Branche, Interview, Top-Story: 27.07.2013

Nachgefragt: Wann kommt Ultra HD bei Sky?

film-tv-video.de hat mit Stephan Heimbecher, Head of Innovations & Standards bei Sky Deutschland, über den aktuellen Stand und die Sicht des Pay-TV-Anbieters zum Themenbereich 4K und Ultra HD gesprochen: Sky denkt über einen eigenständigen UHD-Kanal nach.

Worin besteht die Motivation für Sky, 4K-Technologie einzusetzen?

Ultra HD ist die nächste große TV-Innovation und als Innovationsführer im TV- und Entertainment- Bereich in Deutschland und Österreich wollen wir diese auch vorantreiben. Mit der enormen Bildschärfe, verbesserter und detailgetreueren Tiefendarstellung sowie brillanteren Farben und höheren Kontrasten sorgt Ultra HD für noch realistischere Bilder, die begeistern.

Will der Zuschauer überhaupt 4K/Ultra HD?

Eine Umfrage unter unseren Abonnenten hat ergeben, dass diese ein großes Interesse an Ultra HD haben und viele auch planen, sich in den nächsten Jahren einen Ultra-HD-Fernseher zuzulegen. Diejenigen, die Ultra HD schon einmal gesehen haben, sind davon begeistert.

Welche Art von Inhalten wird Sky in 4K produzieren und in Ultra HD ausstrahlen?

Wir haben unsere Ultra-HD-Tests mit der Aufzeichnung des Bundesliga Spiels zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund im Dezember 2012 gestartet. Seitdem haben wir noch bei weiteren Fußballspielen getestet, da Fußball neben anderen Live-Sport-Events und Blockbuster-Filmen sicherlich zu den Zugpferden für die Ausstrahlung in Ultra HD gehört. Allgemein betrachtet, wird über kurz oder lang aber wohl auch bei Serien und Dokumentationen Ultra HD eingesetzt werden.

Worin sehen Sie Vor- und Nachteile von 4K/Ultra HD?

Ultra HD ist aus technischer Sicht der nächste evolutionäre Schritt nach HDTV. Die Technologie ermöglicht deutlich realistischere Bilder, so dass Fernsehen mehr dem Blick aus einem Fenster ähnelt.
Das empfinden manche als befremdlich, da ihnen der gewohnte Film-Look fehlt — der Großteil ist in der Regel aber begeistert. Mittelfristig ist dies sicherlich eine Frage der Gewohnheit. Durch die größeren Bildschirme und die höhere Auflösung ändert sich aber auch anderweitig die Betrachtungsweise: Man kann näher an das Display heranrücken und erhöht damit den Blickwinkel, was zu gänzlich neuen TV-Konzepten führen kann. Insofern muss man Ultra HD sogar mehr als Revolution und nicht nur als Evolution verstehen.

Wird Sky in absehbarer Zeit 4K-Material ausstrahlen? Wenn ja, mit welchen Datenraten wollen Sie bei der Übertragung arbeiten?

Mit dem Launch von Sky 3D haben wir 2010 einen Meilenstein gesetzt und den ersten 3D-Sender in Deutschland und Österreich gestartet. Daher ist es auch naheliegend, dass wir über einen eigenen Ultra-HD-Sender nachdenken. Aktuell können wir allerdings noch keinen Zeitpunkt nennen, ab wann Sky Deutschland Ultra HD ausstrahlen wird. Dazu müssen vorher noch einige Dinge erledigt werden, auf die wir teilweise keinen direkten Einfluss haben.

So fehlt es zum Beispiel noch an einigen Standards zur Übertragung der hohen Datenmengen in Produktion und Post-Produktion. Für eine Live-Produktion ist noch nicht die gesamte Produktionskette vorhanden: Am Ende fehlt noch ein HEVC-Encoder, der das Signal in Echtzeit für die Übertragung zum Kunden aufbereiten kann. Daher ist es aktuell noch etwas schwierig, Aussagen über die Effizienz dieser Encoder zu treffen. Grob rechnen wir derzeit damit, dass ein Ultra-HD-Kanal zu Beginn etwa 20 bis 25 Mbit/s auf dem Satelliten-Transponder belegen wird. Mit späteren HEVC-Encoder-Generationen wird sich dieser Wert dann sicherlich noch verringern lassen.

Welche Zukunft prognostizieren Sie beim Thema 4K/Ultra HD ganz generell für den deutschsprachigen und den internationalen Markt?

Wir sind davon überzeugt, dass Ultra HD mittelfristig Erfolg haben wird, aber es sind definitiv noch ein paar Schritte zu machen, bis Ultra HD standardmäßig vom Konsumenten empfangen wird.

Wie bereits angedeutet, fehlen beispielsweise noch einige Standards und Schnittstellen, um das enorme Datenvolumen in sämtlichen Produktionsschritten zu bewältigen. Anfang des Jahres wurde dahingehend mit der Verabschiedung von HEVC/H.265 bereits ein wichtiger Schritt gemacht, um die Distribution der Inhalte zum Kunden zu sichern. Dieser Standard muss nun in Encoder und Decoder (Receiver) implementiert werden, um eine Ultra-HD-Ausstrahlung zu ermöglichen.

Größere Bildschirme mit höherer Auflösung werden sich aber so oder so schrittweise durchsetzen. Bereits jetzt erhält man auf Ultra-HD-Displays durch das Upscaling von HD-Inhalten hervorragende Bilder. Richtig spannend wird es dann natürlich aber erst mit nativen Ultra-HD-Inhalten.

Sie haben bei anderer Gelegenheit mal gesagt, dass die Sportberichterstattung in 4K eine neue Bildsprache erfordere. Können Sie das näher ausführen?

Ultra HD kann in der Sportberichterstattung zu Veränderungen führen: Eine Frage ist, welche Bildausschnitte dem Zuschauer präsentiert werden, da etwa Nahaufnahmen in höherer Auflösung auf großen Bildschirm in Überlebensgröße eine andere Wirkung erzielen. Der Trend geht ja generell zu größeren Displays — auch unabhängig von Ultra HD — weshalb man aufgrund der größeren Bildfläche auch über neue Sendekonzepte nachdenken kann.

Die hohe Auflösung ermöglicht es etwa bei einem Fußballspiel, in einer Totalen das komplette Spielfeld zu zeigen. Das gibt dem Zuschauer das Gefühl, direkt im Stadion zu sitzen. Diese Totale könnte man um weitere »kleinere‘« TV-Bilder ergänzen, um ein Multiview-Erlebnis zu schaffen, etwa bei Wiederholungen, Zeitlupen, etc.

Durch die höhere Auflösung muss aber auch die Schwenkgeschwindigkeit der Kamera halbiert werden, um Bewegungsunschärfen zu vermeiden. Alternativ muss man mit höheren Bildraten arbeiten, was bereits diskutiert wird, aber sicherlich erst in einer späteren Phase von Ultra HD technisch umgesetzt werden kann.

Ist 4K/Ultra HD der vorläufige oder endgültige Tod von Stereo-3D?

Meiner Meinung nach kann man 3D und Ultra HD nicht miteinander vergleichen. 3D ist ein Sonderformat, bei dem wir zuversichtlich sind, dass es auch von Ultra HD und der höheren Auflösung sowie von den größeren Displays profitieren wird. Insbesondere beschleunigen Ultra-HD-Displays auch die Entwicklung von autostereoskopischen 3D-Displays, für die keine Brille benötigt wird. Diese scheint oft noch eine mögliche Hürde zu sein für den Einzug von 3D in das Wohnzimmer.

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