Kurznachrichten: 11.07.2019

News: Kurz und knackig – KW 28/2019

Ausländische Sender suchen Plätze im deutschen TV-Markt, vorneweg der Berlusconi-Konzern, der ProSiebenSat1 übernehmen will. OTT-Dienste treiben die Zusehzeit nicht mehr hoch, ihr Anteil an der TV-Nutzung steigt stark.

Unternehmen

Mediaset-Chef Silvio Berlusconi kämpft weiter um ProSiebenSat1. Er werde das Management »bitten, drängen und überzeugen, diesem Weg zu folgen«. Laut Handelsblatt werde die Zurückweisung der Kaufofferte in Italien als Preistreiberei verstanden. Mediaset hält bereits 9,6 Prozent am deutschen TV-Konzern.
Nach dem NDR kam es auch beim WDR am 9. Juli zu einem Warnstreik. Aufgerufen hatte Verdi wegen eines »völlig unzureichenden« Tarifangebots. Betroffen war u.a. das »ARD-Morgenmagazin«, das zwischen 7 und 8 Uhr eine Aufzeichnung der vorherigen Stunde sendete.
Für mindestens 70 Prozent des vor 110 Jahren gegründeten Licht-Spezialisten bieten die US-Investoren Bain Capital und The Carlyle Group 35 Euro je Aktie. Vorstand und Aufsichtsrat befürworten das Angebot für das Unternehmen, das auf 4 Mrd. Euro geschätzt wird. Die Consumer-Produkte wurden 2015 unter dem Namen Ledvance an ein chinesisches Konsortium verkauft.
Für den insolventen Traditionshersteller von TV-Geräten wird ein Investor für Vermögenswerte und Geschäftsbetrieb gesucht. Die Marke wurde an einen der Hauptgläubiger verpfändet. Die Geschäftstätigkeit ist seit dem 1. Juli ausgesetzt.
Die Schweizer Gruppe mit vier werbefinanzierten Free-to-Air-Kanälen »analysiert« den deutschen TV-Markt. Man suche »eine Lücke für einen kleinen Free-TV-Sender mit Schwerpunkt Lizenzprogramm« und einen deutschen Partner, berichtet DWDL nach einem Gespräch mit CEO Dominik Kaiser.
Der in den Niederlanden beheimatete Lösungsanbieter für Abrufdienste betreibt unter dem Dach der Kölner Produktionsfirma Rushlake Media ein Deutschland-Büro. Das 2004 gegründete Unternehmen konnte in letzter Zeit Büros in Belgien, Skandinavien, Spanien und Südafrika eröffnen.
Zu den beiden linearen Pay-Kanälen DAZN HD1 Bar und DAZB HD2 Bar des Sport-Streamers könnte bald ein dritter kommen. Laut Meldung wurde die Zulassung für DAZN1 von der MABB genehmigt. Zu den Plänen hält sich das britische Unternehmen (das eine Brexit-Ausweichlizenz von der MABB bekam) bedeckt.
Das PayTV plant 500 Entlassungen (18 Prozent der Beschäftigten) und gibt den SVOD-Dienst CanalPlay auf. Canal+ hatte u.a. die Rechte der französischen Fußball-Liga verloren. Mediapro (Spanien) zahlte dafür 1,153 Mrd. Euro – 60 Prozent über dem Vorvertrag. Canal+ hat 4,6 Mio. Abos in Frankreich, Netflix 5 Mio.
Der niederländische Netzbetreiber verkauft seinen globalen IP- und Cloud-Zweig KPN International mit 400 Kunden, einem internationalen Glasfasernetz und POPs in 21 Ländern für 50 Mio. Euro an den US-Wettbewerber GTT Communications, der weltweit bereits 600 POPs besitzt. Zum Deal gehören auch ein Backbone im Raum Frankfurt/Main und weitere kleinere Netze in Deutschland.

Produkte

Das Schweizer Unternehmen will die Clients seiner cloudbasierten Conditional Access Produkte Conax (2014 für 164 Mio. Euro erworben) und Nagra miteinander verbinden.
Amaury Sport Events (ASO) verwendet den Digital Content Hub der französischen Firma, um Clips seiner Tour de France selbst zu nutzen und Broadcastern für die Crossplattform-Nutzung anzubieten. ASO veranstaltet jährlich 90 Events in 25 Ländern.
Swisscom Broadcast nutzt die IP-basierte Netzwerkplattform Nimbra 1060, um die Qualität seiner Angebote für seine Kunden zu verbessern. Nimbra 1060 wurde 2018 vorgestellt und ist u.a. auch in Schweden bei SVT im Einsatz.

