Broadcast, Olympia, Report, Top-Story: 08.08.2016

Olympia Rio 2016 — bei ARD und ZDF

2016 findet das größte Sportereignis der Welt erstmals in Südamerika statt: Damit schreiben die diesjährigen Olympischen Sommerspiele in jedem Fall schon mal Geschichte. ARD und ZDF berichten gemeinsam aus Brasilien und arbeiten dabei unter anderem mit Remote-Production-Workflows. film-tv-video.de hat mit Technik-Verantwortlichen dieser Großproduktion gesprochen.

B_0818_Olympia_Rio_15_2
ARD und ZDF sind an vier Venues mit eigenem Equipment vor Ort.

Venues: Vier Sportarten im Fokus

In der Gunst der deutschen Zuschauer sind Leichtathletik, Schwimmen, Reiten sowie Rudern besonders hoch angesiedelt — natürlich auch deshalb, weil deutsche Athleten in diesen Sportarten die meisten Medaillenhoffnungen hegen. Entsprechend treiben ARD und ZDF auch in Rio an den Wettkampfstätten dieser Sportarten einen erhöhten Aufwand.

B_0818_Olympia_Rio_venuesetup
So sehen die jeweiligen Equipment-Setups an den Venues aus.

Beim Schwimmen, Rudern und Reiten verlassen sich die deutschen Sender nicht nur auf das vom Host-Broadcaster angebotene Bild- und Tonmaterial, sondern sie sind zusätzlich mit jeweils zwei eigenen Kameras vor Ort vertreten. Deren Bilder erlauben es, in der Bildregie die Host-Signale als Basis zu verwenden, aber zusätzlich noch einen stärkeren Fokus auf die deutschen Teilnehmer zu legen und so die Berichterstattung auf die Interessen der deutschen Zuschauer optimieren zu können.

B_0816_Olympia_NDR_Schwimmen
Das Konzept für die Remote-Production an den Venues wurde wie geplant umgesetzt.

Die Technik hierfür stammt von SonoVTS. Der Dienstleister lieferte die Kamera-, Audio- und Monitortechnik zu, die an den Venues verwendet wird. Die zusätzlichen Signale werden von den Wettkampfstätten per Nimbra-Glasfaser-Technik ins IBC übertragen und dort weiter verarbeitet — die Venues werden also wie das Studio in einem Remote-Production-Workflow angebunden und genutzt: Vor Ort befindet sich jeweils nur ein kleines Team, die gesamte Verarbeitung und Aufbereitung der zugelieferten Signale erfolgt in hierfür eingerichteten Subregien im IBC.

Anders ist die Situation im Bereich Leichtathletik: Im Olympic-Stadion in Rio, wo die Leichtathleten antreten, haben die Sender einen kompletten eigenen Ü-Wagen mit vier eigenen Kameras stationiert. Dort steht der Ü2 des NDR und produziert nach klassischer Art einer Live-Ü-Wagen-Produktion, direkt am Venue ein fertiges Sendesignal — aus eigenem und Host-Material — und liefert dieses an die Regie im IBC weiter.

»Das Leichtathletik-Stadion ist die einzige Wettkampfstätte, bei der wir mit einem eigenen Fahrzeug und etwas größerem Aufwand vor Ort sind, hier wäre Remote Production wirtschaftlich nicht sinnvoll«, erläutert Dieter Thiessen.

Und die anderen Sportarten?

Natürlich berichten ARD und ZDF auch über andere als die bisher genannten Sportarten: überwiegend dann, wenn dort deutsche Athleten teilnehmen. Der Host-Broadcaster bietet ständig rund 50 Signale an, aus denen die übertragenden Sender auswählen und ihr Programm zusammenstellen können. Das sind aber nicht einfach nur 50 einzelne Kamerasignale, sondern zum großen Teil die Programmsignale teilweise sehr aufwändig produzierter Multikamera-Setups, so etwa beim Tennis oder beim Fußball (siehe auch Abschnitt »OBS: Produktion und Technologien)

In diese vom Host-Broadcaster realisierten Produktionen  sind TV-Unternehmen aus der ganzen Welt involviert etwa auch aus Deutschland und Österreich: So ist TV Skyline mit Equipment und Personal bei Kanu und Rudern im Auftrag von OBS tätig. Camcat aus Österreich betreibt für OBS sechs Seilkamera-Systeme, die mit zwischenzeitlichem Umbau unter anderem beim Rudern, Beachvolleyball, Wildwasser-Kayak, Geländereiten, Golf, BMX und Mountainbiken eingesetzt werden. Zwei der Seilsysteme sind über 2 km lang und an bis zu 90 m hohen Türmen befestigt.

B_0812_Olympia_05
OBS produziert als Host-Broadcaster das Weltbild.

Gunnar Darge erläutert: »Wir erhalten von OBS die Signale absolut professionell, auf höchstem Niveau produzierter Live-Sportübertragungen. Da benötigen wir in den meisten Fällen keine eigenen, zusätzlichen Live-Bilder, um hochwertiges Programm produzieren zu können — und für die ergänzende Berichterstattung vor und nach den jeweiligen Wettkämpfen haben wir ja EB-Teams hier.«

Seite 1: Olympia Rio 2016
Seite 2: ARD und ZDF: Voraussetzungen
Seite 3: Venues
Seite 4: IBC — Technik, Remote Production
Seite 5: Distributionsformen, Ausblick
Seite 6: OBS — Produktion und neue Technologien