Kurznachrichten: 10.02.2022

News: Kurz und knackig – KW 6/2022

AV-Nutzung: Fast 10h. Digitalbranche: Geschäfte wie vor Corona. Kinos: 2/3 Besucher. 40 EU-Mrd.: Chipsektor stärken. Dänemark: »Netflix-Steuer«. Höher: Streamer-Preise. Hauptstadtregion: Drehboom. USA: Teurer Rauswurf. RT DE: Über Österreich nach Deutschland?

Unternehmen

Der Digitalbranchen-Index aus Geschäftslage und -erwartungen stieg für das 1. Halbjahr um 5,4 auf 30 Punkte und damit auf Vor-Corona Niveau, so der Verband. Während der Preisindex um 5,7 auf 40,7 Punkte zulegen soll, erreiche der Fachkräftemangel einen neuen Höhepunkt.
Auch  Prime erhöht seine Preise in den USA von 12,99$ auf 14,99$, die Jahresgebühr um 20 auf 139$. Seit 2014 wurden mehr als 150 Mio. FireTV-Geräte verkauft. Mit 14,3% im Gewinn im Q4/21 – fast dem Doppelten von Q/20 – übertraf der Mutterkonzern zwar die Prognosen, erwartet aber das Abflauen des Coronabooms im Online-Handel.
Das US-Unternehmen darf seinen britischen Antivirus-Wettbewerber Avast übernehmen. Der 8 Mrd. $-Deal erzeuge keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken, so das Bundeskartellamt.

Broadcast

Die Stadt Köln übernimmt das Studio für Elektronische Musik (SEM) des Senders und verbindet es mit ihrem Zentrum für Alte Musik (zamus). SEM, in den 50ern gegründet, wurde mit Stockhausen, Kagel und anderen zum Zentrum für moderne Musik.

Produktion, Förderung

»Vollbeschäftigung« in 50.000 Jobs: Aus dem 2021er Förderetat von 44,8 Mio. € flossen 33,6 Mio. € in Filme, meldet das Medienboard. Trotz Corona wurde an 6.000 (+300) Tagen in Berlin und Brandenburg 184 Mio. € gedreht; 13 Mio. € gingen an »Produktionen mit hohem Digitalanteil«.
Amazon Prime sichert sich für seine britische Produktion mit einem Multimillionen Pfund-Deal den Zugriff auf etwa 1/3 der Kapazität der Shepperton Studios. Mit 31 Ateliers von gut 1,1 Mio. qm Fläche will man 2023 weltweit zweitgrößter Studioanbieter sein.
Die EU stellt über Creativ Media 385,6 Mio. € bereit. Erste Aufrufe betreffen den neuen »Cross Sector« für den Nachrichtenbereich. Weitere Bereiche sind »Content Cluster« (Film- und Spieleproduktion), »Business Cluster« (Fortbildung, internationale Promotion) und »Audience Cluster« (Verleih, Festivals, Kinonetzwerke).
Ein »Chips Act« der EU soll für über 30 Mrd. € die eigene Chip-Produktionen anschieben, 12 Mrd. € fließen für F&E. So soll die Abhängigkeit von asiatischen oder US-Firmen beseitigt werden, während sich das Marktvolumen bis 2030 verdoppeln werde.

Filme, Festivals, Kinos

Mit einer Talkrunde begleitet das Berliner Filmmuseum u.a. die Aufführung der restaurierten Fassung von »Brüder« (W. Hochbaum, 1929). Es diskutieren Andres Veiel (Regisseur), Markus Kirsch (Media Services GmbH), Nikolaus Wostry (Filmarchiv Austria)  und die Restauratorin Maxi Zimmermann (Deutsche Kinemathek) am Sonntag, 13.2. ab 18 Uhr, Deutsche Kinemathek. Eine verbindliche Anmeldung zum kostenlosen Event (2G+Maske) ist erforderlich.
Im zweiten Corona-Jahr fiel der Kinobesuch um 2/3: Für 373,2 Mio. € (63,6%) wurden 42,1 Mio. (64,5%) Tickets verkauft. Die Kino-Infrastruktur hat sich mit 1.723 Spielstätten mit 4.931 Leinwänden nur marginal verändert. Jedoch sind vier weitere Orte ohne eigene Kinos. Bestgelaufener Film war »Zeit zu sterben« mit 5,9 Mio. Besuchern. Der US-Anteil stieg von 45,7 auf 54,7%. Bester deutscher Film war »Die Schule der magischen Tiere« mit 1,3 Mio. Tickets auf dem Jahresplatz 6.
Am Dienstag, 15. Februar (18 Uhr, Berlin am Cinemaxx Potsdamer Platz), sind Beschäftigte zu einer Demonstration für bessere Arbeitsbedingungen in den Kinos aufgerufen. Während viele Kinobesitzer Förderungen nutzten, wurde u.a. Teilzeitlern gekündigt, Arbeitsverträge rechtswidrig ruhend gestellt, kritisiert die Gewerkschaft.
Die Netflix-Kopro »The Power of Dog« hat in 12 Kategorien beste Chancen bei den 94. Oscars. In dieser Rangliste folgt das Remake »Dune« mit 10 Nominierungen. 7 Chancen hat die »West Side Story«. Mit »Spencer« (Komplizen Film) ist eine Medienboard-geförderte Produktion im Rennen (Kirsten Stewart, weibliche Hauptrolle). Maria Schrader hat es mit »Ich bin dein Mensch« nicht in die Schlussrunde geschafft. Die Oscars werden am 27. März in L.A. verliehen.

