Kommentar, Top-Story: 05.09.2000

The Name Game

Unmittelbar vor der wichtigen Branchen-Messe IBC häuft sich ein Phänomen, das sich früher im Broadcast- und Profi-Video-Bereich eigentlich eher selten manifestierte: Man wechselt die Namen. Produkte sind davon ebenso betroffen wie ganze Firmen.

Unmittelbar vor den wichtigen Branchen-Messen häuft sich ein Phänomen, das sich früher im Broadcast- und Profi-Video-Bereich eigentlich eher selten manifestierte: Man wechselt die Namen. Produkte sind davon ebenso betroffen, wie ganze Firmen.

Echolab heißt nun E-Studio. Avstar nennt sich jetzt iNews. RT Set und Peak fusionierten und firmieren künftig als Vizrt. Die Avid-Tochterfirma Edgestream wird in Avid Internet Solutions (AIS) umgetauft, deren Produkt Edgestream Cluster wird jetzt als Trilligent Cluster angeboten. Aus Softimage DS wird Avid DS und dieses Produkt wird künftig von der neuen Division Avid Media Solutions (AMS) betreut. Cintel wird eventuell schon zur IBC mit neuer Firma und neuem Namen auftreten.

Geht man ein paar Monate zurück, lässt sich die Reihe fast beliebig lang fortsetzen. Ein paar Beispiele: Management Graphics heißt jetzt Electronics for Imaging. Das Schnittsystem 601 von Fast wurde zur NAB2000 in Silver umbenannt. Discreet taufte das System Flint irgendwann plötzlich Effect Option 3 und dann wieder Flint. Aus Finish von Media100 wurde iFinish.

Aber warum wechseln Firmen überhaupt ihre Namen oder die ihrer Produkte?
Natürlich gibt es teilweise juristische Hintergründe, etwa wenn Besitzverhältnisse sich ändern und das Namensrecht nicht mitverkauft wurde. Oder wenn jemand vergessen hat, sich vor der Benennung seines Produkts darum zu kümmern, ob nicht schon ein anderer die Rechte an diesem Namen besitzt. Weitere ernsthafte Gründe sind denkbar.

Aber vielleicht spielt ja auch eine Rolle, dass dem Marketing generell eine immer größere Rolle zugemessen wird. Kritisch wird das immer dann, wenn hyperaktive Marketing-Experten einen Broadcast-Technik-Hersteller wie einen Turnschuh-Anbieter vermarkten wollen und dabei auf eine superkreative Trend-Werbeagentur treffen. Schaukeln sich dann die Wellen während endloser Briefings und Präsentationen hoch, entstehen dabei am Ende leicht Namen und Schreibweisen, bei deren Entstehungsgeschichte man den Einfluss von Drogen oder Übermüdung nicht ausschließen will: Satzzeichen an jeder beliebigen Position im Wort, bunt gemischte Groß/Kleinschreibung, kleine Wortspiele oder Buchstabendreher sollen dem Produkt Persönlichkeit und Individualität verleihen, verschlechtern aber oft nur die Lesbarkeit.

Was halten Sie von den folgenden spontan herausgegriffenen Beispielen: Mosa Lina von Snell&Wilcox, Piccaso von Post Impressions, vi[z]rt als Schreibweise für Vizrt, SCAN’dAL und TWiGi von Innovation TK. Dagegen ist die Sternchen-Nummer von Discreet harmlos, bei der alle Produkte von »Discreet, a division of Autodesk« mit einem Sternchen markiert werden, um ihre Herkunft zu signalisieren. Auch der Dauerbrenner, »unser Firmenname muss aber immer in Großbuchstaben« oder wahlweise »in Kleinbuchstaben« geschrieben werden, ist dagegen gar nichts.

Letztlich weiß man: Namen sind Schall und Rauch. Die Redaktion von www.film-tv-video.de wird Sie deshalb direkt von der IBC2000 in Amsterdam mit frischen, echten News versorgen, die mit Sicherheit weit über Namensspiele hinausgehen. Und vielleicht stecken ja hinter dem einen oder anderen Namenswechsel auch noch richtige News: So verstärkt die Umbenennung von Softimage DS in Avid DS nun wieder Gerüchte, dass Avid sich in naher Zukunft von seiner 3D-Abteilung Softimage trennen könnte.

Wenn was dran ist, lesen Sie’s bei www.film-tv-video.de. Sie werden sehen.