Editorial, Kommentar, Top-Story: 14.04.2010

Die Nebenmesse

Einen Messestand bei der NAB2010 zu buchen, das ist nicht ganz billig. Die Fläche selbst, aber auch Strom, Internet-Zugang und vieles weitere, schlagen kräftig zu Buche. Außerdem darf man als Aussteller in den Messehallen vieles nicht, was man vielleicht eigentlich gern tun würde. Das fängt beim Aufbau der Stände an, wo man für einzelne Gewerke bestimmte »Contractors« beschäftigen muss und hört bei Beschränkungen in puncto Bewirtung noch lange nicht auf. Außerdem ist die Wirtschaftslage in der Branche eben so, dass vielerorten gespart werden muss.

Das alles hat die immer schon vorhandene Praxis, während der NAB nicht in den Messehallen, sondern in irgendwelchen Hotels auszustellen, in diesem Jahr weiter befördert.

So zeigen also 2010 noch mehr Firmen als sonst ihre Produkte gar nicht in den Hallen des Las Vegas Convention Centers, sondern in einer Suite oder einem Ballroom eines der zahllosen Hotels dieser Stadt. Avid, Apple und Red hatten ja schon in früheren Jahren jeweils eigene, von der offiziellen NAB vollkommen entkoppelte Veranstaltungen umgesetzt und in diesem Jahr folgen noch mehr Unternehmen diesem schlechten Beispiel. So findet im messenahen Hotel Renaissance in diesem Jahr eine wahre Nebenmesse statt und es zeigen etliche Firmen ausschließlich dort ihre Produkte.

Diese Parallelveranstaltung bringt den Berichterstatter in einen Konflikt: Geht man zur inoffiziellen Nebenmesse, stärkt man diese Praxis, die aber letztlich zu einer Zersplitterung führt und den grundlegenden Vorteil einer zentralen Messe aushöhlt und untergräbt. Andererseits ist man ja der NAB nicht verpflichtet und wenn die es nicht schafft, die Abtrünnigen einzusammeln, ist das ihr Problem. Wenn es außerdem auch noch interessante Produkte abseits der Messe zu sehen gibt, die viele Leser interessieren könnten …

Regulierend wirkt da die eng bemessene Zeit: Wenn auf dem ohnehin schon riesigen Messegelände ein Termin den nächsten jagt, mag man sich lieber nicht ins Taxi setzen und durch die Gegend gondeln lassen, um dann irgendwo festgehalten zu werden und ewig nicht mehr aufs Messegelände zurück zu kommen. So wird zumindest in der Berichterstattung die Rechnung mit der Nebenmesse nur ganz beschränkt aufgehen. Aber ganz ignorieren lässt sich »die Welt da draußen« auch nicht, wenn man die NAB2010 besucht.

Sie werden sehen.