Broadcast, Site-Report, Technology, Top-Story, Video, Workflow: 21.02.2019

Metechno: News und Sport in IP

SRF, tpc und SRG bauen in Zürich das neue News- Sport- und Technik-Zentrum in Full-IP. Das technische Teilprojekt wird mit der Bezeichnung Metechno umschrieben. Im neuen Gebäude werden die News- und Sportredaktionen von SRF zusammengeführt, im November 2019 soll alles in Betrieb gehen.


Studiolandschaft und Kameras
Die neue Studiolandschaft im Metechno.

Die Robotic-Systeme von Electric Friends sollen mit HDC-P50-Kameras bestückt werden. tpc hat 13 der neuen Sony HDC-P50-Kameras erworben. Die HDC-P50 bietet volle Abwärtskompatibilität mit früheren Kameragenerationen, zugleich aber neue Funktionen, wie 4K und HDR – all das soll im neuen Gebäude genutzt werden können.
Ergänzend hat tpc auch in Sonys PXW-Z450 investiert. Diese Kameras sollen für die Produktion von 4K- und HD-Nachrichten eingesetzt werden. Die XDCAM Air ENG-Lösung von Sony ermöglicht dabei das direkte Senden von hochwertigen Streams von XDCAM-Kameras von Sony, wie zum Beispiel der PXW-Z450 über WLAN und LTE. Damit möchte tpc mehr Geschwindigkeit und Flexibilität erreichen. Die Journalisten sollen ihr Material von unterwegs liefern und bearbeiten, um damit weniger an den Newsroom gebunden zu sein.

Multi-Plattform-Nachrichtenproduktion
TPC, © Nonkonform
Martin Sauter, Projektleiter Metechno.

Martin Sauter erläutert, dass die Postproduction im News-, Sport- und Technik-Zentrum harmonisiert werden soll. Dabei wird Sonys Media Backbone Hive eine wichtige Rolle spielen. Parallel zur Installation im neuen Gebäude wird das Produktionssystem in der Nachrichten- und Sportproduktion in allen Sendezentren in der ganzen Schweiz implementiert, um damit Beiträge zu bearbeiten und zu veröffentlichen.

»Der größte Teil des Schnitts soll in den Redaktionen auf Proxy-Ebene stattfinden. Lediglich für das Finishing oder für Vertonungen sind spezielle Postproduction-Arbeitsplätze vorgesehen«, erläutert Andreas Lattmann.
Diese 13 Arbeitsplätze werden in abgekoppelten Kabinen untergebracht. Des Weiteren sind Microproduktions-Arbeitsplätze vorgesehen – also kleine »Studios in a box«, in denen die Redaktionen eigenständig arbeiten und produzieren können.

Regie mit IP-Mischer, Intercom
© Nonkonform
Transparenz wird nicht nur im Gebäude, sondern auch bei den Workflows angestrebt. 

tpc wird im Projekt Metechno mehrere Dyvi-Produktionsmischer in Betrieb nehmen. EVS hat den Dyvi speziell für IP-Setups entwickelt, wenngleich der Mischer auch konventionelle Arbeitsweisen unterstützt. »Wir haben uns für Dyvi entschieden, weil wir diese Lösung sowohl für Nachrichten als auch für Sportveranstaltungen einsetzen können. Die IP-Integration und die Möglichkeit, Ressourcen einfach gemeinsam zu nutzen, entsprechen unseren aktuellen Anforderungen und sind gleichzeitig zukunftssicher« sagt Andreas Lattmann über diese Investition.

Neue Workflows erfordern offene Strukturen. 

Der softwarebasierte Live-Produktionsmischer wird als Single-Panel-System zusätzlich zu sechs Processing-Modulen geliefert. Um einen vollständig integrierten Workflow zu schaffen, werden die Abläufe per Vizrt-Studiosteuerungssystem Viz Mosart automatisiert.

Zusätzlich zu Dyvi hat tpc auch einen neuen XT-Via Live-Produktionsserver mit nativer IP 10G-Ethernet-SFP-Anbindung und IP Director-Suite für die Verwaltung der Live-Assets geordert.