Radio, Audio

Nach Kritik aus der Radiobranche entfernen Niedersachsens GroKo-Fraktionen per Änderungsantrag eine Bestimmung aus der Novelle des Mediengesetzes: Plattformbetreiber wären gezwungen gewesen, Nichtkommerzielle Radios kostenlos über DAB+ zu verbreiten. Stattdessen soll die Medienanstalt u.a. deren Sendebetrieb fördern. Eine landesweite Ausschreibung wird zur Jahresmitte erwartet.
72 % des täglichen 188 Minuten Radiokonsums entfallen auf die öffentlich-rechtlichen Wellen. Diese schalten rund 4.7 Mio. Hörer ein, Privatradios erreichen nur 2,2 Mio. Hörer.
Der Medienkonzern mit Stammsitz in Deutschland erweitert sein Radioportfolio auf Portugal und den dort größten Hörfunkanbieter Media Capital Radios (MCR) mit wöchentlich 61 Mio. Nutzern von Radiosendern, Abruf-Audiostücken, Podcasts und Audio-Abos.

Streaming

Inmitten der Kontroverse um Fakenews zu Corona, die Joe Rogan auf Spotify verbreiten darf, bleibt der Musikstreamer unter den Erwartungen für die Quartalsprognosen. Von 418 Mio. Nutzern sollen 183 Mio. zahlende Abonnenten sein. Die Aktie stürzte um 10% ab.

Studien, Statistiken

Die tägliche Nutzung von TV, Radio und AV-Medien erreicht 9 Std. und 47 Min. (+13 Min. zu 2020). Gegenüber 2019 gibt der Branchenverband Vaunet die Steigerung mit 54 Min. an. Die gesamte Mediennutzung einschließlich Print stieg um 12 Min. auf 11 Std. und 18 Min.
Die Zahl der Hinweise und Beschwerden stieg 2021 auf 5.596 und damit auf mehr als das Doppelte gegenüber 2020. Die Zahl der Anmerkungen zum Privatfunk stieg von 513 auf 1.223. 3.711 (1.446) Zuschriften gingen zuständigkeitshalber an die betroffenen öffentlich-rechtlichen Sender.
Der Marktanteil des PayTV in den USA ist seit 2010 von 91% auf 60% gefallen. Laut Digital TV Research fällt die Abozahl von 105 Mio. (2010) bis 2027 auf 60 Mio. Demnach verdoppelt sich der Verlust an Abos von 6 auf 12 Mio. jährlich.

Medienrecht, Medienpolitik

Dem polnischen Spielfilmsender TVN7 droht das Aus – trotz des Vetos von Präsident Duda zum neuen Mediengesetz. Laut Berichten verschleppt die Medienbehörde KRRiT die zum 25.2. fällige Verlängerung der Terrestrik-Zulassung des Discovery-Senders. KRRiT hatte sich 2021 dem Schwestersender TVN gegenüber ähnlich verhalten, der als regierungskritisch gilt.
Ein Team des deutschen Auslandssenders darf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) beim Moskau-Besuch nächste Woche begleiten. Der Kreml hatte zuvor die Schließung des Moskauer Büros des Senders angeordnet – als Reaktion auf die Abschaltung des für Deutschland nicht lizensierten russischen Staatssenders RT DE.
Russland will eine Sendeerlaubnis für seinen deutschsprachigen TV-Dienst vor Gericht gegen die Medienanstalten durchsetzen. Zugleich sei laut der Zeitung »Der Standard« ein Engagement in Österreich geplant.
Eine 5%-Abgabe auf Umsätze soll die Finanzierung nationaler Film- und TV-Produktionen verbessern. Die »Netflix-Steuer« soll auch den Einfluss von Digital-Giganten auf die Gesellschaft einschränken.
Infolge der von Expräsident Trump angeordneten Herausdrängung der chinesischen Hersteller Huawei und ZTE aus der US-Infrastruktur haben Mobilfunk-Betreiber 5,6 Mrd. $ beantragt. Der für die Erstattungen zuständigen Behörde FCC stehen nur 1,9 Mrd. $ zur Verfügung.

Aus- und Weiterbildung

Gegen den Fachkräfte-Mangel steht die neue UFA Academy. Zweijährige Weiterbildungen für Aufnahmeleiter, Regieassistenten, Script/Continuity und Filmgeschäftsführung richten sich u.a. an Quereinsteiger zwischen 25 und 60. Die Kurse beginnen im Mai, den Teilnehmern wird Mindestlohn gezahlt.

Verbände

ATET, Digita Oy, OBS, rbb, Skyworth, Synamedia, ZEASN Europe sind neue Mitglieder der Branchenvereinigung, die offene Standards für interaktive Broadcastdienste fördert.

Personalia

Schauspieler Ulrich Matthes steht für eine Wiederwahl als Präsident der Filmakademie nicht zur Verfügung. Corona habe Vieles verhindert und die »komplett missglückte« Kampagne »allesdichtmachen« habe seinen Entschluss befördert, erklärte er auf einer Veranstaltung der »Zeit«.
Wegen Antisemitismus-Vorwürfen wurden 5 Trennungen eingeleitet; von elf weiteren Verdachtsfällen ist eine Person nicht mehr beim Auslandssender beschäftigt.

 

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