon erwähnt, sind die Olympischen Sommerspiele in Rio nach aktuellen Stand möglicherweise für die kommenden Jahre die letzten, die in großem Umfang bei ARD und ZDF on Air gehen werden.
Noch ist offen, ob deutsche Olympia-Fans in Zukunft Pay-TV-Services nutzen müssen, wenn sie die Spiele live verfolgen wollen.
Inhaltlich dürfte sich die Sportberichterstattung von Olympischen Spielen aber in jedem Fall verändern — auch deshalb, weil das IOC derzeit einen eigenen Olympia-Kanal entwickelt. Dieser Kanal dürfte wohl kaum kostenlos und/oder werbefrei sein — und vermutlich wird er auch beim aktuell besonders präsenten Thema Doping oder bei anderen problematischen Aspekten der Spiele nicht besonders intensiv nachfragen.
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