Editorial, Kommentar: 02.12.2016

4K now!

Dass die Online-Welt sich oftmals von der realen Welt unterscheidet, das ist allen wachen, kritischen Geistern längst klar. Aber in den vergangenen Wochen konnte man auf verschiedensten Ebenen immer wieder dazulernen und neue Aspekte entdecken. Das kann man zum Anlass nehmen, um auch mal wieder in die wahre Warenwelt einzutauchen, statt immer nur alles online zu ordern.

HD war gestern.

Vielleicht finden Sie in diesem Zusammenhang mal die Zeit, die TV-Abteilung eines Elektromarkts zu besuchen. Dort sind 4K und UHD nicht nur längst angekommen, sondern sie dominieren die Verkaufspräsentation. Das wichtigste ist dabei ganz offenbar die Größe: Weniger als 40 Zoll Bilddiagonale gelten hier eigentlich als unwürdig, das ist in der Wahrnehmung der Händler und Kunden bestenfalls noch als Einsteigergröße vertretbar. Treibt man sich eine Weile in der Fernsehabteilung eines Elektromarkts herum, wird rasch klar: Wer kann, der kauft den größten Bildschirm, den der Geldbeutel hergibt — es sei denn, es gibt Platzprobleme zuhause. Dispokredit und Zollstock sind also das Maß der Dinge beim Fernseherkauf.

Nebeneffekt dieser Form des Strebens nach Größe: UHD gibt es quasi mit dazu. Wer als Kunde noch zweifelt, den überrumpeln geschickt inszenierte Präsentationen, die klar machen: HD war gestern und sieht eigentlich ganz schlimm aus. Also raus mit dem Stereo-3D-Fernseher, der gestern noch angepriesen wurde und rein mit der UHD-Riesenglotze.

Auch Streaming-Anbieter wie Netflix, Youtube oder Amazon treiben diese Entwicklung mit an. Netflix etwa bietet einige Serien in 4K an, die auch tatsächlich in 4K produziert wurden, außerdem will das Unternehmen sein UHD-Portfolio im kommenden Jahr weiter auszubauen. Amazon Instant Video zeigt ebenfalls Serien, aber auch etliche Spielfilme in 4K, wenngleich viele dieser Spielfilme nicht durchgängig in 4K produziert wurden. Youtube setzt auch aufs 4K-Pferd und kündigte dieser Tage an, dass die Nutzer künftig Inhalte — auch 360-Grad-Produktionen — in 4K-Auflösung und mit 60 fps streamen können.

Auch der Bezahlsender Sky, der bei neuen technischen Entwicklungen meist vorne dabei ist, hat auf den Trend schon reagiert und mit Sky Sport UHD und Sky Sport Bundesliga UHD im Herbst zwei UHD-Sender in Betrieb genommen.

Hier tut sich was, und das deutlich schneller, als es beim Wechsel von SD zu HD der Fall war. Höchste Zeit also, sich auch auf unserer Seite der Branche mit 4K zu befassen, wenn man das noch nicht schon längst getan hat — selbst wenn man nur ein kleines Licht ist, sonst eher vorsichtig agiert, nicht unbedingt zu den Technikpionieren gehört und/oder 4K vielleicht sogar für Quatsch hält: Die Welle ist nicht mehr aufzuhalten — rauf aufs Brett und mitsurfen.

Der Vorteil: Der Einstieg ist gar nicht mehr teuer. Von Panasonic und Sony etwa gibt es vergleichsweise günstige 4K-Handhelds zu Preisen in der Größenordnung von 3.000 bis 4.000 Euro (und sogar günstiger), mit denen man erstaunlich gute Bilder aufnehmen kann. Und einen gut dazu passenden 40-Zöller in 4K aus dem Consumer-Bereich, der — hat man erstmal die ganzen Quatschfunktionen zur »Bildverbesserung« abgeschaltet — ziemlich gute, beeindruckende Bilder zeigt, kann man in der Größenordnung von 700 Euro bekommen.

Einigermaßen vernünftige, anspruchsvolle Bildtechnik, die vierfache HD-Auflösung bietet, kann man also mittlerweile für weniger als 5.000 Euro erwerben. Da gibt es wahrscheinlich in fast allen Unternehmen unserer Branche frühere, gescheiterte Technikexperimente zu besichtigen, die deutlich mehr gekostet haben.

Wenn Sie also zum Jahresende noch Geld übrig haben: Ran an den Speck — zumindest um zu experimentieren und Erfahrungen zu sammeln. Die Zeit ist reif.

Sie werden sehen.