Interview, Tech-Talk, Top-Story: 29.08.2019

25 Jahre CBC – reloaded

CBC gehört zu den führenden TV-Produktions- und Broadcast-Unternehmen Deutschlands und ist Teil der Mediengruppe RTL Deutschland. film-tv-video.de traf Geschäftsführer Thomas Harscheidt zum Interview.



Von Broadcast zu Unicast

Eine wichtige Entwicklung, die schon begonnen habe und in den nächsten zehn Jahren weiter stattfinden werde, sei die von Broadcast zu Unicast, findet Harscheidt. Je nach Content sieht er allerdings unterschiedliche Geschwindigkeiten: Zeitunabhängige Nutzung von Content sei in vielen Bereichen schon in der Unicast-Welt angekommen – also beim Stream auf Abruf, der in der Regel zu unterschiedlichen Zeiten und auch mit unterschiedlichen Angeboten stattfindet.

© Ruven Breuer/CBC
Live-Berichterstattung spielt eine wichtige Rolle.

Wenn es aber um Gleichzeitigkeit in der Distribution gehe, komme man an Broadcast nicht vorbei: »Ich glaube, dass wir auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren Content, der von vielen Leuten gleichzeitig genutzt wird, etwa bei Events wie Sport und den großen Shows oder aktueller Berichterstattung, per Broadcast empfangen werden. Denn nur das ermöglicht eine zeitgleiche Ausstrahlung an viele Millionen Empfänger und Haushalte in gleicher Qualität – übrigens auch in UHD.« Es gebe überhaupt keinen Grund, Live-Events mit Millionen einzelner Unicast-Streams zu übertragen, urteilt Harscheidt und ergänzt: »In zehn Jahren wird das wahrscheinlich möglich sein – ob es ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, wird sich zeigen.«


Aktuelle Insights von CBC und UFA zu UHD und HDR
Im Fokus: UHD/HDR

Bereits vor drei Jahren habe man sich in der Mediengruppe RTL darauf verständigt, nur in Technik zu investieren, die mindestens die nächsten fünf bis zehn Jahre dem aktuellen Stand der Technik entspreche. »Das ist einer der Gründe dafür, dass wir nur noch in UHD-Ready-Equipment investieren – was nicht heißt, dass es immer sinnvoll und nötig ist, auch tatsächlich in diesem Standard zu produzieren«, so Harscheidt.

©Dirk Schwarz
UHD und HDR sind zentrale Bausteine der weiteren Entwicklung.

Für sehr sinnvoll hält er die Kombination aus UHD und HDR. »Mit diesen Bildern, die einen deutlich höheren Kontrastumfang und einen erweiterten Farbraum bieten, können wir uns qualitativ abheben – nicht zuletzt deshalb, weil wir solche Inhalte dank Broad- und Multicasting auch übertragen können. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass dies der Produktionsstandard der Zukunft ist«, sagt Harscheidt und ergänzt: »Die Mediengruppe RTL Deutschland hat den Anteil an UHD-HDR-Produktionen 2019 konsequent ausgebaut und wird am Ende des Jahres auf mehr als 50 große Produktionen im UHD-HDR-Standard kommen.«

Trends und Themen bei CBC

Produktionseffizienz zu erreichen bei gleichzeitig höchstem Production Value und bester Produktionsqualität – das sei für CBC aktuell eine zentrale Aufgabe, erläutert Harscheidt.

© Ruven Breuer/CBC
Dass IP kommt, steht Harscheidt außer Zweifel, offen sei aber, wann und wie.

So setze man sich aktuell etwa mit der Frage auseinander, wann klassische Kreuzschienen- durch IP-Technik ersetzt werde. »Beim Thema IP ist zumindest aus unserer Sicht etwas Ernüchterung eingetreten«, findet er: die eigentliche Kunst bestehe bei neuen Technologien ohnehin darin, den richtigen Zeitpunkt für den Umstieg zu finden. Soll heißen: Dass IP kommt, steht für Harscheidt außer Zweifel, offen sei aber, wann und wie. Ähnlich verhalte es sich auch mit Distributionswegen, der Produktion in UHD und Postproduktion.

»Schlussendlich geht es bei einem Technologiewechsel immer ums richtige Timing«, urteilt Harscheidt. Mindestens ebenso wichtig sei es aber zu entscheiden, welche Technologie man auslasse. Auf Stereo-3D-Technologie etwa habe CBC wie viele andere auch von vornherein verzichtet. »Aber nicht immer fällt diese Entscheidung so leicht wie bei Stereo-3D.«

Neue Investitionen

»Erst jetzt mussten wir einen größeren Schritt machen und haben in neue Grass-Valley-Kameras und Arri-LED-Technik investiert, was in den kommenden Monaten sukzessive installiert werden wird«, berichtet Harscheidt.

© Ruven Breuer/CBC
CBC macht die vorhandenen Technodolly-Systeme fit für die Zukunft.

Die Inhouse-Formate sollen dann künftig in drei umgebauten und modernisierten Studios produziert werden, wovon mindestens eines ein Hybrides sein soll, das VR und Realität kombiniert. »Unser Technodolly-System, das im Haus sehr beliebt ist, werden wir etwas umbauen und erhalten. Es wird sich auch künftig mit einer Mischung aus automatisiertem und Handbetrieb nutzen lassen.« Auf eine vollständige Automation möchte sich Harscheidt nicht verlassen, insbesondere dort nicht, wo Virtualität und Realität hybrid genutzt werden sollen.

Technische Fragmentierung

Zahlreiche Formate, Standards und Geräte zu bedienen, wird immer vielfältiger und komplexer. Sowohl auf der Produktions- wie auf der Distributionsseite gilt es, unterschiedlichste Anforderungen zu erfüllen. Aus der Sicht von Harscheidt ist das für ein Unternehmen wie CBC jedoch Tagesgeschäft. Die technischen Werkzeuge, um das zu bewältigen, seien vorhanden und CBC wisse sie zu nutzen. »Vielfalt ist bei uns Standard«, sagt er.

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Autor
C. Gebhard, G. Voigt-Müller

Bildrechte
Ruven Breuer/CBC, Dirk Schmidt/CBC, Nonkonform

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