Broadcast

Mit der Kennung »Hot Bild 4k Test« startete der Sat-Anbieter ein frei empfangbares Programm auf der Hotbird-Position 13 Grad Ost (12.539 GHz horizontal, SR 30.000, FEC 5/6).
Der Bezahlsender zeigt Sky Q-Kunden exklusiv ein Topspiel der britischen Premier League auf Sky Sport UHD in 4k. Damit wird die Zahl der 4k-Sportevents von 50 auf 130 Live-Sendungen (Bundesliga. UEFA Champions League, Formel1 u.a.) erweitert.

5G

»In den nächsten Wochen« will der TK-Konzern den Datentransfer beim Mobilfunk »an einzelnen 5G-Standorten mit geeignetem Endgerät« auf 300 Mbit/s ausbauen. 100 der 30.000 Telekom-Basisstationen sollen entsprechend ausgestattet werden.
Vodafone und die Deutsche Fußball-Liga starten zum Saisonauftakt eine zweijährige 5G-Kooperation. Dafür wird das Wolfsburger Stadion mit 5G-Sendetechnik ausgestattet. Eine App soll Fans dort die Daten zu rund 1.600 Spiel-Ereignissen und 3,6 Mio. Positionspunkten in Echtzeit zugänglich machen, die die DFL erhebt.
Die Mobilfunkbetreiber wollen den 3G-Datendienst UMTS bis 2021 (Vodafone) bzw. Ende 2020 (Telekom) abschalten. Das könnte laut Spiegel Online bis zu 53 Prozent ihrer Kunden betreffen, die keine für die 4G-Nachfolgetechnik LTE freigeschaltete SIM oder ein ungeeignetes Handy besitzen. das betreffe u.a. Kunden mit Prepaidkarten von Discountern besonders.

Studien, Statistiken

Auch ohne deutsche Beteiligung schalteten 5,1 Mio. Zuschauer das Finale der Frauen-Fußball WM zum ungewohnten 17 Uhr-Anpfiff ein. Der Marktanteil lag bei 28 Prozent. Höchste Einschaltzahlen von fast 8 Mio. Zuschauern erreichte das Viertelfinal-Aus der Deutschen.
Aktuelles zur Zuschauerwanderung vom linearen TV zu Abrufdiensten meldet IHS Markit: Die TV-Nutzung in den USA und europäischen Kernmärkten lag 2018 demnach bei 273,7 Minuten pro Person und Tag. 284,3 Minuten waren es 2013. Seither fiel der Anteil linearer Nutzung von 87 auf 67 Prozent. Bisher trugen nonlineare Inhalte zur Erhöhung der Nutzungszeit bei. Das wurde für viele Zuschauer zur Alternative zum LinearTV (Grafik klickbar).

Personalia

Erwartungsgemäß wählte der NDR-Rundfunkrat den einzigen Kandidaten zum neuen Intendanten. Mit 40 von 47 Stimmen erreichte Hörfunkdirektor Joachim Knuth die erforderliche 2/3-Mehrheit. Er übernimmt die ARD-Anstalt am 13. Februar 2020. Lutz Marmor hatte den NDR zwei Amtszeiten lang geleitet.
Sachsens Landtag wählte Fabian Magerl in den SLM-Medienrat. Der Landeschef einer Krankenversicherung ist der dritte Funktionär der sächsischen Regierungskoalition in dem fünfköpfigen Gremium, das alle wichtigen Entscheidungen der Landesmedienanstalt trifft.
Nach sechs Jahren verlässt Geschäftsführer Christian Rönsch den Filmhändler Studio Hamburg Enterprises mit unbekanntem Ziel. Studio Hamburg-CEO Johannes Züll übernimmt die Leitung bis zur Klärung der Nachfolge.
Als Vice President Content übernimmt Guido Bolten die inhaltlichen Aufgaben für die fünf Factual Entertainment-Kanäle von Discovery Deutschland. Er kommt von Burda Studios Pictures, wo er u.a. den Sender BonGusto und  die Produktionsfirma FocusTV verantwortete.
Cornelia Holsten begann am 1. Juli ihre dritte fünfjährige Amtszeit als Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt.
Ab dem 1. September soll Vasco Winkler als Chef Digital Officer der Radio-Familie dazu beitragen, »perspektivisch wegfallende Erlöse aus dem UKW-Markt durch innovative Digital-Angebote zu ersetzen«, so Geschäftsführer Felix Kovac. Winkler folgt Sven Rühlicke, der ab dem 15. Juli eine Voice-Agentur betreiben will.