Bei der Intercom im Metechno setzt tpc auch erstmalig in großem Stil Riedel-Technik ein und installiert das Riedel Artist IP-Intercom-System.

Monitoring- und Multiviewer
SDI-Schnittstellen werden im Metechno die Ausnahme sein.

Innerhalb des Neubaus werden an verschiedenen Stellen diverse Video-Eingangssignale überwacht. Als Multiviewer-System wird hierfür Prismon von Rohde & Schwarz genutzt werden, um die Signale aus der Sendeabwicklung, dem Ingest, dem MCR, der Produktion und der Sportredaktion zu überwachen. Die Prismon Multiviewer werden komplett auf Standard-Serverkomponenten aufgebaut und bieten dadurch die geforderte Flexibilität. Die Multiviewer-Ausgabe ist ebenfalls in SMPTE ST 2110 vorgesehen. R&S Prismon wird verschiedene Analysen durchführen; dabei sind die Quellsignale bereits in SMPTE 2110 vorhanden.

Zur umfassenden System- und Signalüberwachung wird wie bereits beim UHD1 das Dataminer-System von Skyline eingesetzt werden. Mit dieser Lösung wird es erstmals möglich sein, eine integrale Signalüberwachung von der Contribution bis zur Distribution wie auch eine vollständige Systemüberwachung sicherzustellen. tpc erhofft sich davon eine deutlich schnellere und bessere Fehlersuche im Störungsfall.

Dolby geplant

Mit der Inbetriebnahme von Metechno wird das Programm des Schweizer Fernsehens durchgängig in Dolby ausgestrahlt, und zwar in den Varianten Dolby 2.0, 3.0, 5.0 und 5.1 mit Metadaten ab Quelle. »Der Endkunde kann somit jeweils das bestmögliche Audiosignal empfangen«, sagt Andreas Lattmann und ergänzt, dass es dann auch eine fixe Zuteilung für Landessprache sowie Audiodescription geben wird.

Playout
Rund 600 Mitarbeiter werden im Metechno einziehen.

Die Playout-Automatisierung übernimmt im Metechno die Lösung Marina von Pebble Beach Systems. Sie steuert mehrere integrierte Dolphin-Systeme (Channel in a Box), die mit Matrox X.mio5 Q25 NIC-Karten bestückt sind.

Die Dolphins-Module bieten automatisierte integrierte Audio-, Video- und Grafikfunktionen für Ingest, Channel Branding und framegenaues Mehrkanal-Playout. Das flexible Design dieser Lösung soll es ermöglichen, die virtuelle Ausgabekette für jeden Kanal individuell anzupassen und die Reihenfolge festzulegen, in der Funktionen wie Grafiken, Effekte und Bildformatkonvertierung innerhalb des Systems verarbeitet werden. Für tpc werden die Dolphin-Systeme das Software-Plugin Vizrt Graphics nutzen, weil das auch die Grafiklösung der Wahl im Metechno ist.

Kosten
Andreas Lattmann, CTO tpc.

»Mit dem Metechno sollen die Betriebskosten um 30% reduziert werden«, erläutert Andreas Lattmann. Das ist eine Größenordnung, die sich mit klassischer Technologie vermutlich nur schwer erreichen ließe. Beim Metechno sollen mehrere Faktoren zur Kostenreduktion beitragen: IP-Technik, effizientere Workflows, reduzierte Unterhaltskosten im Gebäude; aber auch andere Arbeitsweisen stehen hierbei im Fokus.

Start November 2019
Im November 2019 wird das Metechno den Betrieb aufnehmen.

Im November 2019 wird das neue Sport- und Technikzentrum den Betrieb aufnehmen. Spätestens dann werden sich die Blicke auf das größte unkomprimierte IP-Projekt in Europa richten. Doch schon im jetzigen Zustand kann man erkennen, dass tpc damit technologisch an der Spitze agieren wird.

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