Film, Kino, Preis, Veranstaltung: 06.05.2019

Lola besingt den Baggerführer

»Gundermann« ist der beste Spielfilm des Kinojahrgangs 2018. Zu dieser Lola in Gold des 69. Deutschen Filmpreises bekamen fünf Teammitglieder des zehnfach nominierten Biopics Auszeichnungen für ihre persönlichen Leistungen. Vier Lolas gingen an »Styx«.

Neben Andreas Dresen (Regie) und Laila Stieler (Drehbuch) wurde Alexander Scheer für seine überzeugende authentische Darstellung des »singenden Baggerfahrers« Gerhard Gundermann mit einer Lola ausgezeichnet. Lolas nahmen auch Susanne Hopf für das Szenenbild und Sabine Greunig für das Kostümbild entgegen. Die Filmbiografie bringt ihren Zuschauern die Widersprüche im Leben des in der DDR aufgewachsenen Liedermachers nahe, ohne den 1998 im Alter von nur 43 Jahren verstorbenen Sänger für seine widersprüchlichen Entscheidungen in die eine oder andere Richtung zu verdammen oder zu loben. Endlich, freute sich Dresen bei der Verleihung in Berlin, könne man kompliziertere und differenziertere Geschichten aus Ost und West erzählen.

Andreas Dresen (l.) und Alexander Scheer mit ihren Lolas für »Gundermann«.

Als »Bester Spielfilm in Silber« wurde »Styx« ausgezeichnet; Lolas konnten auch Kameramann Benedict Neuenfels, Hauptdarstellerin Susanne Wolff und das Tongestalter-Team Andreas Turnwald, Uwe Dresch, André Zimmermann und Tobias Fleig entgegen nehmen.

Die Bronze-Auszeichnung erkannten die Mitglieder der Deutschen Filmakademie dem Biopic »Der Junge muss an die frische Luft« zu. Eine Lola ging auch an Luise Heyer als beste Nebendarstellerin. Caroline Links Film wurde aufgrund seiner 3,5 Mio. Kinozuschauer zudem als besucherstärkster Film ausgezeichnet.

Lolas für Kameramann Benedict Neuenfels (links) und die Produzenten des Dokumentarfilms »Of Fathers And Sons«.

»Of Fathers And Sons«, Talal Derkis Beobachtung von Kindern unter der IS-Herrschaft in Syrien, wurde als bester Dokumentarfilm und Anne Fabini für den Schnitt dieser Produktion ausgezeichnet. Bester Kinderfilm wurde »Rocca verändert die Welt« von Katja Benrath.

Goldene Lola vs. verhärtete Fronten

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) schaffte es, den Abräumer des Lola-Abends als »Stasi-Drama« in eine Allerwelts-Kategorie zu deklassieren, der sich »Gundermann« gerade bewusst entzieht. Sie nutzte die Anwesenheit von 2.000 Filmleuten, um für ihre Filmpolitik zu werben. Sie verwies u.a. auf die »Fähigkeit der Filmkunst, Menschen zu bewegen«. Dies sei nötig, weil »sich die Fronten in unserer Gesellschaft verhärten. Wir brauchen sie vor allem dort, wo sich die Menschen zunehmend abgehängt fühlen«. So bewarb sie das vom BKM finanzierte Soforthilfeprogramm des Landwirtschaftsministeriums für Kinos im ländlichen Raum und das für 2020 avisierte »Zukunftsprogramm Kino«. Beides hatten die Verbände der Kinobetreiber kritisiert: Es brauche »deutlich höhere Ansätze, um unsere Branche wirklich zukunftssicher zu machen«, merkte HDF Kino an. Für die Filmkunsttheater forderte die AG Kino inhaltliche und nicht ausschließlich wirtschaftliche Vergabekriterien.

Der Deutsche Filmpreis 2019 – Alle Lolas:

Bester Spielfilm:
Gold: »Gundermann« | Claudia Steffen, Christoph Friedel.
Silber: »Styx« | Marcos Kantis.
Bronze: »Der Junge muss an die frische Luft« | Sebastian Werninger, Nico Hofmann, Hermann Florin.
Bester Dokumentarfilm: »Of Fathers And Sons« | Ansgar Frerich, Eva Kemme, Tobias N. Siebert, Hans Robert Eisenhauer.
Bester Kinderfilm: »Rocca verändert die Welt« | Tobias Rosen, Steffi Ackermann, Willi Geike.
Beste Regie: »Gundermann« | Andreas Dresen.
Bestes Drehbuch: »Gundermann« | Laila Stieler.
Beste weibliche Hauptrolle: »Styx« | Susanne Wolff.
Beste männliche Hauptrolle: »Gundermann« | Alexander Scheer.
Beste weibliche Nebenrolle: »Der Junge muss an die frische Luft« | Luise Heyer.
Beste männliche Nebenrolle: »Das Ende der Wahrheit« | Alexander Fehling.
Beste Kamera/Bildgestaltung: »Styx« | Benedict Neuenfels.
Bester Schnitt: »Of Fathers And Sons« | Anne Fabini.
Beste Tongestaltung: »Styx« | Andreas Turnwald, Uwe Dresch, Andre Zimmermann, Tobias Fleig.
Beste Filmmusik: »Wackersdorf« | Hochzeitskapelle.
Bestes Szenenbild: »Gundermann« | Susanne Hopf.
Bestes Kostümbild: »Gundermann« | Sabine Greunig.
Bestes Maskenbild: »Der goldene Handschuh« | Maike Heinlein, Daniel Schröder, Lisa Edelmann.
Besucherstärkster Film: »Der Junge muss an die frische Luft« | Caroline Link.
Ehrenpreis: Margarethe von Trotta.
Bernd Eichinger Preis: Christian Becker.

Veranstalter des Deutschen Filmpreises ist die Deutsche Filmakademie, deren Mitglieder die Auszeichnungen durch Wahl bestimmen, in Zusammenarbeit mit dem Kulturstaatsministerium. Schon die Nominierungen für Film-Lolas sind mit Dotierungen zugunsten der Produzenten verbunden. Dafür stellte das BKM in diesem Jahr knapp 3 Mio. Euro bereit.
Autor
Peter Dehn

Bildrechte
Harald Fuhr / Deutsche Filmakademie (2), Bundesregierung / Bergmann (1).

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