Editorial, Kommentar: 02.06.2016

Echte Sorgen, echte Probleme

Es gibt Jobs, die sind vermutlich ganz gut bezahlt, und wer sie ausübt, ist vielleicht auch sehr mächtig und kann eigenständig weitreichende Entscheidungen fällen — aber man möchte diese Jobs trotzdem nicht haben.

Bei großen Medienereignissen muss man mit unkalkulierbaren Risiken leben.

Sicherheitschef der kommenden Fußball-EM in Frankreich etwa: In einem Land, das gerade von verschiedenen Gewerkschaften bestreikt und auf vielfältige Weise von Wutbürgern heimgesucht wird, möchte man nicht auch noch Hooligans aus fremden Ländern zu Gast haben — vor allem dann nicht, wenn im Land zu gleicher Zeit noch islamistischer Terror nachwirkt und neuer droht.

Die EM ist nicht zuletzt auch ein riesiges Medienereignis: Das macht sie attraktiv für alle, die ein möglichst großes Medienecho suchen — und manche davon sind wirklich gefährlich. Eine sehr schwierige Situation: Ab wann muss man sich den Gefahren und Bedrohungen beugen, wie soll man reagieren?

Auch bei den olympischen Sommerspielen in Rio gibt es nicht nur die Bedenken von Medizinern wegen des Zika-Virus, gleichzeitig ist auch dort die politische Situation zumindest angespannt, manche sagen auch kritisch, und es wird im Vorfeld von allerhand Problemen berichtet. Terrorgefahr ist seit München 1972 ohnehin bei allen olympischen Spielen ein Thema.

Es reicht aber auch schon eine Nummer kleiner: Morgen sind in Bayern mehr als 100 Filmteams unterwegs, um das Material für eine 24-Stunden-TV-Sendung im Stil von »24h Berlin« zu drehen, das dann ein Jahr später als 24stündige Sendung am Stück gesendet werden soll.

Nun ist aber derzeit nicht nur das Wetter in Bayern schlecht, sondern es gibt in Teilen des Bundeslandes Überschwemmungen, die sogar Todesfälle zur Folge hatten. Die Drehphase des Projekts »BY24« hatten sich die Verantwortlichen zweifellos ganz anders vorgestellt — und so bringen die aktuellen Ereignisse die umfangreiche Planung und Vorbereitung durcheinander. Sicher ein kleines Problem im Vergleich zu jenen, vor denen die Betroffenen der Unwetter stehen — aber ein großes Problem für das Filmprojekt.

So bleibt die unerfreuliche Erkenntnis, dass man bei großen Medienereignissen stets unkalkulierbare Risikofaktoren von außen in Kauf nehmen muss. Das zu wissen, macht es natürlich auch nicht leichter, wenn der schlechte Fall eintritt — aber es mahnt vielleicht ganz allgemein zu einer gewissen Bescheidenheit in solchen Dingen.
 
Sie werden sehen.