Branche, Unternehmen: 25.01.2019

Vier-Tage-Woche bei Media Broadcast

Die Geschäftsführung der Media Broadcast und die Gewerkschaft Ver.di haben sich in Tarifverhandlungen auf die Einführung einer Vier-Tage-Woche ab dem 1. April 2019 geeinigt. Betriebsbedingte Kündigungen unter den 700 Mitarbeitern werden bis Ende des Jahres 2023 ausgeschlossen.

Unternehmenszentrale Media Broadcast in Köln.

Mitte Oktober 2018 hatte die Geschäftsleitung bei ver.di um eine Reduzierung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich angefragt, um die Existenz des angeschlagenen Unternehmens zu sichern und Entlassungen zu verhindern.

Durch einen Teillohnausgleich, Verbesserungen bei variablen Zahlungen sowie Ausgleichszahlungen in der betrieblichen- und in der gesetzlichen Altersversorgung »werden unter anderem die materiellen Wirkungen der Arbeitszeitverkürzung begrenzt bzw. weitgehend ausgeglichen«, teilt die Gewerkschaft jetzt mit.

Zu einigen Einzelheiten heißt es, dass die wöchentliche Arbeitszeit um sechs auf 32 Stunden gesenkt wird. Bezahlt werden 35 Stunden. »Die monatliche Entgeltwirkung wird zusätzlich durch weitere Ausgleichszahlungen sowie eine Absicherung und monatliche Auszahlung bisheriger variabler Vergütungen abgefedert.« Beschäftigte ab dem 50. Lebensjahr erhalten einen Ausgleich in der gesetzlichen Rentenversicherung. Für Härtefälle wurde ein Fonds eingerichtet.

Der Verzicht auf Personalabbau trage der Situation der Firma Rechnung. Parallel wurden Tariferhöhungen für 2020 und 2021 vereinbart. »Das Ergebnis stellt für uns eine zukunftsweisende Alternative zur Lösung von Problemen dar, die durch digitale Umbrüche entstehen können. Dies konnten wir nur durch die starke Rückendeckung unserer Mitglieder erreichen«, so Frank Sauerland, Ver.di-Bereichsleiter Tarifpolitik. Die Verhandlungskommission empfehle den zuständigen Gremien die Zustimmung zu der Vereinbarung.

Media Broadcast befinde sich, so das Unternehmen, mitten im technologischen Umbruch von analoger Technik auf weniger wartungs- und damit auch weniger personalintensive digitale Plattformen. Durch die Einführung der Vier-Tage-Woche werde vermieden, dass es ab Mitte 2019 als Folge der digitalen Transformation zu Überkapazitäten komme. Die Einigung eröffne dem Unternehmen darüber hinaus mehr Spielraum für nachhaltige Zukunftsinvestitionen und für Neueinstellungen in Innovationsbereichen.

Wolfgang Breuer, Vorsitzender der Geschäftsführung Media Broadcast.

Wolfgang Breuer, Vorsitzender der Geschäftsführung Media Broadcast, sagt: »Wir sind überzeugt davon, gemeinsam mit dem Tarifpartner ver.di eine passgenaue, zukunftsweisende, für alle Parteien vorteilhafte Lösung gefunden zu haben. Wir gewinnen in Zeiten der digitalen Transformation unseres Unternehmens mehr Flexibilität für Anpassungen und stärken gleichzeitig die Fähigkeit zu Investitionen in neue Geschäftsbereiche, in Zukunftstechnologien und in Mitarbeiter.«

Durch die Einführung der Vier-Tage-Woche verspricht sich das Unternehmen auch eine höhere Attraktivität für Talente sowohl auf Absolventenseite als auch für erfahrene Spitzenkräfte, für die neben einem spannenden Aufgabenbereich und einem attraktiven Gehaltsniveau die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit von hoher Bedeutung ist. Zudem würden die erfahrenen Mitarbeiter mit ihren Kompetenzen gehalten. 

Eckpunkte der Tarifeinigung
  • Die Tarifänderung wirkt ab dem 1. April 2019. 
  • Absenken der tariflichen Wochenarbeitszeit von bislang 38 Stunden an fünf Arbeitstagen auf 32 Stunden an vier Arbeitstagen.
  • Mit Einführung der Vier-Tage-Woche und dem Wegfall bisheriger Sonderregelungen reduzieren sich die laufenden Personalkosten. 
  • Das Bruttogehalt wird bei den tariflichen Mitarbeitern mindestens um 7,29 Prozent gesenkt.
  • Der Arbeitgeber schafft einen Ausgleich für Nachteile, die in der Altersversorgung entstehen können.
  • Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 31. Dezember 2023.
  • Die Verfügbarkeit für Kunden bleibt unverändert, im Service rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr.